Der Steilküstenstreifen um die „Sieben Schwestern“ in Südengland

Der Steilküstenstreifen um die „Sieben Schwestern“ in Südengland ist Naturschutzgebiet – und damit autofrei. Foto: hfr

Das Haus an den Klippen – wenn die Urlaubslogistik zum Schrecken wird

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Meistens ist es wichtig, auf die vermeintlich kleinen Details zu achten. Und wer es versäumt, läuft im Ergebnis mehr als eine Meile zum Parkplatz. So ist es passiert in unserem Urlaub.

Das Cottage, das ich buchte, ist ein altes Bauernhaus unter alten Bäumen und steht im „Seven Sisters Country Park“ im Süden Englands. „Sieben Schwestern“ heißen die sieben berühmten Kreidefelsen nahe der Stadt Eastbourne, und die Gegend ist ein Naturparadies mit höchster Schutzstufe.

Autoverkehr ist im „Seven Sisters Country Park“ ungefähr so gerne gesehen wie Geschlechtsverkehr im Hamburger Michel. Wer das Cottage unweit der Klippen besucht, muss also wandern. Stand so auch in der Beschreibung, die ich aber erfolgreich überlesen habe, vermutlich in der Begeisterung, dass das Haus noch verfügbar war.

Urlaubslogistik wird zum Schrecken

Der Schrecken kam während der Anreise. An dieser Stelle wird die Urlaubslogistik einer großen Familie, sagen wir: interessant. Eine Autofahrt zum Haus hat die Parkverwaltung, der es gehört, gestattet. Eine Mitarbeiterin schloss das Tor des Zufahrtswegs für kurze Zeit auf. Der Rest muss zu Fuß erledigt werden.


Stefan Kruecken hfr
Stefan Krücken

Der Autor: Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, leitet mit seiner Frau Julia den von ihnen gegründeten Ankerherz Verlag (www.ankerherz.de). Vorher war er Polizeireporter für die „Chicago Tribune“, arbeitete als Reporter für Zeitschriften wie „Max“, „Stern“ und „GQ“ von Uganda bis Grönland. Sein neues Buch „Das muss das Boot abkönnen“ gibt es im MOPO-Shop unter mopo.de/shop. Weitere Bücher gibt es im Ankerherz-Shop – zum Beispiel „Das kleine Buch vom Meer – Helden“ oder „Mayday – Seenotretter über ihre dramatischsten Einsätze“.

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Wer Familie hat, der nickt nun mitfühlend, wenn ich vier Kinder, Unmengen Nahrungsmittel für Pubertiere und eine ebenfalls notorisch hungrige Cane-Corso-Hündin namens Elli ins Spiel bringe. Der Hund allein benötigt eigentlich ein eigenes Begleitfahrzeug fürs Futter.

Bekannte Orte kämpfen gegen Massentourismus

Ich bin nicht sicher, ob ich das Cottage mit dem Wissen um die vielen Meilen zum Parkplatz gebucht hätte, aber nun muss ich sagen: Jeder Schritt war richtig. Seit ein K-Pop-Star ein Musikvideo auf den Klippen aufnahm, die auch in einer „Harry Potter“-Folge auftauchen und in Fernsehserien wie „Luther“, herrscht auf den Wegen des Naturparks touristischer Ausnahmezustand. Es wird voll am Klippenrand.

Proteste gegen Massentourismus sind ein Thema dieses Sommers. Auf Mallorca kippen Protestierende Exkremente auf die Straßen. Amsterdam gibt viel Geld für Kampagnen aus, um Besucher abzuschrecken. In Nizza fährt der populistische Bürgermeister mit einem kleinen Boot los, um den Kapitän eines großen Kreuzfahrtschiffs zu beschimpfen. Und selbst auf den abgelegenen Lofoten wächst die Wut auf Gäste, die in Vorgärten kacken.

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Zwischen koreanischen K-Pop-Fans, einer lauten italienischen Modeproduktion und vielen Reisebussen mit Indern und Chi­nesen liegt nun eine Schutzzone von knapp einer Meile. Unsere einzigen Nachbarn im Cottage sind Kühe, wilde Ponys und Dachse. Gestern Abend sah ich einen Fuchs durch den Garten huschen und war froh, dass Elli dieses Detail übersah.

Ich habe dem Fuchs zugeprostet im Wissen darum, wie schwierig es war, das Bier hier herzuschleppen. Es fühlte sich gut an.

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