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Iran Schulmädchen
  • Wurden im Iran Hunderte Schulmädchen vorsätzlich vergiftet? (Symbolbild)
  • Foto: picture-alliance/ dpa | epa Abedin Taherkenareh

Vergeltung für Proteste? Hunderte Schulmädchen im Iran vergiftet

Immer wieder schockiert das brutale Vorgehen des Mullah-Regimes im Iran gegen junge Protestierende. Nun wurde bekannt, dass in den vergangenen Monaten gezielt Hunderte Schulmädchen vergiftet wurden. Ob das eine Vergeltung von Seiten des Regimes für die seit Monaten andauernden Proteste ist, ist unklar. Auch Extremistengruppen werden als Drahtzieher vermutet.

Wie der iranische Gesundheitsminister Bahram Eynollahi bestätigte, sei es in den vergangenen Monaten zu „leichten Giftanschlägen“ auf Hunderte Schulmädchen gekommen. Seit November – also als die Proteste gegen die Regierung bereits in vollem Gange waren – soll es in mehr als 30 Schulen und in mindestens vier Städten Vergiftungen gegeben haben, dies berichteten die Nachrichtenagenturen „Reuters“ und „AP“ übereinstimmend unter Berufung auf iranische Medienberichte. Als Symptome gaben die Mädchen vor allem Atemnot und Übelkeit an.

Das Regime hatte die Vorfälle zunächst heruntergespielt, mittlerweile bezeichneten sie jedoch Vertreter des Regimes als vorsätzliche Angriffe. Der stellvertretende Gesundheitsminister Junes Panahi sagte laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna, nach den Vergiftungsfällen in der Stadt Ghom sei festgestellt worden, „dass einige Leute wollten, dass alle Schulen, insbesondere die Mädchenschulen, geschlossen werden“.

Hunderte Schulmädchen im Iran vorsätzlich vergiftet

Bereits Mitte Februar hatten Eltern von den Behörden Erklärungen zu den Vergiftungen gefordert. Daraufhin erklärte der Regierungssprecher Ali Bahadori Dschahromi, der Geheimdienst und das Bildungsministerium seien dabei, die Ursachen zu ermitteln. Vergangene Woche ordnete dann der Generalstaatsanwalt eine gerichtliche Untersuchung an.

Die mutmaßlichen Vergiftungen würden untersucht, sagte auch der iranische Polizeichef Ahmed-Resa Radan am Dienstag der Nachrichtenagentur Tasnim. Es sei die Priorität der Polizei, den Ursachen auf den Grund zu gehen. „Bis dahin werden wir nicht beurteilen, ob es sich um eine vorsätzliche Tat handelt oder nicht.“ Bislang sei niemand verhaftet worden, es würden aber Verdächtige identifiziert.

Am Dienstag beriet das Parlament in einer Sitzung zudem erstmals über die Vergiftungsfälle. Daran nahm laut Irna auch der Gesundheitsminister teil. Vizepräsidentin Massoumeh Ebtekar sprach von einer „Wiederholung des Verbrechens der Vergiftung von Mädchen“. Sie forderte die Behörden auf, „den frauenfeindlichen Fanatikern ein für alle Mal ein Ende zu setzen“.

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Für Aktivist:innen ist klar, dass das Regime aktiv an den Vorfällen in den Mädchenschulen beteiligt ist. So twitterte der regimekritische Autor Hamed Esmaeilion, dass die Regierung so Rache an Frauen für ihren mutigen Widerstand nehme. Andere Aktivist:innen vermuten hinter den Vergiftungen hingegen andere Kräfte und machen die radikalislamischen Taliban in Afghanistan oder die Dschihadistenmiliz Boko Haram in Nigeria verantwortlich. Beide Extremistengruppen lehnen Bildung für Mädchen grundsätzlich ab. (alp/afp)

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