Kritik am Veggie-Konzept: So kontert der Chef von „Otto‘s Burger“
Die Hamburger Burger-Kette „Otto‘s Burger“ sorgt mit einer Neuerung für Aufsehen: Auf der Karte stehen ab Montag nur noch vegane und vegetarische Burger. Wer ein Fleisch-Patty möchte, braucht ein Upgrade, das einen Euro mehr kostet, das stellt die gängige Praxis komplett auf den Kopf. Warum das Burger-Team diesen Schritt geht – obwohl sein Erfolg bisher zu 80 Prozent auf Fleisch basiert ...
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Die Hamburger Burger-Kette „Otto‘s Burger“ sorgt mit einer Neuerung für Aufsehen: Auf der Karte stehen ab Montag nur noch vegane und vegetarische Burger. Wer ein Fleisch-Patty möchte, braucht ein Upgrade, das einen Euro mehr kostet, das stellt die gängige Praxis komplett auf den Kopf. Warum das Burger-Team diesen Schritt geht – obwohl sein Erfolg bisher zu 80 Prozent auf Fleisch basiert …
„Wir sind ein junges Team und machen uns Gedanken über aktuelle Themen“, sagt Christian Seim (40), Operations Manager von „Otto‘s Burger“, zur MOPO. „Und es ist einfach so: Fleisch ist mit der größte Klimakiller.“ In den drei Burger-Läden auf St. Georg, in der Schanze und im Grindelviertel stehen deshalb nur noch Burger mit Patties auf Erbsen- und Weizenbasis auf der Karte. Rindfleisch aus der Lüneburger Heide gibt es trotzdem noch – gegen einen Euro Aufpreis.
Appell: Vegane Alternativen ausprobieren
„Wir wollen nicht zu ideologisch rüberkommen“, sagt Christian Seim. „Aber wir wollen die Leute schon dazu anregen, mal eine vegane Alternative zu probieren – und Fleisch als etwas wirklich Besonderes anzusehen, das man sich ab und zu gönnt. Trotzdem zeigt hier natürlich niemand mit dem Finger auf jemanden, der Fleisch bestellt.“
Auf Facebook und Instagram erntet das Team viel Lob für diesen Schritt. Doch es regt sich auch Kritik. „Keinen Bock darauf, selbst bei ‘nem Burger mit Fritten mit Politik und Moral vollgeballert zu werden“, schreibt jemand auf Facebook. „Ihr wollt niemanden erziehen? Doch, genau das tut ihr mit eurem Aufpreis“, ein anderer. Oder „So kann man eine Preiserhöhung auch verkaufen. Wir werden euch nicht mehr besuchen.“
Fleisch ist teurer als Veggie-Patties
Christian Seim hält dagegen: „Viele schreiben, wir wollen mit dem Fleisch-Aufpreis die Veggies subventionieren. Das stimmt nicht. Fleisch ist für uns im Einkauf mittlerweile einfach teurer als die Veggie-Patties.“ Und: „Ja, unsere Burger-Preise sind nun noch mal insgesamt um zehn Prozent gestiegen. Das ist aber allein der aktuellen Situation geschuldet“, so Seim. „Die Einkaufspreise gehen durch die Decke, wir zahlen Gehälter über dem Mindestlohn und unsere Fritteusen und Grills laufen mit Gas. Wir müssen diese Mehrkosten weitergeben, um überleben zu können.“ Ein vegetarischer Cheeseburger kostet jetzt 10,50 Euro. Mit Fleisch einen Euro mehr.
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Der Erfolg von „Otto‘s Burger“ basiert bisher zu 70 bis 80 Prozent auf Fleisch. Hat Christian Seim Angst vor dem großen Boykott der Gäste? „Nein, aber natürlich mache ich mir Gedanken“, sagt er. „An unserem Unternehmen hängen schließlich viele Arbeitsplätze dran. Aber ich denke, nur die idealistischen Fleischesser werden uns vielleicht boykottieren. Man macht damit eben nicht jeden glücklich, aber wir fühlen uns gut mit dieser Entscheidung. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung.“
Auch Patrick Junge, Gründer der Burger-Kette „Peter Pane“, plädiert öffentlich für weniger Fleisch-Konsum. Er betreibt 46 Burger-Restaurants in ganz Deutschland, davon sieben in Hamburg. 55 Prozent der Gerichte auf seiner Speisekarte sind fleischlos. „Ein ressourcenschonender Umgang mit der Natur ist mir wichtig“, sagte er in einem MOPO-Interview. „Es ist mir eine Herzensangelegenheit, dass weniger Fleisch gegessen wird.“