Nach 114 Jahren: Hamburger Traditionsbetrieb muss schließen
Räucherlachs, Kaviar, Matjesfilet: 114 Jahre lang veredelte eine Altonaer Manufaktur Fisch in hoher Qualität, war sogar eine der ersten, die Wildlachs aus Alaska nach Deutschland importierte. Jetzt stellt der Betrieb seine Produktion ein. Das sind die Gründe.
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Räucherlachs, Kaviar, Matjesfilet: 114 Jahre lang veredelte eine Altonaer Manufaktur Fisch in hoher Qualität, war sogar eine der ersten, die Wildlachs aus Alaska nach Deutschland importierte. Jetzt stellt der Betrieb seine Produktion ein. Das sind die Gründe.
Ein bitterer Jahresausklang für die Mitarbeiter des Fischveredlers „Gottfried Friedrichs KG“: Ihnen wurde gekündigt, denn Ende des Jahres stellt die Fischfirma ihre Produktion ein. Das bestätigte ein Mitarbeiter der MOPO. Betroffen sind rund 30 Mitarbeiter in der Zentrale in Allermöhe und rund 170 Mitarbeiter des Produktionsstandorts nahe Stettin in Polen. Das „Abendblatt“ berichtete zuerst.
Hamburger Fischbetrieb: Premiumware zu hohen Preisen
Das bedeutet das Aus für einen Altonaer Traditionsbetrieb, der schon 1908 vom Namensgeber Gottfried Friedrichs als Lachs- und Aalräucherei gegründet worden war. In Altona wird schon lange nicht mehr produziert. „Erste Hanseatische Feinfisch-Manufactur“ nennt sich die Firma aber noch heute und wirbt damit, dass der Fisch mit höchster Qualität immer noch zu einem großen Teil per Hand verarbeitet werde. Das Angebot war breit, am bekanntesten war aber wohl der Räucherlachs, der über den Onlineshop und in Supermärkten unter der Marke „Friedrichs“ angeboten wurde. In den vergangenen Jahren kam auch die Marke „Stührk“ dazu.
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Doch das Qualitätsversprechen hatte auch seinen Preis: Mehr als 16 Euro kosteten 100 Gramm des „Meisterstücks Kodiak Wildlachs Filet“ im Friedrichs-Onlineshop. Kaufen kann man es hier jetzt aber nicht mehr.
Rettungsversuch scheitert: Firmenteile werden verkauft
Wirtschaftlich hat sich die Premiumware nicht mehr gelohnt. Der Betrieb machte hohe Verluste. Retten sollte ihn eine Umstrukturierung: Die Produktion wurde schon 2020 komplett nach Doble in Polen verlegt und der damalige Standort in Waren an der Müritz in Mecklenburg-Vorpommern geschlossen. „Der einzig wirksame Hebel, an dem wir aktiv ansetzen können, um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Marke langfristig zu erhalten, ist die Optimierung der internen Kosten-, Betriebs- und Produktionsstrukturen“, sagte der Gesellschafter Horst-Otto Gerberding damals dem „Abendblatt“. Neben Personal war auch Energie, die wegen der notwendigen Kühlung des Fisches gebraucht wird, in Polen günstiger.
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Doch auch das half nichts. Inflation, steigende Betriebskosten, aber weniger Konsum – im September wurde der Betrieb öffentlich zum Verkauf angeboten. Doch wie das „Abendblatt“ berichtet, fand sich kein Käufer. Nun sollen einzelne Firmenteile verkauft werden. (ncd)