Millionenraub in der City: Das kriminelle Geschäft mit den Luxusuhren
Audemars Piguet, Rolex, Omega – alles Uhrenmarken, deren Preise nach oben scheinbar keine Grenzen kennen. So eine Uhr kann selbst gebraucht 100.000 Euro kosten. Ihr Wert steigt stetig. Nicht nur bei Reichen und Promis sind die Chronometer daher beliebt – auch bei Dieben: In Hamburg sind am Dienstag zahlreiche dieser Luxusuhren geraubt worden. Die Täter stürmten ein Juweliergeschäft in der Neustadt, schlugen Vitrinen mit Hämmern ein. Und entkamen mit einer Millionenbeute. Doch wo werden die Diebe die Uhren los? Wer kauft geklaute Uhren?
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Audemars Piguet, Rolex, Omega – alles Uhrenmarken, deren Preise nach oben scheinbar keine Grenzen kennen. So eine Uhr kann selbst gebraucht 100.000 Euro kosten. Ihr Wert steigt stetig. Nicht nur bei Reichen und Promis sind die Chronometer daher beliebt – auch bei Dieben: In Hamburg sind am Dienstag zahlreiche dieser Luxusuhren geraubt worden. Die Täter stürmten ein Juweliergeschäft in der Neustadt, schlugen Vitrinen mit Hämmern ein. Und entkamen mit einer Millionenbeute. Doch wo werden die Diebe die Uhren los? Wer kauft geklaute Uhren?
Die drei Männer – dunkel gekleidet, zwei sollen laut Zeugen sehr schlank gewesen sein – fackeln nicht lange, als sie den Juwelier „H. Spliedt“ an der Neuen ABC-Straße betreten. Es ist 17.30 Uhr, kurz vor Feierabend.
Millionenraub in Hamburg: Täter lassen Schmuck liegen
Die Täter schlagen Vitrinen ein, nehmen vor allem wertvolle Uhren mit – nach MOPO-Informationen sind es rund 70. Ketten und Armbänder interessieren sie offenbar nicht, sie werden liegen gelassen.
Ein Mitarbeiter (39) kann kurz vor dem Überfall in eine Art Hinterzimmer flüchten. Von dort ruft er die Polizei. Die nächste Wache (PK 14) ist nur wenige hundert Meter entfernt.
Das Trio flüchtet und lässt sein Werkzeug – mindestens zwei Vorschlaghämmer – am Tatort liegen. Zeugen wollen gesehen haben, wie die Männer auf E-Scootern geflüchtet sind. Im Bereich Stadthausbrücke finden die Beamten drei E-Roller, einen bergen sie aus dem Alsterfleet. Ein Spürhund nimmt die Fährte auf, aber sie verliert sich am Bahnhof Rödingsmarkt. Sind die Täter mit der Bahn geflüchtet?
Das Raubdezernat übernimmt die Ermittlungen. Und sucht dringend Zeugen (Hinweise unter Tel. (040) 428 65 67 89). Beamte werten seit Dienstagabend Kameramaterial aus, überprüfen auch E-Scooter-Daten. Noch sei unklar, ob die drei sichergestellten Roller von den Tätern benutzt wurden, denn in der Stadt ist die E-Scooter-Dichte sehr hoch, so Polizeisprecher Florian Abbenseth. „Es ist auch möglich, dass die Täter auf ihren E-Scootern einfach weiterfuhren.“
Die Fragen, die sich die Ermittler nun ebenfalls stellen: Waren die Männer Profis? Oder waren es Kleinkriminelle mit viel Glück? Die Antwort bestimmt den Absatzweg der Uhren. Unbescholtene Käufer kaufen solch eine Uhr als Wertanlage. Wichtig ist ihnen dabei die Historie der Uhr. Aber als Diebesgut können Räuber die Uhren nur für einen sehr günstigen Preis weiterverkaufen. Einen Schwarzmarkt dafür gibt es, vor allem im osteuropäischen Ausland soll so eine „heiße Uhr“ beliebt sein. Für derartige Käufer – meist ebenfalls Kriminelle – geht es nur um den Besitz und nicht um den eigentlichen Wert der Uhr.
Gehören die Täter nicht zu einer professionellen Gruppe, die die Schwarzmarkt-Wege kennt, werden sie es schwer haben, die Uhren – darunter mehrere Omega Speedmaster und Rolex Daytonas – loszuwerden. Sie können dann mit Uhren im Wert von zwei Millionen Euro schlichtweg nichts anfangen, weil sie diese nicht verkauft bekommen.
Juweliere sind gegen solche Verbrechen versichert: Sie zahlen hohe Summen, um ihren Schmuck zu schützen und um nicht auf dem Schaden sitzenzubleiben. „H. Spliedt“ ist ein Traditionsgeschäft mit Hauptsitz in Kampen auf Sylt. Seit 2016 gibt es den Laden in Hamburg.
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Ob die Vitrinen des Juweliers mit Panzerglas versehen waren, ist nicht bekannt. Aber selbst solche Vitrinen lassen sich mit entsprechendem Werkzeug zerstören.
Die Polizei prüft einen Zusammenhang mit einem versuchten Raub im Alstertal-Einkaufszentrum vor zwei Wochen: Damals versuchten drei Männer, die Vitrinen mit einer Axt zu zerschlagen, scheiterten aber und flüchteten. Sind es dieselben drei Täter, die dieses Mal größeres Werkzeug benutzt haben? Abbenseth: „Die Ermittlungen dauern an.“