Die Selbstversenkung der Greta Thunberg
Als Greta Thunberg zum vorletzten Mal segelte, verfolgten Millionen junge Menschen die Reise über den Atlantik. An Bord der Rennyacht „Malizia“ des Hamburgers Boris Herrmann reiste sie mit dem Wind zur UN-Konferenz in New York. Eine junge, unscheinbare Frau mit Asperger-Syndrom war die Stimme einer Generation geworden, die sich Sorgen um die Klimakrise macht.
Das moderne Märchen eines Mädchens, das mit einem Pappschild vor seiner Schule hockte und sich schließlich mit Angela Merkel über weltpolitische Fragen austauschte. Schlagzeilen-Gold.
Lieferung von Hilfsgütern war ein PR-Stunt
Hässlich ging die Geschichte weiter. Ihr, wie ich finde, wenig subtiler Antisemitismus und ihre Nähe zu Terror-Unterstützern haben dazu geführt, dass sie kein Staatschef und kein Entscheider mehr treffen mag. Auch der deutsche Ableger ihrer Organisation „Fridays for Future“ distanzierte sich deutlich.

Der Autor: Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, leitet mit seiner Frau Julia den von ihnen gegründeten Ankerherz Verlag (www.ankerherz.de). Vorher war er Polizeireporter für die „Chicago Tribune“, arbeitete als Reporter für Zeitschriften wie „Max“, „Stern“ und „GQ“ von Uganda bis Grönland. Sein neues Buch „Das muss das Boot abkönnen“ gibt es im MOPO-Shop unter mopo.de/shop. Weitere Bücher gibt es im Ankerherz-Shop – zum Beispiel „Das kleine Buch vom Meer – Helden“ oder „Mayday – Seenotretter über ihre dramatischsten Einsätze“.
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Nun segelte die Schwedin wieder. Vordergründig ging es um die Lieferung von Hilfsgütern an die leidenden Menschen im Gazastreifen. In Wahrheit war es Selfie-Segeln in eigener Sache, ein PR-Stunt, der auf mich in seiner plumpen Offensichtlichkeit abstoßend wirkt.
Die Hilfsgüter an Bord der Yacht „Madleen“ hätten nicht mal einen Kleinlaster gefüllt. Dass ihre „Crewmitglieder“ von der Klimaschutz- und Umweltbewegung Handys und Laptops in die See warfen, ist ein Sinnbild dieses Törns. Und weist auch darauf hin, dass sie vertuschen möchte, mit welchen Kräften sie erneut zusammenarbeitete. Laut Londoner „Telegraph“ finanzierte ein Londoner Hamas-Unterstützer den Ausflug.
Thunberg klagte in Paris über „Bedingungen“
Was ich als geschmacklos empfand, war ihre Rhetorik, nachdem das Boot erwartbar von israelischen Streitkräften gestoppt worden war. Sie sei eine „Geisel“ und werde „gekidnappt“, beschwerte sich Thunberg. Welch ein Hohn angesichts der Geiseln der Hamas. Sie war von der israelischen Marine mit Sandwiches empfangen worden.

Wenige Stunden später war sie frei und gab in Paris die nächste Pressekonferenz. Dort klagte sie erneut über die „Bedingungen“, die sie auf Nachfrage von Journalisten nicht näher definieren konnte. Bekannt ist, dass sie sich weigerte, eine Dokumentation der Hamas-Gräuel am Terrortag 7. Oktober 2024 anzusehen. Sie drehte sich um und hielt sich die Ohren zu.
Thunberg – eine „Belastung der Klimaschutzbewegung“
Ihre Aktion hat den Menschen in Gaza nicht geholfen. Nur ihr selbst. Sie ist wieder ein Thema – darum geht es ihr.
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Greta Thunberg ist von einer medial stilisierten und hart vermarkteten „Ikone“ zu einer echten Belastung der Klimaschutzbewegung geworden. Sie wurde berühmt, weil sie auf das wichtigste Thema unserer Zeit aufmerksam machte. Ihre Prominenz ist nur geliehen. Niemand sollte mehr über Thunberg reden. Sie hat die Aufmerksamkeit nicht verdient.
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