Ausgerechnet jetzt: Warum verschwindet Hamburgs bekannteste Wasserstoff-Tanke?
Viele Hamburger kennen die schlanken grauen Säulen, die gegenüber des Spiegel-Gebäudes vor der Speicherstadt-Kulisse in die Höhe ragen. Doch im nächsten Jahr werden die Hähne der bekannten Wasserstoff-Tankstelle für immer zugedreht. Dabei gilt grüner Wasserstoff als einer der Hoffnungsträger für sauberen Verkehr. Wie passt das zusammen?
Viele Hamburger kennen die schlanken grauen Säulen, die gegenüber des Spiegel-Gebäudes vor der Speicherstadt-Kulisse in die Höhe ragen. Doch im nächsten Jahr werden die Hähne der bekannten Wasserstoff-Tankstelle für immer zugedreht. Dabei gilt grüner Wasserstoff als einer der Hoffnungsträger für sauberen Verkehr. Wie passt das zusammen?
Sie wurde 2012 feierlich eröffnet: Die Wasserstoff-Tankstelle an der Oberbaumbrücke in der HafenCity, die die Technologie für umweltfreundlicheren Verkehr bekanntmachen und voranbringen sollte. Grüner Wasserstoff, vor Ort hergestellt mit Erneuerbarer Energie, gab es hier die ersten Jahre. Später wurde er aus Kostengründen mit Wasserstoff aus Stade ersetzt, der als Abfallprodukt entstand.
Wasserstoff-Tankstelle in Hamburg: Betreiber wünscht sich Verlängerung
Mittlerweile gibt es laut dem jetzigen Betreiber GP Joule wieder grünen H2. Doch der wird im ersten Quartal 2023 abgedreht. Die Betriebserlaubnis läuft im Juli aus, die Station wird abgerissen. Ein herber Schlag für den Energiedienstleister „GP Joule“, der die Station erst diesen Sommer vom bisherigen Betreiber „H2 Mobility“ übernommen hatte.

Das Unternehmen rechnete mit einer Verlängerung, schließlich sei das schon einmal geschehen, sagt Jörg Starr zur MOPO, der für die Tankstellen zuständig ist. Man wolle sie auf den neuesten Stand bringen und zu einem grünen Mobilitätshub mit Schnelladesäulen für Elektroautos entwickeln. Dass die Station trotz der Hamburger Klimaziele abgebaut werden soll, stößt hier auf Unverständnis. Man sei zu baulichen Kompromissen bereit, aber „hier schlägt Denkmalschutz Klimaschutz.“
Denkmal- vs. Klimaschutz? Die Laufzeit der Station war von Anfang an begrenzt
Denn die Tanke liegt am Eingang der Speicherstadt, die seit 2015 Weltkulturerbe ist. Der Rückbau sei bei der Eintragung in die Liste des UNESCO-Welterbes zugesagt worden, erklärt das Denkmalamt. Das Amt habe den prominenten Standort begrüßt, der den Bekanntheitsgrad der neuen Technologie steigern sollte. Die Nutzung sei hier jedoch von Beginn an befristet gewesen.
„Die Wasserstofftankstelle in der Speicherstadt war ein ganz hervorragendes Projekt zur Bekanntmachung der Technologie, das jedoch an diesem Ort, eingangs der Speicherstadt, von vornherein temporär angelegt war“, sagt auch André Stark, Sprecher der HafenCity GmbH, und betont: „Darauf hatte man sich schon ganz zu Anfang geeinigt.“
H2 in der HafenCity: Wer hat hier eigentlich getankt?
Nun mag die Station mit ihrem Flair von Aufbruch und Innovation gut zur HafenCity gepasst haben. Viele Hamburger sahen beim Vorbeilaufen aber vor allem gähnende Leere. Hat hier überhaupt jemand getankt? Noch vor einigen Jahren wurde auf die Unwirtschaftlichkeit der Station hingewiesen.
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Die 725 Kilogramm, die hier täglich getankt werden konnten, wurden nach Angaben von H2 Mobility nicht erreicht. Sie verbuchen die Station trotzdem als Erfolg: 2500 Personen und Delegationen hätten sie besucht und sich über die Technologie informiert. Im gesamten Betriebszeitraum seien hier geschätzte 120 Tonnen Wasserstoff vertankt worden. Zum Vergleich: Ein Pkw fährt je nach Modell mit einem Kilogramm H2 etwa 100 Kilometer.
Und ein Aus für Wasserstoff-Tankstellen bedeutet das Ende an der Oberbaumbrücke wohl nicht. Aus anderer Quelle erfuhr die MOPO, dass die Stadt Interesse an der Weiterführung einer Wasserstofftankstelle habe. Wo genau und in welcher Form stehe noch nicht fest.
Grüner Wasserstoff in Hamburg: Infrastruktur wächst
Verwunderlich ist das nicht, schließlich gilt grüner Wasserstoff als einer der Hoffnungsträger der Mobilitätswende. Der HVV rüstet seine Flotte mit H2-Bussen auf, gerade hat das Hamburger Unternehmen Clean Logistics einen Auftrag über die Lieferung von 5000 Wasserstoff-Lkw bekanntgegeben.
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Der Bedarf wächst – und stößt auf reges Geschäftsinteresse. Mittlerweile gibt es mehrere H2-Tankstellen in der Stadt, Ende 2022 wird noch eine fertig. H2 Mobility plane zudem den Bau einer neuen, größeren Station im Stadtgebiet für 2024, erklärte das Unternehmen, und sei dazu mit mehreren Parteien im Gespräch.