Brennender Autofrachter vor Ameland: Die leidgeprüfte Insel in der Nordsee
Als ich die erste Nachricht vom brennenden Autofrachter „Fremantle Highway“ nahe dem Weltnaturerbe Wattenmeer las, kam sofort eine beklemmende Erinnerung hoch. „Nicht schon wieder Ameland“, dachte ich. Januar 2019, wir waren mit den Kindern zum Jahreswechsel auf die Insel gereist. Ein Sturm zog über die Nordsee. Als wir morgens an den Strand spazierten, wunderten wir uns über Einsatzfahrzeuge und Warnhinweise. Dann verstanden wir, was los war.
Als ich die erste Nachricht vom brennenden Autofrachter „Fremantle Highway“ nahe dem Weltnaturerbe Wattenmeer las, kam sofort eine beklemmende Erinnerung hoch. „Nicht schon wieder Ameland“, dachte ich. Januar 2019, wir waren mit den Kindern zum Jahreswechsel auf die Insel gereist. Ein Sturm zog über die Nordsee. Als wir morgens an den Strand spazierten, wunderten wir uns über Einsatzfahrzeuge und Warnhinweise. Dann verstanden wir, was los war.
Vor der Insel hatte der Großcontainerfrachter „MSC Zoe“ hunderte Container verloren. Nun war der Strand voll mit Unrat, übersät mit billigstem China-Plastikzeug, bestimmt für polnische Supermärkte. Das Ausmaß der Verschmutzung war so deprimierend, dass es sich wie eine Faust in der Magengegend anfühlte.

Der Autor: Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, leitet mit seiner Frau Julia den von ihnen gegründeten Ankerherz Verlag (www.ankerherz.de). Vorher war er Polizeireporter für die „Chicago Tribune“, arbeitete als Reporter für Zeitschriften wie „Max“, „Stern“ und „GQ“ von Uganda bis Grönland. Sein neues Buch „Das muss das Boot abkönnen“ gibt es im MOPO-Shop unter mopo.de/shop. Weitere Bücher gibt es im Ankerherz-Shop – zum Beispiel „Das kleine Buch vom Meer – Helden“ oder „Mayday – Seenotretter über ihre dramatischsten Einsätze“.
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Auf dem kleinen Flugplatz charterte ich eine Cessna samt Pilot. Von oben sah es noch schlimmer aus, und es war klar, dass es lange dauern würde, bis dieser gewaltige Berg Müll beseitigt war. Noch Monate später berichteten Fischer von Plastik in ihren Netzen.
Katastrophe: Ein Autofrachter brennt vor Ameland
Nun also wieder Ameland. Der Bürgermeister fürchtet in Interviews eine Katastrophe ungekannten Ausmaßes für den Fall, dass der Frachter sinkt, mit 1800 Tonnen Schweröl und knapp 3800 Autos. Ameland hat alles, was eine idyllische Insel braucht. Weite Strände, Dünen, einen Leuchtturm, wie für Instagram ans Westende gesetzt. Auf den alten Dächern drehen sich keine Hähne, sondern Wale nach dem Wind, und in einer Straße des Dorfes Hollum steht die Statue eines kleinen, dicken Mannes mit Zylinder.
In Diensten eines Reeders aus Hamburg war Hidde Dirks Kat im März 1777 mit der Brigg „De Juffrow Klara“ in Hamburg ausgelaufen. Zunächst war der Walfang erfolgreich, doch dann schloss Packeis die Schiffe ein. Nun begann ein Kampf gegen Eisbären, Stürme, Kälte und Verzweiflung. Als Kommandant Kat mehr als anderthalb Jahre später auf der Insel auftauchte, glaubten die Insulaner, einen Geist zu sehen. Er und seine Crew galten als verschollen.
Sicherheit der Inseln muss verbessert werden
Was wird aus Ameland, wenn es zur Katastrophe kommt? Alle leben von den Gästen. Nun ist eingetreten, wovor so viele Angst haben, auch auf Borkum, Norderney und Langeoog: die Havarie eines großen Frachters so dicht unter Land, vor dem Welterbe Wattenmeer.
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Hoffen wir, dass die Katastrophe irgendwie abgebogen wird. Drücken wir den Rettungsteams die Daumen. Und danach sollten, nein müssen Fragen gestellt werden, darüber, wie man die Sicherheit für die Inseln und die Küste verbessern kann. „Nicht schon wieder“, das darf es nicht mehr heißen.