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Folkert Koopmans mit Ed Sheeran
  • Scorpio-Chef Folkert Koopmans mit Ed Sheeran vor einem Konzert des Musikers während einer Stadion-Tournee.
  • Foto: Mark Surridge

Mit Ed Sheeran um die Welt und dann auf Krautsand Rinder treiben

Wenn er eine Ed-Sheeran-Tournee durch Europa begleitet, dann reist Folkert Koopmans monatelang von Stadion zu Stadion und ist ständig von zigtausend Menschen, viel Trubel und gewaltiger Geräuschkulisse umgeben. Doch der Chef des Konzertveranstalters FKP Scorpio hat neben Musik noch eine zweite Leidenschaft – einen größeren Kontrast kann es kaum geben: Der 58-Jährige ist Rancher auf der Elbinsel Krautsand.

Gerade war Koopmans für eine Woche in Konzert-Angelegenheiten in London, jetzt steht er wieder im Stall auf Krautsand (Kreis Stade) und hilft, wenn den Kühen die jährliche Blutprobe abgenommen werden muss. Konzertveranstalter und Rinderzüchter – wie lässt sich das vereinbaren? „Ach, das geht schon. Man kann doch beim Kühe-Treiben per WhatsApp ein Gebot für eine Band abgeben“, sagt Koopmans und lacht.

Folkert Koopmans, Sebastian Fietze und Andreas Winter bewirtschaften gemeinsam die Krautsandfarm. Carsten Christians
Folkert Koopmans, Sebastian Fietze und Andreas Winter Krautsandfarm
Folkert Koopmans, Tierarzt Sebastian Fietze und Landwirt Andreas Winter (v.l.) bewirtschaften gemeinsam den Krautsandhof.

Der Scorpio-Chef, dessen Unternehmen 250 Mitarbeiter hat, ist nicht nur stiller Teilhaber auf dem Rinderhof mit mittlerweile 500 Tieren, er packt persönlich mit an. Was gar nicht so abwegig ist, wenn man seine Geschichte kennt: „Meine Eltern hatten einen Bauernhof in Ostfriesland. Als 14-Jähriger hab ich schon 80 Milchkühe mit zehn Melkmaschinen gemolken.“

Eigentlich hatte er vor Jahren nur verhindern wollen, dass das Land neben seinem Wohnhaus bebaut wird und deshalb die Fläche gekauft. Er schaffte sich drei Kühe mit Kälbern an – Rasse Welsh Black, weil sie so ein freundliches Wesen haben – bald war die Herde schon auf 30 Tiere gewachsen.

Und so tat er sich mit einem Landwirt und einem Tierarzt zusammen, und sie übernahmen 2020 einen großen Bauernhof mit großen Weiden auf sattem Marschland, der gerade auf Krautsand zum Verkauf stand. Gemeinsam stellen sie nun auf Bio-Betrieb um.

Scorpio-Chef Folkert Koopmanns. Carsten Christans
Scorpio-Chef Folkert Koopmanns.
Scorpio-Chef Folkert Koopmanns.

Auf der Krautsandfarm (Krautsandfarm.de) soll es den Tieren richtig gut gehen. Sie sind bis in den Herbst draußen auf den weiten Wiesen, fressen frisches Gras und leben im Herdenverband. Die Kälber bleiben viele Monate lang bei ihren Müttern und die Rinder leben deutlich länger als üblich, bevor es zur Schlachtbank geht. Koopmans: „An diesem Standort können wir hervorragendes Fleisch produzieren, bei dem nachvollziehbar ist, woher die Rinder stammen und wo sie aufgewachsen sind.“ Tierwohl verbinde sich hier mit der hohen Qualität eines hervorragenden Rindfleischs.

Die besondere Fleischqualität sorgt auch dafür, dass gehobene Restaurants gern auf der Krautsandfarm kaufen. Gezüchtet werden asiatische Wagyu, schottische Angus und eine spezielle Kreuzung aus den beiden Rassen, die für besondere Fleischqualität stehen. Aber das alles hat auch seinen Preis.

