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Klara Marquadt im Quartier Heidrehmen in Iserbrook. Sie hat die Modernisierung mitbetreut.
  • Klara Marquadt im Quartier Heidrehmen in Iserbrook. Sie hat die Modernisierung mitbetreut.
  • Foto: Patrick Sun

Energiefresser Wärme: So sparen jetzt Hunderte Hamburger

Sie ist das Stiefkind der Energiewende: Wärme. Rund zwei Drittel der verbrauchten Energie geht laut dem Umwelt-Bundesamt in Privathaushalten fürs Heizen drauf – aber nur rund 15 Prozent kommen aus erneuerbaren Quellen. Gleichzeitig sind Millionen alte, unsanierte Gebäude in Deutschland noch unnötige Energiefresser. Hamburgs größte Genossenschaft, Bauverein der Elbgemeinden (BVE), zeigt, wie das viel effizienter geht.

„Die Perspektive ändert sich – weg von einzelnen Wohnungen, hin zu ganzen Quartieren“, sagt Klara Marquardt zur MOPO. Sie ist Nachhaltigkeitsmanagerin beim BVE und hat die energetische Modernisierung des Wohnquartiers Heidrehmen in Iserbrook mitbetreut – eines der größten Projekte dieser Art in ganz Deutschland. 1964 wurde hier der erste Mietvertrag geschlossen, heute leben rund 1750 Hamburger:innen in den etwa 830 Wohnungen.

Wohnen in Iserbrook: Modernisierung kostete 4,5 Millionen Euro

Die sollen es auch im Winter warm haben, aber möglichst CO2-schonend. Dafür nutzt die BVE eine quartierseigene Energiezentrale. Hinter dicken Fenstern rumoren hier zwei Blockheizkraftwerke, die über Motor und Generator Strom erzeugen. Doch dabei entsteht auch Wärme – und die wird hier zum Heizen ins lokale Nahwärmenetz gespeist. Kraft-Wärme-Kopplung nennt sich das Prinzip, mit dem das gesamte Quartier versorgt wird. Und für die Anwohner ist es günstiger.

In der Energiezentrale des Quartiers sorgen zwei Blockheizkraftwerke für Strom und Wärme. Bauverein der Elbgemeinden e.G.
In der Energiezentrale des Quartiers sorgen zwei Blockheizkraftwerke für Strom und Wärme.
In der Energiezentrale des Quartiers sorgen zwei Blockheizkraftwerke für Strom und Wärme.

Vier Jahre lang wurde das Projekt geplant und gebaut, das 4,5 Millionen Euro kostete. 2,3 Kilometer Leitungen wurden modernisiert, Wohngebäude gedämmt und das zweite Blockheizkraftwerk gebaut. Zudem wandelt jetzt eine Power-to-Heat-Anlage noch überschüssigen Strom in Wärme, eine Solarthermieanlage erhitzt 25 Prozent des warmen Wassers. Auch ein Mobilitätshub und ein spezielles Bepflanzungskonzept, um Biodiversität zu fördern, gehören zum Quartier.

BUND Hamburg: „Wir müssen dringend von fossilen Brennstoffen weg“

Das Ergebnis: 500 Tonnen CO2 werden im Jahr gespart. Im Heidrehmen wird fast ein Drittel weniger CO2 pro Quadratmeter ausgestoßen als im genossenschaftsweiten Schnitt. Immerhin, aber für die Klimaneutralität reicht das noch nicht. Denn das System ist zwar effizienter als ein herkömmlicher Mix aus Heizung und Strom, es wird immer noch Erdgas genutzt.

Ein spezielles Bepflanzungskonzept soll die Biodiversität im Quartier fördern: In solchen sogenannten „grünen Zonen” können Wildblumen wachsen und Insekten anlocken. Patrick Sun
Ein spezielles Bepflanzungskonzept soll die Biodiversität im Quartier fördern: In solchen sogenannten „grünen Zonen” können Wildblumen wachsen und Insekten anlocken.
Ein spezielles Bepflanzungskonzept soll die Biodiversität im Quartier fördern: In solchen sogenannten „grünen Zonen” können Wildblumen wachsen und Insekten anlocken.

„Wir müssen dringend von den fossilen Rohstoffen weg“, sagt dazu Paul Schmid vom BUND der MOPO. Damit die Wärmewende gelinge, müsse zudem vor allem der Verbrauch sinken – und Wohngebäude energetisch saniert werden. „Der nicht vermeidbare Anteil an Energie muss dann aus Abwärme oder regenerativen Quellen stammen“, so Schmid.

Blockheizkraftwerke in Hamburg: Nur eine Übergangstechnologie

Wärmepumpen mit Solarstrom könnten künftig eine Lösung sein. Oder die Nutzung von industrieller Abwärme – so wie es die BVE mit anderen Trägern im Quartier Schenefelder Holt plant.

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Wie man noch im Heidrehmen CO2 sparen könnte? „Wir könnten auf Biogas umstellen, und so CO2 einsparen“, sagt Marquardt. Noch sei das aber zu teuer, um es den Genossenschaftsmitgliedern zuzumuten. Für immer bleiben sollen die Minikraftwerke aber ohnehin nicht. In 15 Jahren etwa werden sie nicht mehr die effizientesten sein, so die 32-Jährige. „Welche Technologien künftig die Blockheizkraftwerke ablösen, wird die Entwicklung in den nächsten Jahren zeigen.“

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