Hier steigt die Zahl der Unfälle mit Radfahrern in Hamburg besonders an
Auf Hamburgs Straßen kracht es wieder öfter: Die Zahl der Unfälle ist in diesem Jahr deutlich gestiegen – und zwar in allen Bezirken. Zwei Verkehrsmittel sind besonders oft beteiligt. Die Polizei hat dafür eine Erklärung.
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Auf Hamburgs Straßen kracht es wieder öfter: Die Zahl der Unfälle ist in diesem Jahr deutlich gestiegen – und zwar in allen Bezirken. Zwei Verkehrsmittel sind besonders oft beteiligt. Die Polizei hat dafür eine Erklärung.
Was in der Statistik auffällt: Besonders bei Unfällen mit Fahrrädern und E-Scootern gingen die Zahlen nach oben. An erster Stelle steht hier Hamburg-Nord mit einer Steigerung von 508 auf 610 Unfälle. Dahinter folgen Hamburg-Mitte (504 auf 576 Unfälle), Eimsbüttel (455 auf 570 Unfälle), Altona (406 auf 500 Unfälle) und Wandsbek (396 auf 496 Unfälle). Schlusslichter sind Harburg (124 auf 183 Unfälle) und Bergedorf (133 auf 161 Unfälle).
Der Grund für mehr Fahrradunfälle in Hamburg
Den Anstieg führt Polizeisprecher Sören Zimbal auf den gleichzeitig deutlich mehr gewordenen Verkehr in Hamburg zurück. Während der Pandemie waren viele Hamburger von Bus und Bahn aufs Fahrrad umgestiegen: „Der Radverkehr hatte 2020 um 33 Prozent zugenommen und im Jahr 2022 noch einmal um 20 Prozent“, so Zimbal. Im Verhältnis zu den vielen zusätzlichen Radfahrern auf den Straßen ist die Zahl der Fahrradunfälle mit 16,5 Prozent also sogar unterdurchschnittlich gestiegen. Und weil in den zentraleren Bezirken mehr Menschen wohnen, verunglücken dort auch mehr Radler – und zwar häufig auch ohne die Beteiligung von Autos. Die meisten Radunfälle passierten laut Zimbal entweder alleine oder zwischen mehreren Radfahrern. „Bei letzterem sind häufig Leute auf der falschen Spur unterwegs.“
E-Scooter Unfälle zu 20 Prozent aufgrund von Alkohol
In der E-Scooter-Statistik ist Hamburg-Mitte mit insgesamt 166 Unfällen weit vorne, das sind 58 mehr als im Jahr davor. In Wandsbek stieg die Anzahl der Unfälle von 45 auf 98, in Hamburg-Nord von 67 auf 91 und in Altona von 28 auf 72. Auch hier liege der Anstieg an der schieren Scooter-Menge, so Zimbal. 23.000 Fahrzeuge seien inzwischen unterwegs im Gegensatz zu 6000 Anfang 2019.
Die allermeisten Unfälle auf E-Scootern wurden durch Eigenverschulden ausgelöst, davon „20 Prozent aufgrund von Alkohol und Drogen.“ Bei einem davon krachten im April ein E-Scooter-Fahrer und ein Fußgänger auf dem Gehweg ineinander. Beide wurden am Kopf verletzt und ins Krankenhaus gebracht. Der E-Scooter-Fahrer soll noch versucht haben, zu flüchten, wurde aber von einem Zeugen und dem Unfallopfer aufgehalten. Ein Atemalkoholtest ergab einen Wert von mehr als 1,0 Promille.
Alle Unfallzahlen gehen aus einer schriftlichen Anfrage des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Richard Seelmaecker hervor. Demnach wurden in diesem Jahr von Januar bis Ende August insgesamt 39.966 Verkehrsunfälle registriert. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es im gleichen Zeitraum 37.462, das heißt 2504 oder umgerechnet sechs Prozent weniger.
So viele Verkehrsunfälle gab es in Hamburgs Bezirken
In allen Bezirken stiegen die Zahlen. Trauriger Spitzenreiter ist Hamburg-Mitte mit 9506 Unfällen, das sind 569 mehr als 2021. Danach folgt Hamburg-Nord mit 7004 Unfällen (447 mehr), Wandsbek mit 6685 (358 mehr), Altona mit 5566 (456 mehr) und Eimsbüttel mit 5402 (175 mehr). Auf dem vorletzten Platz liegt Harburg mit 3669 Unfällen – das sind 387 mehr als 2021 – und ganz am Schluss der dünn besiedelte Bezirk Bergedorf, wo das Unfallaufkommen unterdurchschnittlich um 112 auf 2134 stieg.
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„Durch die grüne Verkehrspolitik werden Hamburgs Straßenverkehre immer unsicherer und gefährlicher“, findet Seelmaecker. „Bis August 2022 gab es in Hamburg bereits so viele getötete Radfahrer wie im gesamten Jahr 2021. Das ist eine katastrophale Bilanz für den Senat!“ Im vergangenen Jahr starben in Hamburg drei Radfahrer. Um die Sicherheit zu erhöhen, will die Verkehrsbehörde da, wo es räumlich möglich ist, sowohl Kfz und Räder als auch Fußgänger und Räder voneinander trennen.
Das fordert der ADFC für mehr Radfahrer-Sicherheit
Die Hamburger Fahrradlobby ADFC will indes mehr Platz für Fußgänge und Radfahrer. „Das geht nur auf Kosten des Platzes, den der Senat – und die CDU sowieso – den Autofahrenden schenkt“, sagt Sprecher Dirk Lau. Konkret fordert er geschützte Radfahrstreifen, sicheres Kreuzungsdesign, mehr autofreie Viertel, Tempo 30 und Reduzierung des Lkw-Verkehrs. „Lkws ohne technische Assistenzsysteme müssen umgerüstet werden oder draußen bleiben.“ Erst Mitte Juli wurde eine Radfahrerin in Poppenbüttel von einem abbiegenden Lkw erfasst – sie starb noch am Unfallort.