Mit Barbara unter der Elbe hindurch – sie hilft gegen „Alte Schweden“
26 Meter tief und fast ebenso breit klafft ein großes Loch am Elbufer in Waltershof. Am Boden des Schachtes ist noch der hintere Teil einer gewaltigen Maschine zu sehen, die bereits größtenteils in der Erde verschwunden ist. Bei diesen 670 Tonnen schweren „Torpedo“ handelt es sich um einen Bohrer. Er gräbt sich demnächst unter der Elbe durch bis nach Othmarschen und beschert Hamburg einen neuen Elbtunnel. Wieso vielleicht auch Taucher mit Presslufthämmern unterstützen müssen und warum Privatpersonen das neue Bauwerk zwar nicht betreten dürfen, aber trotzdem Hunderttausende davon profitieren werden.
26 Meter tief und fast ebenso breit klafft ein großes Loch am Elbufer in Waltershof. Am Boden des Schachtes ist noch der hintere Teil einer gewaltigen Maschine zu sehen, die bereits größtenteils in der Erde verschwunden ist. Bei diesen 670 Tonnen schweren „Torpedo“ handelt es sich um einen Bohrer. Er gräbt sich demnächst unter der Elbe durch bis nach Othmarschen und beschert Hamburg einen neuen Elbtunnel. Wieso vielleicht auch Taucher mit Presslufthämmern unterstützen müssen und warum Privatpersonen das neue Bauwerk zwar nicht betreten dürfen, aber trotzdem Hunderttausende davon profitieren werden.
Die gewaltige Bohrmaschine, die vor Ort am Bubendey-Ufer in Waltershof aus rund 50 vormontierten Teilen zusammengesetzt wurde, ist in voller Länge rund 280 Meter lang. Allein der Bohrkopf hat einen Durchmesser von 4,50 Metern. Denn so groß muss auch der Tunnel werden, damit sowohl Platz für Rohre, als auch für die Mitarbeiter ist, die das Bauwerk in Zukunft regelmäßig warten werden.

Bis der 670 Tonnen schwere Bohr-Koloss sich unter der Elbe durchgekämpft hat und im Hindenburgpark in Othmarschen auftaucht, vergehen laut Hamburg Energie wohl zehn Monate bis zu einem Jahr. In der Notkestraße in Bahrenfeld werden die Leitungen ans bestehende Fernwärmenetz angeschlossen.
Elbtunnel für Fernwärme im Hamburger Westen
Ziel ist, dass dann zur Heizperiode 2025/26 Fernwärme durch die Rohre im Tunnel fließt und 180.000 Wohneinheiten im Westen der Stadt heizt. Es handelt sich dabei vor allem um Abwärme von den Industriebetrieben im Süden Hamburgs. Die Fernwärmeleitung ist ein Bestandteil des sogenannten Energieparks Hafen, der Ende 2025 das danach vom Netz gehende Kohlekraftwerk in Wedel durch erneuerbare Energie ersetzen soll. Eigentlich sollte sie schon früher fertig sein, doch eine abgerutschten Spundwand kam dazwischen.
Für den Ingenieur Dirk Lassen-Petersen (55) von den Hamburger Energiewerken ist die insgesamt fast acht Kilometer lange und 280 Millionen Euro teure Fernwärmeleitung sein bisher größtes Projekt. Trotzdem sagt der Projektleiter für die Fernwärmeleitung ganz bescheiden: „Unser Tunnel für die Fernwärmeleitungen ist zwar für Wartungsarbeiten begehbar, aber im Vergleich mit der vierten Elbtunnelröhre ist es ja nur ein ,Röhrchen‘.“ Damals in den 90ern hatte der Bohrschild nicht vier, sondern 14 Meter Durchmesser.
Bohrung von einem Kilometer dauert fast ein Jahr
Die Bohrungen beginnen im November, und dann rotiert die Maschine rund um die Uhr. Hinter dem Bohrkopf, wo es trocken ist, befindet sich ein Raum für die Arbeiter, die im Schichtdienst ebenfalls sieben Tage die Woche rund um die Uhr unter Tage im Einsatz sind und den Bohrer betreuen. Lassen-Petersen: „Diese Maschine ist eine enge Röhre mit ganz viel Technik, ein wenig wie ein U-Boot.“

Bei den Arbeiten kann es jederzeit zu „bösen Überraschungen“ kommen, etwa wenn große Findlinge im Weg sind. Denn die schafft die Maschine nicht allein. Die Wahrscheinlichkeit, auf der Strecke ausgerechnet auf einen „Alten Schweden“ zu stoßen, ist nicht sehr groß. Aber es kann passieren.
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Dann wird der Bohrer angehalten und Taucher müssen mit Presslufthammern vor die Maschine und den Stein so weit zertrümmern, dass der Bohrschild ihn zermalmen kann. Aber vielleicht wird das ja gar nicht nötig, denn bei der Taufe des Bohrers werden die Bergarbeiter wie in alter Tradition wieder eine Heilige Barbara segnen – die Schutzpatronin der Bergarbeiter – und die Figur vor Ort in einer kleinen Kapelle in eine Felsspalte setzen.