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Nicki Sajjadi Hamburg Konsulat Iran
  • Iranerin Nicki Sajjadi (33) hält Mahnwache vor dem Iranischen Konsulat in der Bebelallee.
  • Foto: Quandt

Bibbern gegen die Mullahs: Junge Mutter campt vor iranischem Konsulat in Hamburg

Tag und Nacht in einem Zelt ausharren mitten im Winter – um ein Zeichen zu setzen, um Solidarität zu zeigen: Iranerin Nicki Sajjadi und andere Menschen aus der iranischen Community Hamburgs campen seit Tagen vor dem iranischen Konsulat an der Bebelallee. Für all die Menschen, die seit Monaten in ihrer Heimat gegen das Regime kämpfen – und dafür sterben.

Seit Ende November steht das Zelt auf einer Wiese gegenüber dem Konsulat in Winterhude. Davor ein Tisch mit Fotos von Jugendlichen, die bei den Protesten bereits getötet wurden, ihre Gesichter sind hier an der Bebelallee von Teelichtern erhellt.

Zu Beginn waren Nicki Sajjadi und der Rest der Protestierenden sogar im Hungerstreik, nun ist ihr Protest, dass sie Tag und Nacht im Zelt verbringen. Nachts dürfen sie nicht schlafen, da der Protest als Mahnwache angemeldet ist. Polizisten würden das immer wieder überprüfen, erzählt Nicki.

Iranerin Nicki Sajjadi: „Irgendetwas musste ich einfach tun“

„Wir halten uns nachts mit Kerzen, Decken und dicken Pullis warm“, sagt die 33-Jährige, die seit fünf Jahren in Hamburg lebt und auch ihre dreijährige Tochter zeitweise mit ins Zelt bringt. Immer wieder würden Menschen Essen für sie vorbeibringen, Nachbarn in der Bebelallee haben ihre Toiletten angeboten und Steckdosen, um die Handys zu laden. „Viele Menschen und vor allem auch Nachbarn unterstützen unseren Protest, das Zelt hat ein Deutscher gespendet“, so Nicki. „Irgendetwas musste ich einfach tun“, sagt sie zu den Strapazen, die sie hier mitten im Winter auf sich nimmt.

Und weiter: „Das ist meine Heimat und dort bringen sie gerade unsere Kinder um. Wir Iraner hier in Hamburg sind sehr verzweifelt.“ Dabei füllen sich ihre Augen mit Tränen und sie zeigt das Foto des kurdischen Jungen Kian, der während der Proteste starb – mit nur zehn Jahren. „Die Frauen im Iran sind mutige Frauen, aber Europa muss helfen und weiter Sanktionen verhängen“, sagt Nicki, deren Einsatz für ihre Heimat nicht folgenlos geblieben ist.

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„Mein Vater hat mich verstoßen, weil ich politisch aktiv bin“, erzählt sie. Auch zu anderen Familienangehörigen im Iran habe sie keinen Kontakt mehr. Bitterer Grund: Iranische Sicherheitsbehörden hätten ihnen gedroht, weil sie wussten, dass Nicki in Hamburg immer wieder protestiert.

Sie selbst sagt, sie habe schon Morddrohungen vom Regime bekommen. Deswegen aufhören? Kommt für sie nicht in Frage. „Ich kann nicht einfach dabei zusehen, wie in meinem Land das Unrecht herrscht – ich werde weiter machen.“ Bis kurz vor Weihnachten soll das Zelt an der Bebelallee noch stehen.

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