SPD-interner Streit droht: Hamburger Jusos wollen die Stadtbahn
Totgeglaubte leben länger: Olaf Scholz (SPD) hatte die Stadtbahn-Pläne als Bürgermeister beerdigt, doch sie kommen aktuell mit großer Vehemenz zurück. Nun wird das Verkehrsprojekt sogar in den eigenen Reihen wieder gefordert: von den Jusos. Sie haben auch schon ganz konkrete Vorstellungen, wo die Stadtbahn in Zukunft durch Hamburg fahren soll.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Neukunden lesen die ersten 4 Wochen für nur 1 €!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Totgeglaubte leben länger: Olaf Scholz (SPD) hatte die Stadtbahn-Pläne als Bürgermeister beerdigt, doch sie kommen aktuell mit großer Vehemenz zurück. Nun wird das Verkehrsprojekt sogar in den eigenen Reihen wieder gefordert: von den Jusos. Sie haben auch schon ganz konkrete Vorstellungen, wo die Stadtbahn in Zukunft durch Hamburg fahren soll. Aber was sagt die Parteispitze zu diesem Querschläger?
Die Jusos gehen mit der Parteispitze hart ins Gericht: Sie sehen die damalige Abkehr der SPD unter Olaf Scholz von der Straßenbahn vor mehr als zehn Jahren als großen Irrtum an. „Dieser Kurswechsel hat sich schon nach wenigen Jahren als Fehler erwiesen und bedroht mittlerweile die Erreichung der Ziele, welche sich SPD und Grüne in Hamburg zur Mobilitätswende gesteckt haben“, heißt es in einem Antrag zum SPD-Parteitag am 3. Juni.
Die Vorteile der Straßenbahn gegenüber den geplanten U- und S-Bahnen liegen auf der Hand: Der Bau ist viel schneller zu bewältigen, kostet viel weniger Geld und – so die Jusos – ist am Ende auch gar keine echte Konkurrenz, da die Straßenbahn sich schon bei viel geringeren Fahrgastzahlen lohne – also auch auf Strecken, die von den Schnellbahnen nicht versorgt werden.
SPD Nachwuchs in Hamburg für die Straßenbahn
Für massive Kritik am bereits gestarteten Ausbau der U5 sorgte vergangene Woche die Ankündigung der Hochbahn, dass die Kosten allein für die ersten sechs Kilometer von Bramfeld in die City Nord sich fast verdoppeln und der Abschnitt eine Milliarde teurer wird als prognostiziert. Die Linke forderte erneut, lieber eine Straßenbahn zu bauen.
Doch wo soll laut Jusos die Straßenbahn verlaufen? „Zwischen Altona und der City Nord mit einer Weiterführung über Farmsen bis nach Rahlstedt als Ergänzung zum Bau der U5.“ Außerdem vom Berliner Tor über die Veddel, das Reiherstiegviertel bis Kirchdorf-Süd. So sollen diese Gebiete besser angebunden werden und die S-Bahn-Strecke über die Elbbrücken entlasten.
Stadtbahn soll ergänzend Altona und City Nord verbinden
Weiter fordert der SPD-Nachwuchs, dass geprüft wird, ob die Bahnstrecke zwischen Bergedorf und Geesthacht als Niederflur-Regional-Stadtbahn reaktiviert werden könne, mit einer Führung über den Bahnhof Bergedorf und Lohbrügge bis nach Mümmelmannsberg.
Das könnte Sie auch interessieren: Kostenexplosion bei der U5 – wird sie wirklich gebaut?
Laut Jusos lassen sich die Ziele der Hamburger Mobilitätswende im Jahr 2030 ohne die Ergänzung mit einer Straßenbahn gar nicht erreichen. „Der ÖPNV-Anteil soll von 22 Prozent im Jahr 2017 auf 30 Prozent im Jahr 2030 steigen. Für dieses erhöhte Fahrgastaufkommen müssen die notwendigen Kapazitäten geschaffen werden – und zwar auch dort, wo das Fahrgastaufkommen den Bau einer U- oder S-Bahnlinie nicht rechtfertigt“, so der Parteitagsantrag.
„Hamburg hat zu oft den Fehler gemacht, Projekte zu starten und dann zu stoppen“
„Die SPD hat nicht grundsätzlich etwas gegen die Straßenbahn“, betont SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf. „Aber nicht jetzt parallel zum Ausbau der Schnellbahn.“ Das würde aus Kienscherfs Sicht nicht gleichzeitig umsetzbar sein. „Die Stadt muss ja auch noch funktionieren und die Arbeiten sind umfangreich.“
In fünf bis sechs Jahren könne man dann gucken, was man noch umsetzen könne und wolle. „Das schließt nichts Schienengebundenes aus.“ Auch ein Stopp der aktuellen Baumaßnahmen an der U5 etwa sei nicht sinnvoll. Kienscherf: „Hamburg hat zu oft den Fehler gemacht, Projekte zu starten, dann zu stoppen und ganz von vorn zu diskutieren.“ Ob die Delegierten ihm oder dem Nachwuchs folgen, zeigt sich am 3. Juni auf dem Landesparteitag, wenn der Antrag abgestimmt wird.