Nazi-Vergleich! Grünen-Politiker Hofreiter will Hamburger Verleger anzeigen
Der Hamburger Verleger Wolfgang E. Buss nutzt seine im Hochglanz-Anzeigen-Magazine regelmäßig, um gegen alles anzuschreiben, was er als „woke Linke“ und „Mainstream“ betrachtet. Nun hat er in seiner Kolumne Anton Hofreiter mit dem Nazi-Einpeitscher Joseph Goebbels verglichen. Der Grünen-Politiker schaltet prompt die Bundestagspolizei ein.
In seinen zahlreichen hochglänzenden Gratis-Zeitschriften, etwa dem „Alster Magazin“ und dem „Alstertal Magazin“, inseriert jeder, der im wohlhabenden Alstertal und den feinen Walddörfern etwas verkaufen will, vom Luxusmakler bis zur örtlichen Hemdenreinigung. Dass der Verleger Wolfgang E. Buss darin immer wieder rechtspopulistische Ansichten verbreitet, stört offenbar niemanden.
Doch in seiner Kolumne in der Novemberausgabe des „Alster Magazins“ provoziert Buss mit einem Nazi-Vergleich, der jetzt die Polizei beschäftigt.
- Deutsch (Deutschland)
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Der Hamburger Verleger Wolfgang E. Buss nutzt seine im Hochglanz-Anzeigen-Magazine regelmäßig, um gegen alles anzuschreiben, was er als „woke Linke“ und „Mainstream“ betrachtet. Nun hat er in seiner Kolumne Anton Hofreiter mit dem Nazi-Einpeitscher Joseph Goebbels verglichen. Der Grünen-Politiker reagiert umgehend.
In seinen zahlreichen hochglänzenden Gratis-Zeitschriften, etwa dem „Alster Magazin“ und dem „Alstertal Magazin“, inseriert jeder, der im wohlhabenden Alstertal und den feinen Walddörfern etwas verkaufen will, vom Luxusmakler bis zur örtlichen Hemdenreinigung. Dass der Verleger Wolfgang E. Buss darin immer wieder rechtspopulistische Ansichten verbreitet, stört offenbar niemanden.
In seiner Kolumne in der Novemberausgabe des „Alster Magazins“ provoziert Buss mit einem Nazi-Vergleich: „Wird Anton Hofreiter demnächst in die Menge brüllen: Wollt ihr den totalen Krieg? Gemeinsam das Böse vernichten! Wie das einstige Kriegs-Geschrei von Hitlers Propagandaminister Goebbels endete, mussten unsere Eltern und Großeltern noch bitter erleben.“ Damals war „der Jude“ an allem Schuld heute sei es „der Russe“, geht die Polemik weiter.
„Alster Magazin“: Hofreiter wehrt sich gegen Nazi-Vergleich
Weil er sich schon früh und lautstark für Waffenlieferungen an die Ukraine stark gemacht hat, steht Hofreiter seit Anfang des Krieges in der Kritik, auch bei seinen eigenen Leuten. „Kriegstreiber“, so ein häufiger Vorwurf. Aber die Nazi-Entgleisung des Provokateurs aus dem fernen Alstertal will der Grüne nicht hinnehmen und kündigt eine Strafanzeige gegen den Verleger an: „Solche Vergleiche führen zu Relativierungen der Menschheitsverbrechen der Nazis, sind geschichtslos und durch nichts zu rechtfertigen. Generell lasse ich Beleidigungen dieser Art durch die Polizei des Deutschen Bundestages auf strafrechtliche Relevanz prüfen und bringe es gegebenenfalls zur Anzeige. So werde ich es auch in diesem Fall tun“, so Hofreiter auf MOPO-Nachfrage.
Der Verleger, dessen Weltbetrachtungen monatlich frei Haus an Tausende Haushalte geliefert werden, will die Fragen der MOPO zu dem Inhalt seiner Kolumne nicht beantworten, schreibt nur, dass er mit seinen Äußerungen den „pluralistischen Diskurs befördern“ wolle und seine Kolumnen zu den „meistgelesenen der Stadt“ zählen. Die robuste Selbstwahrnehmung wird gestützt durch die vielen honorigen Namen aus der Hamburger Politik und Gesellschaft, die sich gerne mit dem Verleger (Selbstbeschreibung: „Gastgeber hochkarätiger Veranstaltungsreihen für die Hamburger Gesellschaft“) zeigen.
Bürgermeister posieren mit ihm, 2015 kam Edmund Stoiber (CSU) zu seinem „Hamburger Herbstempfang“, der Hamburger CDU-Fraktionschef Dennis Thering und CDU-Landeschef Christoph Ploß waren zu Gast in seinem Podcast. Beide lassen MOPO-Anfragen zu den steilen Thesen des Verlegers unbeantwortet.
Buss: Schwärmerei für Sahra Wagenknecht
Wie viele Rechte schwärmt Buss ausgerechnet für die in der eigenen Partei umstrittene Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht („die derzeit beliebteste Politikerin unseres Landes“), bedauert, dass es in den Diskussionen „keine Zwischentöne“ mehr gebe, und gefällt sich zwei Sätze später darin, über den „wunderbaren Selenskyi“ zu höhnen, „der westliche Werte in sein Land bombt“ – als wären Putins Granaten eine Erfindung der verhassten „gleichgeschalteten Medien“. Und als wäre er selbst ein Meister der Zwischentöne.
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„Das Problem mit Wolfgang Buss ist, dass er sich seit 2015 und auch während der Pandemie zunehmend ,wutbügerisiert‘ hat“, sagt Tim Stoberock, SPD-Bürgerschaftsabgeordneter aus den Walddörfern, und mit Buss per Du: „Natürlich kriegt er in seiner Blase viel Zuspruch, es gibt aber auch viele, die nur noch den Kopf schütteln.“ Stoberock geriet selbst schon ins Visier des Verlegers, wurde in dessen „Alstertal-Magazin“ als „linker Hetzer von der SPD“ betitelt.
Grund: Stoberock hatte in einem Interview mit der taz erklärt, Buss würde mit seinen Äußerungen einen „Humus für Rechtsradikalität“ bilden. In seiner neuesten Kolumne bereitet der Verleger seine gutbetuchte Leserschaft auf das Schlimmste vor: „Vor uns steht die erste Kriegsweihnacht seit 75 Jahren.“ Die Schuldigen sind klar: „Die woken Klimaretter finden’s großartig, gingen wir denen mit unseren großen, mollig warmen Häusern schon lange auf den Zeiger.“