Konzertveranstalter züchtet Rinder bei Hamburg

„Natürlich sprechen wir nicht jeden mit unserem Fleisch an“, räumt Koopmans ein. Denn Rindfleisch ist vergleichsweise teuer und in Bio-Qualität erst Recht. Selbst wenn es wie bei der Krautsandfarm vor allem direkt vermarktet wird. Koopmans plädiert dafür, einfach weniger aber dafür gutes Fleisch zu essen. „Bei meinen Eltern gab es früher auch nicht täglich Fleisch. Da gab es noch die Tradition des Sonntagsbratens.“

Wer wirklich eine breite Palette vom Rind probieren möchte, für den gibt es das „Bachelor Package“ (acht Kilo) mit Burger Patties, Hackfleisch, Rouladen, Gulasch, Beinscheibe, Hüft- und Nackensteak für 168 Euro (21 Euro/Kilo). Das Tomahawk-Steak liegt schon bei 49 Euro/Kilo und Filet bei 69 Euro pro Kilo.

Der ein oder andere Konzertbesucher hat vielleicht sogar schon Fleisch von Koopmans Rindern gegessen. Denn der Mann, der Scorpio aufgebaut hat und nun bereits seit 30 Jahren sehr erfolgreich europaweit Festivals und Konzerte organisiert, hat auch bereits an die tausend Krautsand-Burger und Bratwürste an einem Stand beim „Hurricane Festival“ angeboten.

Keine Angst vor gehörnten Rindern: Folkert Koopmans, Sebastian Fietze und Andreas Winter. Carsten Christians
Folkert Koopmans, Sebastian Fietze und Andreas Winter Krautsandfarm
Keine Angst vor gehörnten Rindern: Folkert Koopmans, Sebastian Fietze und Andreas Winter.

Koopmans selbst isst mittlerweile fast nur noch das eigene Fleisch. Er kocht auch selbst, wenn die Zeit es zulässt. „Rouladen, Gulasch – einfache Gerichte“, sagt er. Seine Frau ist allerdings Vegetarierin. Auf dem Hof ist er an einem Tag in der Woche, wenn sein Hauptberuf Konzertveranstalter das zulässt. Denn im Sommer ist er bei den großen Konzerten „seiner Künstler“ immer dabei. Etwa bei Ed Sheeran oder den Foo Fighters.

Die Rolling Stones hat Koopmans schon dreimal unter Vertrag gehabt und auf Tour begleitet. Scorpio ist heute einer der größten deutschen Veranstalter für Tourneen und örtliche Konzerte und einer der größten Festivalveranstalter Europas. In diesem Jahr stehen unter anderem Touren an von den Pet Shop Boys und Eros Ramazzotti, dazu das „Hurricane Festival“ und „Elbjazz“.

Tourveranstalter Koopmans züchtet Rinder als Ausgleich zum Job

Die Farm empfindet er nach der Schreibtischarbeit mit Kalkulationen, Management-Gesprächen oder auch nach Konzertreisen als idealen Ausgleich. „Ich freue mich dann, auf den Hof zu fahren. Auf die Ruhe dort.“ Und auf ganz normale Menschen. „Nach einer Tournee ist das schon eine gewaltige Umstellung“, schildert er. Man müsse sich da ja rund drei Monate lang um nichts kümmern, lebe im Hotel, bekomme das Essen serviert und sei fast nie allein.

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Und seine Rinder sind nicht nur ein idealer Ausgleich zum Hauptberuf, sie sorgen auch für Gesprächsstoff. „Die Leute auf den Konzert-Touren interessiert das tatsächlich, wenn ich vom Hof und von den Herden spreche. Sie finden das sympathisch“, so Koopmans. „Und sagen mir oft, dass ich richtig glücklich aussehe, wenn ich von meinen Rindern erzähle.“

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