Auf unserem Meer läuft längst ein hybrider Krieg
Die Tiefe der See hat einiges mit der Weite des Internets gemeinsam – wer es darauf anlegt, kann großen Schaden anrichten und hat gute Chancen, unerkannt zu entkommen. Das Meer und das Internet: Welch ein kluger Vergleich, den Generalleutnant a. D. Hans-Werner Wiermann im Interview mit den Kollegen des Norddeutschen Rundfunks zog.
Wiermann wurde aus dem Ruhestand geholt, um eine neue Koordinierungszelle der NATO für kritische Unterwasser-Struktur zu leiten. Wie wichtig diese ist, zeigen neue Recherchen des Projekts „Russian Spy Ships“.
Projekt „Russian Spy Ships“ auf Ost- und Nordsee
Ein Team internationaler Journalisten wertete dafür 400 Fahrten von 72 russischen „Forschungsschiffen“ auf der Ostsee und Nordsee seit Beginn des Überfalls auf die Ukraine aus. Die Schiffe tragen den Zusatz „Akademik“ oder „Professor“ im Namen. Doch es geht den Besatzungen nicht darum, Fischbestände zu überprüfen und Seeanemonen zu fotografieren.
Die grüne WochenMOPO – ab Freitag neu und überall, wo es Zeitungen gibt!
Diese Woche u.a. mit diesen Themen:
– Deutschlandweit fast ausgestorben, in Hamburg fast überall unterwegs: Das Otter-Wunder
– Der Herbst, eine heimliche Liebe: 20 Tipps gegen den Sommerentzug
– Terror-Alarm in der Elphi: Jürgen Vogel über seine neue Serie und Kita-Elternabende
– Mitten in der Stadt – so viel Armut: Ortsbesuch bei der Lebensmittelausgabe
– 20 Seiten Sport: Die ganz und gar erstaunliche Geschichte des St. Pauli-Stürmers Elias Saad, Durchstarter Emir Sahiti über seine ersten HSV-Wochen
– 28 Seiten Plan7: Trend-Schoki erobert Hamburg, neues Comedy-Festival in den Schmidt-Theatern & Veranstaltungstipps für jeden Tag
Die Spionageschiffe schalten das Ortungssystem AIS aus und gehen auf „Kriechfahrt“, oft Zickzackkurs und im Tempo von Seeschnecken. Immer wieder in der Nähe von Windparks, Pipelines oder wichtigen Datenkabeln. Sie kartografieren und vermessen und analysieren Schwachstellen. Sie sammeln wichtige Informationen für den Ernstfall. Noch gibt es keine Kenntnisse, dass Sprengladungen angebracht wurden, aber sollte es zum Krieg kommen, wird man die effektivsten Stellen wissen. Man ist vorbereitet.
Wiermann: Versuche, Demokratie zu stabilisieren
Und es sind nicht mehr nur die klassischen grauen Marineschiffe oder getarnte Forschungsschiffe, die der NATO Sorgen bereiten. Sondern Containerfrachter und Trawler, die direkt dem russischen Verteidigungsministerium unterstehen und mobile Messtechnologie an Bord haben.
Der Autor: Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, leitet mit seiner Frau Julia den von ihnen gegründeten Ankerherz Verlag (www.ankerherz.de). Vorher war er Polizeireporter für die „Chicago Tribune“, arbeitete als Reporter für Zeitschriften wie „Max“, „Stern“ und „GQ“ von Uganda bis Grönland. Sein neues Buch „Das muss das Boot abkönnen“ gibt es im MOPO-Shop unter mopo.de/shop. Weitere Bücher gibt es im Ankerherz-Shop – zum Beispiel „Das kleine Buch vom Meer – Helden“ oder „Mayday – Seenotretter über ihre dramatischsten Einsätze“.
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In der Nordsee und Ostsee – quasi vor den Stränden der Ferienorte entlang unserer Küsten – läuft längst ein hybrider Krieg, auch wenn Wiermann es nicht so bezeichnen mag. Er nennt es „Versuche, unsere Demokratie und unsere Gesellschaften“ zu destabilisieren, ohne dafür militärische Mittel zu nutzen.
Verzögerung des Ausbaus erneuerbarer Energien
Putins Ziel ist es auch, den Ausbau erneuerbarer Energien zu verlangsamen und das gesellschaftliche Vertrauen in diese Technologien zu untergraben. Russlands Wirtschaft lebt von fossilen Brennstoffen, von Öl und Gas. Diese Milliarden befeuern den Krieg und stabilisieren sein Regime.
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In der Weite der See hat Putin eine Flotte von Spionageschiffen – und im Internet eine Armee von Fake-Accounts, Bots und vielen willigen Helfern. Die Wahlergebnisse der AfD und des Putin-Sekretariats Wagenknecht in Thüringen, Sachsen und Brandenburg zeigen, wie weit Russland damit schon gekommen ist.