„Sie haben enorme Auswirkungen“: Wie Blitzanhänger Hamburgs Verkehr verändern
Tempo 70 statt der vorgeschriebenen 50 Kilometer pro Stunde? Mal etwas schneller durch die 30er Zone? Laut der Hamburger Polizei sind Rasen und aggressive Fahrweise immer noch die häufigsten Unfallursachen – mit zum Teil schwerwiegenden Folgen. Eine Studie darüber, wie schnell Autofahrer in Hamburg tatsächlich unterwegs sind, hat jetzt überraschende Ergebnisse geliefert.
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Tempo 70 statt der vorgeschriebenen 50 Kilometer pro Stunde? Mal etwas schneller durch die 30er Zone? Laut der Hamburger Polizei sind Rasen und aggressive Fahrweise immer noch die häufigsten Unfallursachen – mit zum Teil schwerwiegenden Folgen. Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) wollte jetzt genau wissen, wie schnell Hamburgs Autofahrer in den Straßen unterwegs sind – und kam zu überraschenden Ergebnissen. Vor allem Anschaffung mobiler Blitzer soll zu einem deutlichen Wandel geführt haben.
Es ist nicht das erste Mal, dass die UDV eine derartige Untersuchung in Hamburg präsentiert. Im Jahr 2017 schnitt die Hansestadt dabei desaströs ab: Damals hielt sich jeder sechste Autofahrer nicht an Tempo 50 und sogar mehr als die Hälfte nicht an Tempo 30.
Weniger Geschwindigkeitsverletzungen als vor fünf Jahren
Fünf Jahre später ergibt sich ein etwas anderes Bild. Dazu hatte die UDV die Geschwindigkeit von allen Fahrzeugen im Frühjahr – wie auch schon 2017 – jeweils 24 Stunden lang an Werktagen in beiden Fahrtrichtungen an insgesamt 33 Straßen gemessen. Fünf Kilometer pro Stunde wurden als Toleranz-Grenze festgelegt.
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Demnach hielten sich 90 Prozent der Autofahrer an die Tempo-50-Vorgaben. 2017 waren es nur 81 Prozent. In den Straßen mit Tempo 30 befolgten fast 60 Prozent das Tempo-Limit, vor fünf Jahren waren es gerade einmal 47 Prozent.
Autofahrer in Hamburger immer noch zu oft zu schnell
„Neben dem höheren Bußgeld hat sich ganz klar gezeigt, dass sich die Anschaffung der Blitzanhänger gelohnt hat und enorme Auswirkungen auf die Geschwindigkeit in Hamburg hatte“, sagte Siegfried Brockmann, Leiter der UDV-Unfallforschung. „Das bedeutet insbesondere für Fußgänger einen erheblichen Sicherheitsgewinn.“
Zur Zufriedenheit bestehe aber gleichwohl kein Anlass, fährt er fort. Ein Beispiel ist die 3,3 Kilometer lange Rodigallee in Jenfeld. Zwar war hier nicht mehr jeder Zweite zu schnell unterwegs wie noch 2017, aber auch 2022 waren es demnach immer noch 24 Prozent, also jeder Vierte.
Alarmierend ist auch die Spreestraße in Lurup, in der nur 30 Kilometer pro Stunde erlaubt sind: Es ist zwar ein Rückgang erkennbar, aber auch hier waren noch 39 Prozent der Autos zu schnell. Der gemessene Spitzenwert betrug unglaubliche 122 Stundenkilometer, mit denen ein Fahrer nachts unterwegs war.
Auch im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten kann sich die Hansestadt angesichts dieser Zahlen nicht zufrieden geben. 2022 werde München, die einzige Stadt mit einer ähnlichen Auswertung, erneut bessere Zahlen vorweisen, kündigt Brockmann an.
Bußgelder fürs Schnellfahren deutlich erhöht
Noch mehr Überwachung sei aber nicht sinnvoll, meint er. „Die Bundesregierung könnte allerdings noch einmal über die Bußgeldhöhe nachdenken und vor allem über die Frage, ob nicht eher oder vermehrt Punkte vergeben werden können.“
Übrigens: Nicht nur die Geschwindigkeit der Autos ging runter, sondern auch die Anzahl der Fahrzeuge: Waren es 2017 noch 417.551 Autos, die die 33 Messstandorte passierten, fuhren dort fünf Jahre später nur noch 379.608 vorbei. Paradoxerweise steigt die Anzahl der zugelassenen Pkw in der Hansestadt allerdings weiterhin an. Bedeutet wohl: Immer mehr Autos, die immer öfter herumstehen und parkend die Wohnquartiere verstopfen.