Mit diesen Tipps: So wird Ihr nächster Urlaub umweltfreundlicher
Türkise Wellen, strahlende Sonne, eintauchen in eine andere Welt: Deutsche lieben Urlaub. Für die meisten gehört es einfach dazu, mindestens einmal im Jahr wegzufahren. Doch so schön das Reisen auch ist – leider ist es auch alles andere als umweltfreundlich. Die MOPO hat Experten gefragt, wie man nachhaltig Urlaub machen kann.
Türkise Wellen, strahlende Sonne, eintauchen in eine andere Welt: Deutsche lieben Urlaub. Für die meisten gehört es einfach dazu, mindestens einmal im Jahr wegzufahren. Doch so schön das Reisen auch ist – leider ist es auch alles andere als umweltfreundlich. Die MOPO hat Experten gefragt, wie man nachhaltig Urlaub machen kann.
Emissionen, Energieverbrauch, Lärm: Die Liste von Dingen, die den Urlaub umweltschädlich machen, ist lang. Massentourismus strapaziert Ökosysteme, verbraucht knappe Ressourcen wie Wasser, verursacht Müll und hat durch prekäre Jobs oder Wohnraummangel auch negative soziale Folgen.
Tourismus: Ein zweischneidiges Schwert
Auch das Klima leidet: Je nach Berechnung werden bis zu acht Prozent der globalen Treibhausgase durch Tourismus verursacht. Laut dem „Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes“ fällt dabei bis zur Hälfte auf den Verkehr. Besonders An- und Abreise haben es in sich. Sie seien „die Achillesferse des Tourismus“, sagt Petra Thomas, „Denn es ist noch nicht möglich, über große Distanzen emissionsfrei mobil zu sein.“ Thomas ist Geschäftsführerin von „forum anders reisen“ – einem Verband von Reiseveranstaltern, die sich zu Kriterien für umwelt- und sozialverträgliches Reisen verpflichten.

Doch Tourismus hat auch gute Seiten. Er bestehe nicht nur aus CO2, sagt Thomas – in vielen Ländern sei er eine wichtige Einnahmequelle und könne auch für den Erhalt von Natur und Kultur wesentlich sein. „Kein Tourismus ist auch keine Lösung“, sagt sie deshalb. „Es kommt darauf an, wie man reist“.
Geht nachhaltiger Tourismus überhaupt?
Aber ist nachhaltiger Tourismus überhaupt möglich? Grundsätzlich schon, meint Greenpeace-Aktivistin und Mobilitätsexpertin Marion Tiemann. „Wer etwa mit dem Nachtzug in die Berge fährt, um dort zu wandern, reist durchaus nachhaltig.“ Doch auch für weiter entfernte Ziele gibt es Wege, dem Fernweh wenigstens ein bisschen verträglicher nachzugeben – zum Beispiel, indem man das beste Verkehrsmittel wählt.
Flugzeug
Hatten Sie auch schon Flugscham? Falls ja, nicht ganz zu Unrecht: Fliegen ist pro Kopf die umweltschädlichste Art zu reisen und verursacht rund drei Prozent der Erderwärmung. Das klingt nicht nach viel, doch laut Prognosen wird die Branche stark wachsen. Besonders problematisch: Der Höheneffekt, denn hoch oben wirken sich auch die ausgestoßenen Stickoxide, Rußpartikel und Wasserdampf schlecht aufs Klima aus. Diese „Nicht-CO2-Effekte“ sind laut dem Bundesumweltamt zwei- bis fünfmal höher als der Effekt des CO2 allein. So hart es klingt: Wer klimaverträglich reisen will, muss am Boden bleiben.
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Unter einer Distanz von 800 Kilometern werden von Mitgliedern vom „forum anders Reisen“ deshalb keine Flugreisen verkauft. Wenn man fliegt, wird eine Mindestaufenthaltsdauer empfohlen – lieber länger, dafür seltener. „Es gibt viele Flüge, die man vermeiden kann und muss“, sagt auch Tiemann. „Besonders wenn sie auch mit der Bahn zurückzulegen sind.“ Eine Greenpeace-Studie (2021) zeigt, dass für knapp ein Drittel der 250 meistgenutzten europäischen Flugstrecken es eine Bahnreise unter sechs Stunden gibt.
