Alice (19): Wie ich klimaneutral Kaffee und Rum über den Atlantik segelte
„Das Schönste ist der Nachthimmel in der Karibik“, schwärmt Alice von Hintzenstern (19). „So viele Sterne siehst du sonst nirgends.“ Die Schweizerin segelt gerade zum zweiten Mal mit der „Avontuur“. Sie wollte nach dem Abitur nicht sofort studieren und bei der Suche nach einem sinnvollen Engagement stieß sie auf das klimaneutrale Frachtsegeln.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
„Das Schönste ist der Nachthimmel in der Karibik“, schwärmt Alice von Hintzenstern (19). „So viele Sterne siehst du sonst nirgends.“ Die Schweizerin segelt gerade zum zweiten Mal mit der „Avontuur“. Sie wollte nach dem Abitur nicht sofort studieren und bei der Suche nach einem sinnvollen Engagement stieß sie auf das klimaneutrale Frachtsegeln.
„Ich hab auf Teneriffa angeheuert, obwohl ich absolut nichts vom Segeln verstand und noch nie längere Zeit auf einem Schiff war.“ Es ging nach Guadalupe, Kolumbien, auf die Azoren und nach Frankreich. Dass sie viele Monate keinen Kontakt zu Freunden und Familie haben würde und nur eine winzige Koje ihr eigen nennen würde, darüber hat sie nicht lange nachgedacht. „Ich hatte auch keine Probleme damit, mit zehn Personen in einer kleinen Kabine zu schlafen.“
Da es auf dem Schiff bisher keinen Duschraum gibt – er ist jetzt in Arbeit – haben sich alle auf Deck gewaschen. „Einfach mit einem Eimer Wasser.“ Die schwerste Aufgabe waren für Alice zunächst die Knoten: „Bis ich die wirklich sicher drauf hatte, das hat etwas gedauert.“ Langeweile kam unterwegs nie auf. „Eine Wache dauert vier Stunden und auch in den acht Stunden danach ist immer irgendwo was zu tun.“ Rost abklopfen, Malern, Segel flicken, Deck schrubben oder Kabinen und Toiletten saubermachen.
„Avontuur“ fährt mit Shipmates: Jeder kann sich bewerben
Die ruhigsten Stunden an Bord sind die Nachtwachen. „In diesen vier Stunden steuerst du in der Regel nur.“ Zu dunkel zum Putzen oder Reparieren und zu wenige Leute wach, um irgendwelche Segelmanöver durchzuführen. „Um ein Segel hier zu hissen, da braucht es schon so sechs bis acht Leute.“ Überhaupt ist oft Körperkraft bei den Arbeiten nötig. „Wir haben alle während dieses Törns dickere Finger bekommen“, erzählt Alice lachend. „Das merkst du daran, dass irgendwann unterwegs die Ringe nicht mehr passen.“
Wer aber denkt, dass die Crew auf St. Martin oder St. Barth in der Karibik wie die Reichen und Schönen faul am Strand liegen und das kristallklare Wasser genießen kann, der irrt. „Nein, für Strandurlaub ist eigentlich wirklich keine Zeit.“ Die Fässer für den Rum müssen an Land gebracht werden, die vollen Rumfässer ohne viel Motorhilfe mit Muskelkraft zurück aufs Schiff.
Unerfahrene Shipmates bezahlen für ihre Fahrt, Alice ist mittlerweile aber so fit, dass sie für ihre Arbeit eine Heuer bekommt, wie der Lohn der Seeleute heißt. Erst wenn die „Avontuur“ im nächsten Jahr zurückkehrt, will die junge Frau überlegen, wie es weitergeht. „Vielleicht studiere ich was mit Nautik, vielleicht mache ich ganz was anderes.“