Die großen Unbekannten: Wie gut ist die Nationalmannschaft von Katar?
Der große Unbekannte schickt sich an, gleich am ersten Tag der WM die Maske fallen zu lassen. Wenn Gastgeber Katar am Sonntagabend zum Turnier-Auftakt gegen Ecuador antritt, hat die Zeit des Versteckens und der Geheimnisse ein Ende. Vor allem eine Frage schwebt über den Wüstensöhnen wie keine andere: Was genau haben sie eigentlich drauf?
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Der große Unbekannte schickt sich an, gleich am ersten Tag der WM die Maske fallen zu lassen. Wenn Gastgeber Katar am Sonntagabend zum Turnier-Auftakt gegen Ecuador antritt, hat die Zeit des Versteckens und der Geheimnisse ein Ende. Vor allem eine Frage schwebt über den Wüstensöhnen wie keine andere: Was genau haben sie eigentlich drauf?
Wer etwas über das Nationalteam Katars erfahren möchte, muss sich ziemlich strecken. Das liegt allein schon daran, dass keiner der 26 auserwählten Nationalspieler im Ausland aktiv ist und entsprechend auch keiner von ihnen im Fokus der breiten Öffentlichkeit steht. 26 Spieler, die sich seit Jahren gezielt auf die WM vorbereiten und der Welt nun zeigen wollen, dass sie mehr sind als nur ein hochgradig umstrittener Gastgeber.
Nationalteam von Katar ist Underdog in der WM-Gruppe
Wie viel die Kataris in ihrer Gruppe mit Ecuador, den favorisierten Niederländern und Afrika-Cup-Sieger Senegal wirklich ausrichten können, ist offen. Böse Zungen behaupten, sie hätten bereits vor knapp zwei Monaten gezeigt, was von ihnen zu erwarten ist. Nämlich nichts. Da trafen sie auf ein Team, das es eigentlich gar nicht gibt, und verloren sang- und klanglos.
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Eine merkwürdige Geschichte, die damit begann, dass Bolivien Ende September kurzfristig als Testgegner absprang und Katar beim kroatischen Verband anfragte, ob eine spontane Partie möglich sei. Im Nu trommelten die Kroaten eine U23 zusammen, die zuvor nicht einmal existierte. Der zusammengewürfelte Haufen (u.a. mit St. Pauli-Profi Jakov Medic) gewann gegen die eigentlich eingespielten Gäste mit 3:0 – und Katar war um eine bittere Erfahrung reicher.
Kann natürlich ein Ausrutscher gewesen sein. Darauf setzen sie in dem kleinen Golfstaat und erzählen lieber eine andere Geschichte. 2019 wurde das Team sensationell Asienmeister, besiegte auf dem Weg zum Titel das klar favorisierte Südkorea und im Finale Japan (3:1). 2021 reichte es als Gast beim Gold-Cup (Meisterschaft für Nord- und Mittelamerika) immerhin fürs Halbfinale.
Katar-Trainer Felix Sanchez will bei WM mithalten
„Ich rede nicht darüber, dass wir Weltmeister werden, aber auf höchstem Level mitzuhalten, ist definitiv unser Ziel”, sagt der spanische Trainer Félix Sánchez (46) und erinnert an den großen Coup: „2019 war es sehr schwierig, sich vorzustellen, dass wir den Asien Cup gewinnen – und wir haben es geschafft.” Das allerdings ist eben auch schon wieder drei Jahre her.
Auf wen sollten die Fans nun bei der WM achten? Am ehesten stechen zwei Angreifer hervor. Linksaußen Akram Afif (26) war schon beim Triumph 2019 der Star des Teams, spielte in seiner Karriere als einer der wenigen Kataris bereits im europäischen Ausland. Nachdem er den Durchbruch in Spanien (Gijón) und Belgien (Eupen) aber nur bedingt schaffte, wechselte Afif im Sommer 2018 zurück in seine Heimat. Sein Marktwert liegt laut „transfermarkt.de” bei immerhin vier Millionen Euro. Zwei Millionen weniger ist Sturm-Kollege Ali Almoez (26) wert, der schon in Belgien, Österreich und Spanien Erfahrungen sammelte. Der Rest? Allenfalls lokal bekannte Spieler.
Unwissen über Katar könnte ihre Stärke werden
Und dennoch: Das Unwissen über Katar könnte zugleich seine größte Stärke sein. Denn die Spieler selbst haben ziemlich genau verinnerlicht, welchen Fußball sie zu spielen im Stande sind und wie sie als Team funktionieren können. Die meisten Profis wurden jahrelang in der hochluxuriösen Aspire Academy ausgebildet. Seit einem Monat ist die Mannschaft quasi ohne Unterbrechung zusammen, die heimische Liga pausiert seither für die WM.
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Ab Sonntag steht nun einiges auf dem Spiel. Zwölf Jahre sind seit der WM-Vergabe zugunsten Katars vergangen. Die Welt wird gespannt hinsehen, wenn die Frage beantwortet wird, ob ein Staatsprojekt – gefüttert mit schier unerschöpflichen finanziellen Ressourcen und gestärkt durch die Kompetenz zahlreicher Helfer aus Europa – binnen weniger Jahre vom Nobody zum konkurrenzfähigen Teil des Turniers werden kann.
Und wenn es nicht gelingt? Dann geht es eben weiter in Katar. Mit der heimischen Liga, wenig Aufmerksamkeit und natürlich auch Länderspielen. Nur eben eher im Verborgenen. So, wie sie es ja eigentlich am liebsten haben.