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Kapitän Ulf Wolter an der Reling
  • Er sieht das Eis schmelzen: Der Hamburger Kapitän Ulf Wolter (56) kommt regelmäßig in die Polargebiete und bekommt dort die Folgen des Klimawandels zu spüren.
  • Foto: Hapag-Lloyd Cruises / Christian Wyrwa

Der Kapitän: „In den Polargebieten erlebe ich den Klimawandel hautnah“

Seit fast 30 Jahren fährt Kapitän Ulf Wolter zur See. An Bord der Luxus- und Expeditionskreuzfahrtschiffe von Hapag-Lloyd Cruises steuert der 56-jährige Hamburger dabei immer wieder auch die polaren Regionen an. Was er dort erlebt, macht ihn schwer betroffen. Denn die Eisschmelze ist für den Mann aus Övelgönne nicht nur ein wissenschaftliches Messergebnis. Er sieht sie mit eigenen Augen.

Wie erleben Sie den Klimawandel konkret in Ihrem Arbeitsalltag?

Ich bin mit unseren Expeditionsneubauten regelmäßig in den Polarmeeren unterwegs – Spitzbergen, Grönland, kanadische Hocharktis aber auch in der Antarktis. Dort erlebe ich den Klimawandel hautnah: Das Eis wird weniger. Die Gletscher, die vor 20 Jahren noch gewaltig in die Höhe ragten, sind massiv zurück gegangen. Und auch das Meereis schmilzt. Früher konnten wir Spitzbergen im Spätsommer nur schwer umrunden. Jetzt ist die Region zu dieser Jahreszeit quasi eisfrei. Auch die Einheimischen erzählen mir, wie mild die Winter geworden sind. Wenn kein Eis da ist, können sie nicht jagen gehen. Robben, Wale, Polarfüchse, Eisbären gehören aber zu ihrer Ernährungsgrundlage. Ich sehe die Auswirkungen des Klimawandels aber auch in den warmen Gewässern. Das Wasser steigt und wird Inselstaaten wie zum Beispiel Kiribati bald versenken. Die Einheimischen werden dort nicht mehr leben können. Das macht mich sehr betroffen.

Der Klimawandel schreitet voran: Eisschollen treiben auf dem Nuuk-Fjord in Grönland. dpa
Eisschollen treiben auf dem Nuuk-Fjord in Grönland
Der Klimawandel schreitet voran: Eisschollen treiben auf dem Nuuk-Fjord in Grönland.

Wie beeinflusst das Ihr Leben? Können Sie das Thema Klimawandel noch hören?

Der Klimawandel ist das wichtigste Thema unserer Zeit. Es braucht eine gewisse Präsenz, denn wir müssen etwas tun und dürfen nicht abwarten. Die Zeit drängt – die Menschheit betreibt gerade Suizid! Es geht hier um unsere Zukunft, um die unserer Kinder und Kindeskinder. Wenn jemand wie ich immer die mannigfaltige Schönheit dieser Welt vor Augen hat, dann macht einen das nachdenklich. Diese Welt gilt es zu bewahren. Ich selbst versuche bewusster zu leben und stelle mir dabei Fragen wie: Muss ich diese Strecke mit dem Auto fahren oder geht das auch mit dem Fahrrad? Als Familie achten wir auf eine bewusste Ernährung. Wir essen weniger Fleisch und wenn, nur welches von guter Bio-Qualität. Das ist uns den Preis wert.

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Als Kapitän auf einem Kreuzfahrtschiff sorgen Sie selbst für CO2-Emissionen. Wie fühlt sich das an? Welche Maßnahmen wünschen Sie sich?

Ja, man kann es leider nicht wegdiskutieren, dass wir noch nicht klimaneutral zur See fahren. Aber das ist ein erklärtes Ziel von Hapag-Lloyd Cruises. Wir brauchen dringend alternative Kraftstoffe. Die Forschung im Bereich grüner Wasserstoff, Ammoniak oder Methanol muss mit Nachdruck gefördert werden. Das wünsche ich mir von der Politik, auch international. Als Reederei tun wir einiges, um die Emissionen zu reduzieren. Wir fahren schon seit drei Jahren nicht mehr mit Schweröl, sondern mit Diesel. Und wir fahren langsamer, Stichwort „Slow Steaming“, um Kraftstoff zu sparen. Unsere Reisen in die Polargebiete sind wichtig, denn auch unsere Passagiere erleben dort die Folgen des Klimawandels. Wir haben Experten wie Glaziologen oder Meteorologen an Bord, die erklären, was passiert. Die Gäste kommen dann mit einem anderen Bewusstsein nach Hause. Ich verstehe mich da gewissermaßen als Botschafter oder Aufklärer.

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