Lawinen und Extrem-Rettung: Bergsteiger aus dem Norden entkommt knapp der Katastrophe
Er will seinen ersten Achttausender im Himalaya besteigen, doch dann läuft alles schief: Das Wetter spielt verrückt, Schneestürme verwehen die Route. Lawinen fordern Todesopfer. Und plötzlich ist der Bad Segeberger Hobby-Bergsteiger Teil eines extremen Rettungseinsatzes.
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Er will seinen ersten Achttausender im Himalaya besteigen, doch dann läuft alles schief: Das Wetter spielt verrückt, Schneestürme verwehen die Route. Lawinen fordern Todesopfer. Und plötzlich ist der Bad Segeberger Hobby-Bergsteiger Teil eines extremen Rettungseinsatzes.
Einen 8000 Meter hohen Berggipfel erklimmen und dabei Spenden für eine nepalesische Grundschule sammeln. Das war der Traum des Bad Segebergers und Wahl-Hamburgers Julian Sandbrink (32). Für den Hobby-Bergsteiger sollte der Manaslu in Nepal im September der bis dato höchste bestiegene Berg werden. Doch dann kam alles anders. Zuerst hatten die Lübecker Nachrichten berichtet.
Wahl-Hamburger berichtet: So gefährlich war es auf dem Manaslu
„Das Wetter war absolut wild“, erzählt Sandbrink der MOPO. Auf strömenden Monsunregen folgten heftige Schneefälle. Sandbrink wagt trotzdem den Aufstieg. Er wartet in einem Camp auf 6600 Metern Höhe und hofft, dass sich das Wetter bessert. Plötzlich erreicht ihn ein Funkspruch: Eine andere Bergsteigerin hat in 7600 Metern Höhe einen Asthmaanfall. Sandbrink und zwei weitere Kletterer sind zu diesem Zeitpunkt die einzigen im darunterliegenden Camp.
Die drei machen sich mit Sauerstoffflaschen auf den Weg zu der Erkrankten. „Dass man sich gegenseitig am Berg hilft, ist klar“, sagt er. Als sie sie treffen, wird ihm die Notlage erst richtig klar: „Sie war völlig fertig. Sie dachte, sie erstickt.“ Auch der begleitende Sherpa ist am Limit: „Er hatte sie Strecken getragen und musste sich vor Erschöpfung übergeben.“
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Auf dem Weg zurück ins Camp wird es noch einmal heikel – sie müssen extrem schmale Schneebrücken überwinden. „Es haben keine zwei Füße nebeneinander gepasst“, sagt Sandbrink. „Die Frau hat so geschwankt. Ich dachte wirklich, sie stürzt runter.“ Doch sie schafft es – und wird schließlich mit einer spektakulären Helikopter-Rettung in Sicherheit gebracht.
Massentourismus beim Bergsteigen: Saison extrem voll
Doch am Berg werden die Bedingungen immer extremer. Ein Schneesturm reißt Sandbrinks Zelt beinahe mit und verschneit die Route nach oben. Lawinen gehen runter. Und eine fordert mit einem Sherpa das erste Todesopfer.
„Es ging in Richtung Selbstmord, da hochzugehen“, sagt Sandbrink heute. Trotzdem hadern einige der Bergtouristen mit dem frühzeitigen Abstieg. „Einige haben sogar gefordert, dass Sherpas da hochgehen und die Route klar machen sollten. Das war völliger Wahnsinn.“
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Denn in dieser Saison trifft das schlechte Wetter auf rund 400 Kletterer – so viele wie nie zuvor. Auch 300 Sherpas und Beschäftigte im Basiscamp waren vor Ort, schätzt Sandbrink. „Das war purer Massentourismus.“
Nach und nach brechen die Veranstalter die Expeditionen ab. Als eine Gruppe sogar beim Abstieg von einer Lawine überrollt wird und ein weiterer Sherpa stirbt, werden Hunderte mit Helikoptern in Sicherheit gebracht. Sandbrink schafft es zu Fuß runter.
Nach Manaslu-Abendteuer: So geht es mit Sandbrink weiter
Sein 8000-Meter-Ziel hat Sandbrink zwar nicht erreicht und so schnell zurück zum Manaslu will er nicht. Das Bergsteigen liebt er aber noch immer. Nun sucht er unter anderem via Instagram Sponsoren für seine nächsten Projekte – diesmal an abgelegeneren Bergen und in kleineren Teams.