Peter Williams

Statt Scholle transportierten Peter Williams (l.) und seine Komplizen Kokain im Schlauchboot. Foto: National Crime Agency

Der Drogen-Schmuggler, der mehrfach den König traf

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Das Handyvideo zeigt Schlauchboote, die in die Bucht rasen und mit hohem Tempo auf den Strand schlittern. Männer springen heraus und rennen davon, verfolgt von bewaffneten Grenzschützern. Zuschauer der Verhaftung sind Badende, Urlauber mit Decken unter dem Arm und ein verdutzter Rettungsschwimmer.

Gwynver Beach nahe Land’s End: prima geeignet als Kulisse für weichgezeichnete ZDF-Landgut-Romantik, doch aktuell in den Schlagzeilen für harte Drogen-Action. Der wilde Westen Großbritanniens erlebt ein Comeback der Schmuggler. Früher ging es an der zerklüfteten Küste um Tabak, Tee, Rum oder Gewürze – heute um Kokain. Rosamunde Pilcher trifft auf „Narcos“.

Ermittler finden Drogen mit Straßenverkaufswert von 18,4 Millionen Pfund

Vor der Bucht fanden die Ermittler sechs in der See treibende Container mit 230 Kilo hochreinem Kokain. Straßenverkaufswert: 18,4 Millionen Pfund. „Drop-off“-Methode nennen es die Drogenfahnder, wenn der Stoff von großen Frachtern auf See ausgesetzt wird, wasserdicht verpackt und bestückt mit GPS-Sendern. Komplizen schaffen den Stoff mit kleineren Booten an Land; auch vor der deutschen Küste operieren Drogenbanden auf diese Weise. Geht etwas schief, landen die Drogen am Strand und in den Nachrichten.

Skipper des Schlauchboots war ein bekannter Fischer, der mehrmals den heutigen König Charles III. traf. Peter Williams, Mitte 40, optisch Anfang 60, galt als Vorzeige-Seemann und lokaler Held: nachhaltig unterwegs und engagiert bei „Fishing into the Future“, einer Wohltätigkeitsorganisation, deren Treuhänder der heutige König ist. Prinz Charles wollte meeresschonende Fischerei und die Förderung junger Menschen in der Branche unterstützen.


Stefan Kruecken hfr
Stefan Krücken

Der Autor: Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, leitet mit seiner Frau Julia den von ihnen gegründeten Ankerherz Verlag (www.ankerherz.de). Vorher war er Polizeireporter für die „Chicago Tribune“, arbeitete als Reporter für Zeitschriften wie „Max“, „Stern“ und „GQ“ von Uganda bis Grönland. Sein neues Buch „Das muss das Boot abkönnen“ gibt es im MOPO-Shop unter mopo.de/shop. Weitere Bücher gibt es im Ankerherz-Shop – zum Beispiel „Das kleine Buch vom Meer – Helden“ oder „Mayday – Seenotretter über ihre dramatischsten Einsätze“.

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Sogar Williams’ Anwalt sprach im Prozess von einem „massiven Absturz“ seines Mandanten. Nach dem Tod seines Vaters, den er auf See miterlebte, habe er begonnen Drogen zu konsumieren. Um seine Schulden zu bezahlen, ließ er sich dann mit den Dealern ein – und das Kartell heuerte den erfahrenen Seemann an. Der Klassiker also.

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Die Verbrecher operierten in zwei Banden: Eine im Südwesten Englands, zu der Williams gehörte, holte die Drogen an Land. Eine andere Gruppe in Essex streckte das reine Kokain und verteilte es an Straßendealer in der Region. Vor Gericht gab Williams außerdem Geldwäsche und den Besitz eines scharfen Revolvers zu, den Fahnder in seinem Kleiderschrank fanden.

Das Urteil des Richters ist als Ansage an alle zu verstehen, die überlegen, neben Kabeljau und Seelachs nach Drogenpaketen zu fischen: 16 Jahre und neun Monate Gefängnis für diesen „Catch of the Day“.

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