Kreuzfahrtschiff
Die Luxusliner sind neben dem Fliegen die größte Umwelt-Reisesünde – ihr Antrieb läuft meist mit Schweröl mit Schwefel, Schwermetallen und Stickoxiden. Bei einer zehntägigen Kreuzfahrt wird mehr als eine Tonne CO2 pro Passagier ausgestoßen – um das zu binden, muss eine Buche 80 Jahre lang wachsen. Und das jährliche Kreuzfahrtranking des Nabu zeigt: Bis es besser wird, ist es noch ein langer Weg. Selbst der Gewinner erreichte nur die Hälfte der möglichen Umwelt-Punkte. Die schlechte Nachricht: Auch mit LNG wird’s nicht zwingend besser fürs Klima– denn das flüssige Erdgas immer noch ein fossiler Brennstoff und besteht größtenteils aus dem sehr klimaschädlichen Methan, das zum Teil unbeabsichtigt entweichen kann.
Auto und Bahn
Während Autos ein Sorgenkind des Klimaschutzes sind, sind Bahn und Fernbusse die Hoffnungsschimmer: Sie schneiden am besten ab. Dem Bundesumweltamt zufolge kann eine Person für eine Flugreise von Frankfurt nach Bangkok 17-mal mit dem Auto nach Travemünde fahren, mit der Bahn 70-mal und mit dem Fernbus sogar 102-mal. Doch auch beim Bahnfahren kann es sich lohnen genauer hinzuschauen – denn die Umweltfreundlichkeit hängt vom Strommix ab. Bei der Deutschen Bahn liegt der Anteil der erneuerbaren Energie bei 62 Prozent – im Ausland gibt es andere Mixe. Wer es ganz genau wissen will, kann beim „Ecopassenger“ ausrechnen, was für seinen Weg das beste Gefährt ist.
Komensation: Ein Ablasshandel?
Wer nicht aufs Fliegen verzichten kann, kann über Anbieter wie Atmosfair oder Myclimate für Klimaprojekte spenden. Aber gleicht man so den Schaden aus? Für Tiemann geht das in die falsche Richtung. „Es suggeriert, dass ein ,Weiter-so‘ möglich ist, aber die Emissionen werden ausgestoßen und der Schaden entsteht“, sagt sie. Der Preis der Kompensationen entspreche nicht der Höhe des Schadens, zudem beruhten solche Kompensationen vor allem bei Waldschutz-Zertifikaten teils auf wackligen Annahmen. „Wir kommen nicht drumherum, unsere Flüge zu reduzieren.“

Thomas sieht Kompensationen anders – „forum anders reisen“ hat Atmosfair mit gegründet. Auch sie mahnt aber, auf hohe Standards bei den Anbietern zu achten. Die wichtigsten Punkte: Die Emissionen müssen richtig berechnet werden, das Projekt den Lebensstandard von Menschen verbessern und etwas unterstützen, das es sonst nicht gegeben hätte. „Ein Windrad mit Klimageldern zu bauen, obwohl es ohnehin gebaut wurde, bringt nichts“, sagt sie. „Und es ist immer noch besser, einen Flug ganz zu vermeiden.“
Drei Tipps für den Öko-Urlaub
Der nächste Urlaub darf etwas nachhaltiger sein? Dafür können Sie auf zertifizierte Anbieter achten – der „Tourismus Labelguide“ empfiehlt 24 Siegel. Auf der Internetseite „Katzensprung Deutschland“ gibt es ökologische Unterkünfte im Land. Zudem hat Expertin Petra Thomas folgende Tipps:
➤ Zweck und Ziel der Reise hinterfragen: Wie lange habe ich Zeit? Was will ich erleben? Und wie weit muss ich dafür weg?
➤ Kleinere Familien- oder inhabergeführte Unterkünfte buchen, damit das Geld auch wirklich vor Ort ankommt.
➤ Restaurants mit regionalen Produkten besuchen, Trinkflasche für weniger Plastikmüll mitbringen, öffentliche Verkehrsmittel nutzen, sozial und ökologisch produziertes Kunsthandwerk als Souvenir kaufen, achtsam mit der Natur umgehen.