Zoff in beliebtem Urlaubsziel: Nordseeinsel will Bürgermeister loswerden
Auf der Nordseeinsel Wangerooge ist das Vertrauensverhältnis zwischen Insulanern und Bürgermeister Fangohr zerrüttet – so sieht es zumindest der Gemeinderat und strebt eine Abwahl des Rathauschefs an. Nun hat der Rat dazu eine Entscheidung getroffen.
Der Gemeinderat der ostfriesischen Insel Wangerooge hat für ein Abwahlverfahren von Bürgermeister Marcel Fangohr (parteilos) gestimmt. Bei einer öffentlichen Sondersitzung des zehnköpfigen Gemeinderats votierten acht Ratsmitglieder für ein solches Abwahlverfahren nach dem niedersächsischen Kommunalverfassungsgesetz, ein Ratsmitglied stimmte dagegen, wie eine Sprecherin der Inselgemeinde am frühen Freitagabend sagte. Dreiviertel aller Mitglieder mussten für den Beschluss stimmen, damit dieser angenommen wurde. Der Bürgermeister, der auch dem Gemeinderat angehört, durfte demnach an der Abstimmung nicht teilnehmen.
Jetziger Bürgermeister von Wangerooge will sich Gedanken über Vorgehen machen
Wie genau es nun weitergeht, ist noch offen. Denn Fangohr hatte vor der Abstimmung offen gelassen, wie er mit einem solchen Votum umgehen werde. Nach dem Gesetz folgt nun binnen vier Monaten ein Abwahlverfahren, bei dem die Wählerinnen und Wähler auf Wangerooge entscheiden – es sei denn, der Bürgermeister tritt vorher freiwillig von seinem Amt zurück. Ein Entscheidung darüber muss binnen einer Woche nach dem Ratsbeschluss fallen.
Wie die „Nordwest-Zeitung“ am Freitagabend berichtete, erklärte Fangohr, über das Wochenende „nochmal in sich gehen“ zu wollen. Spätestens am kommenden Donnerstag, will der Rathauschef demnach erklären, ober er sein Amt zur Verfügung stellt oder zu der Abwahl antritt. Fangohr ist seit 2018 Bürgermeister der rund 1200 Einwohner zählenden Nordseeinsel. Seine Amtszeit läuft noch bis 2026.

Als Grund für die angestrebte Abwahl hatten die Ratsfraktionen ein fehlendes Vertrauensverhältnis zwischen dem Rat und dem Rathauschef genannt. Der Antrag auf die Abwahl stelle dabei „ausdrücklich keine Disziplinarmaßnahme“ gegen den Bürgermeister dar, hatten die Ratsleute vor zwei Wochen gemeinsam zu dem Verfahren mitgeteilt. Der Antrag für die Abwahl habe aber die Einschätzung das Rates wiedergegeben, dass der Bürgermeister nicht mehr das nötige Vertrauen der Bevölkerung besitze, hieß es.
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In einer weiteren gemeinsamen Mitteilung am Freitagabend dankten die Ratsfraktionen Fangohr „für den Umgang mit der Situation“. Sie betonten aber auch, es dürfe nun keinen Stillstand auf der Insel geben. „Uns ist klar, dass schwierige Zeiten auf uns zukommen, da viele Themen anstehen, die entschieden werden müssen – und das Alles vor dem Hintergrund eines stetig wachsenden Fachkräftemangels, der auch unsere Insel mit voller Wucht trifft und uns zukünftig vor noch größere Aufgaben stellen wird“, teilten die Ratsfraktionen mit.
Für Streit hatten auf der Insel zuletzt etwa Pläne für ein neues Hotel mit mehreren hundert Betten gesorgt. Eine Mehrheit der Insulaner sprach sich bei einem Bürgerentscheid im vergangenen Jahr gegen den Verkauf eines Gemeindegrundstücks dafür aus. (dpa)
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