Neue Studie zeigt: Diese Hoffnung müssen Hauptbahnhof-Pendler erstmal begraben
Die Bahnsteige sind meistens überfüllt, die Verspätungen häufen sich – genauso wie der Frust der Pendler. Der Hamburger Hauptbahnhof platzt aus allen Nähten, würde in seinem jetzigen Zustand die Mobilitätswende sogar eher ausbremsen als fördern. Deshalb hat die Stadt große Pläne, die nicht nur einen kompletten Umbau, sondern auch noch einen neuen S-Bahn-Tunnel beinhalten. Eine andere Hoffnung, die kurzfristig mehr Kapazität versprach, wird sich jetzt aber doch erst einmal nicht erfüllen.
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Die Bahnsteige sind meistens überfüllt, die Verspätungen häufen sich – genauso wie der Frust der Pendler. Der Hamburger Hauptbahnhof platzt aus allen Nähten, würde in seinem jetzigen Zustand die Mobilitätswende sogar eher ausbremsen als fördern. Deshalb hat die Stadt große Pläne, die nicht nur einen kompletten Umbau, sondern auch noch einen neuen S-Bahn-Tunnel beinhalten. Eine andere Hoffnung, die kurzfristig mehr Kapazität versprach, wird sich jetzt aber doch erst einmal nicht erfüllen.
„Der Hamburger Hauptbahnhof ist zu klein“, sagte Dennis Fiedel vom Verkehrsverbund NAH.SH mit Sitz in Kiel erst kürzlich. Immerhin ist dieser mit circa 500.000 täglichen Nutzern der am meisten frequentierte Bahnhof Deutschlands und auch für viele Fahrgäste aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ein entscheidender Anlaufpunkt. „Doppelt so viele Fahrgäste, wie die Mobilitätswende es vorsieht, könnte der Bahnhof gar nicht mehr aufnehmen“, prognostizierte er.
Hamburger Hauptbahnhof: Durchbindung ist vom Tisch
Auf der Regionalkonferenz im Hamburger Rathaus in der vergangenen Woche kam dann ein altbekanntes Thema wieder auf den Tisch: die Durchbindung. Derzeit enden alle Regios aus den umliegenden Bundesländern am Hauptbahnhof und belegen dort die Gleise, bevor sie wieder zurückfahren. Verkehrsexperte Carsten Gertz von der TU Hamburg forderte bereits, sich auf ein gemeinsames Konzept zu einigen. So könnten die Züge dann zum Beispiel von Lüneburg bis nach Kiel fahren, ohne in Hamburg umzudrehen.
Bereits seit 2020 läuft dazu eine Untersuchung, jetzt liegen laut Verkehrsbehördensprecher Dennis Krämer die ersten Zwischenergebnisse vor. Diese zeigen, dass „Durchbindungen auf einigen, aber nicht auf allen Linien signifikante Optimierungen ermöglichen“, sagt er. Die heutige Betriebspraxis sei durchaus effizient. Würde man aber auf allen Linien eine derartige Durchbindung einführen, erhöhe das wiederum das Risiko für eine Verspätung auf sowieso schon belasteten Strecken.
Auch Fiedel warnte bereits davor, zu viel Hoffnung auf die Durchbindung zu setzen: „Derzeit wird ein Gleis gleichzeitig von einem Zug aus dem Norden und einem aus dem Süden belegt. So wäre nur noch einer möglich.“
Das sind die großen Projekte für den Hauptbahnhof
Kurzfristig ist diese Lösung laut Krämer wohl also erstmal vom Tisch – langfristig müsse man die offiziellen Ergebnisse der Studie abwarten. Bevor das passiert, will Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) die Untersuchung allerdings „noch einmal aufbohren lassen“. „Die Maßnahmen sollen noch einmal untersucht werden unter der Maßgabe, dass die großen Infrastrukturprojekte, wie der Ausbau des Hauptbahnhofs, eine zusätzliche Elbquerung durch die Verbreiterung der Elbbrücken und der Verbindungsbahntunnel realisiert werden.“
Denn bis Ende der 30er Jahre soll der Hauptbahnhof umgebaut und „zu einem Ort des Flanierens werden“, wie es Barbara Hutter vom Landschaftsplaner „huttenreinmann“ ankündigte. Zusammen mit dem Architekturbüro „bof“ wollen sie einen Ort der Begegnung schaffen. Dieser wird eine Südhalle mit Glasdach enthalten, die quer an die jetzige südliche Fassade Richtung Hühnerposten anschließt.
Dazu wird ein S-Bahn-Verbindungstunnel zwischen Hauptbahnhof und Altona geplant, wodurch vier Gleise am Hauptbahnhof frei werden. Beides sind Milliarden-Projekte. Dazu will Tjarks die Elbbrücken sechsgleisig ausbauen lassen, das bedeutet, zwei weitere Gleise von der Norderelbbrücke bis nach Harburg für den Regional- und Fernverkehr.
Eins haben diese Projekte allerdings gemeinsam: Sie werden erst in sehr ferner Zukunft Realität werden. Kurzfristig Entlastung könnten wiederum bereits bestehende Bahnhöfe leisten, die in zusätzliche Haltestellen für Regionalzüge umfunktioniert werden. Laut Krämer ist das „Berliner Tor“ dafür im Gespräch.