Wie eine Senats-Medaille auf einen Hamburger Flohmarkt geriet
Der Bundespräsident verleiht die verschiedenen Stufen des Bundesverdienstkreuzes. Und der Hamburger Bürgermeister? Der verfügt – kaum bekannt – auch über eine ganze Auswahl an Auszeichnungen für Menschen, die sich um die Freie und Hansestadt verdient gemacht haben. Und eine dieser prächtigen Medaillen entdeckte ich kürzlich auf einem Flohmarkt.
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Gestatten, ich bin Thomas Hirschbiegel, der MOPO-Flohmarktfuchs. Seit mehr als 50 Jahren besuche ich jede Woche Märkte im Norden und kaufe historische Dokumente, alte Fotos und alles, was mit Hamburg zu tun hat. Aber auch bei Design der 70er Jahre oder einer schönen alten Armbanduhr kann ich zu oft nicht widerstehen. Ab sofort präsentierte ich an dieser Stelle in unregelmäßigen Abständen meine neuesten Schätze. Heute: eine Senats-Medaille als Schnäppchen.
Der Bundespräsident verleiht die verschiedenen Stufen des Bundesverdienstkreuzes. Und der Hamburger Bürgermeister? Der verfügt – kaum bekannt – auch über eine ganze Auswahl an Auszeichnungen für Menschen, die sich um die Freie und Hansestadt verdient gemacht haben. Und eine dieser prächtigen Medaillen entdeckte ich kürzlich auf einem Flohmarkt in Wedel.
Das rote Etui mit dem goldenen großen Hamburger Staatswappen fiel mir auf dem Flohmarkt auf dem „Famila“-Gelände“ an der B431 sofort auf. Es lag zwischen alten Handyhüllen und Fake-Handtaschen. Neugierig schaute ich rein und blickte auf eine massive Bronze-Medaille mit einem Durchmesser von immerhin zehn Zentimetern, die auf rotem Samt lag. Die Vorderseite zierte das Hamburger Wappen und auf der Rückseite stand: „Das Gemeinwohl ist das höchste Gesetz“. Zehn Euro wollte der Verkäufer haben, die ich ihm sofort gab.
Medaille wird seit 1926 vergeben
Was hatte der Flohmarkt-Fuchs hier „erbeutet“? Es handelte sich um die seit fast 100 Jahren vergebene „Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes.“ Die Auszeichnung in Bronze wurde 1926 vom Senat gestiftet, um Menschen zu belohnen, die mindestens 25 Jahre ehrenamtlich für das Gemeinwohl tätig waren. 1953 wurde auch noch eine höhere „Silberstufe“ der Medaille gestiftet.
2017 hatte die MOPO über eine Verleihungsveranstaltung im Rathaus berichtet. Der damalige Bürgermeister Olaf Scholz zeichnete damals 31 Hamburger mit der Medaille aus. Die Geehrten hatten sich unter anderem für Flüchtlinge oder Obdachlose engagiert, so wie Greta Rambatz (86), die sich als ehemalige Bibliothekarin mehrere Stunden pro Woche um die Hausaufgabenbetreuung von Flüchtlingen gekümmert hatte. Oder der damals 64-jährige Wolfgang Krömer, der beim Bürgerkanal „Tide“ eine Sendung mit dem Titel „Pink Channel“ für Schwule, Lesben und Transgender gestaltet hatte.
4000 Menschen wurden ausgezeichnet
Die Ehre der Auszeichnung mit der Medaille ist insgesamt mehr als 4000 Menschen zuteilgeworden.
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Übrigens: Die höchste Auszeichnung, die Hamburg zu vergeben hat, ist die Ehrenbürgerwürde. Aber es gibt mehr als zwei Dutzend weitere Preise und Auszeichnungen des Senats. Darunter befindet sich der Barbara-Kisseler-Theaterpreis oder die „Auslandsverwendungsmedaille“ für Polizisten oder Soldaten. Es gibt Medaillen für Helfer bei Sturmfluten, die Biermann-Ratjen-Medaille für kulturelle Verdienste und den Alexander-Zinn-Preis für journalistische Leistungen. Und dann verfügt der Senat noch über den Verfassungsportugaleser aus echtem Gold. Die selten vergebene Medaille bekommen nur hohe Staatsgäste, die Hamburg besuchen. 1965 wurde damit Queen Elizabeth II. im Rathaus geehrt.