Crashkurs in Hamburg: In 12 Wochen zum gutbezahlten IT-Experten?
In der IT-Branche fehlt Personal – viel Personal! Überall wird händeringend nach Programmierern, Daten-Analysten oder Software-Entwicklern gesucht. Dabei wird in den Berufen gut gezahlt: In Hamburg verdienen IT-ler durchschnittlich rund 44.000 Euro. In einer Schule in Bahrenfeld werden Quereinsteiger in einem Crashkurs zur Computer-Fachkraft ausgebildet. Kann ich jetzt in drei Monaten zum gefragten und gutbezahlten Experten werden? Wie der Kurs funktioniert – und die Branche in bewertet.
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In der IT-Branche fehlt Personal – viel Personal! Überall wird händeringend nach Programmierern, Daten-Analysten oder Software-Entwicklern gesucht. Dabei wird in den Berufen gut gezahlt: In Hamburg verdienen IT-ler durchschnittlich rund 44.000 Euro. In einer Schule in Bahrenfeld werden Quereinsteiger in einem Crashkurs zur Computer-Fachkraft ausgebildet. Kann ich jetzt in drei Monaten zum gefragten und gutbezahlten Experten werden? Wie der Kurs funktioniert – und die Branche in bewertet .
In fast jeder Branche herrscht akuter Fachkräftemangel, doch die IT-Branche ist besonders hart betroffen – die Arbeitsagentur schlägt Alarm. „Alle Bereiche – beispielsweise die Gesundheitsbranche oder der öffentliche Dienst – suchen derzeit händeringend nach ITlern“, so Knut Böhrnsen von der Arbeitsagentur Hamburg. „Das liegt vor allem an der Corona-Pandemie, weil hier die Unternehmen gemerkt haben, wie wichtig es ist, digital gut aufgestellt zu sein. Es herrscht jetzt Umsetzungsdruck.“
Digitalisierung der Arbeitswelt: Fachkräftemangel in der IT-Branche
Die Zahlen der Arbeitsagentur bestätigen das: Am 31. März 2020, zu Beginn der Pandemie, waren in Hamburg gut 44.000 Beschäftigte in der Informatik und in anderen Berufen in der Informationstechnik und Telekommunikation angestellt – genau zwei Jahr später sind es gut 49.000.
Ein Konzept, das dem Fachkräftemangel in der IT-Branche entgegenwirken soll, ist die Ausbildungsschule „neue fische“ in Bahrenfeld. Hier werden Quereinsteiger innerhalb von drei Monaten in einem sogenannten „Bootcamp“ zur „IT-Fachkraft“ ausgebildet. Sieben unterschiedliche Kurse werden angeboten – von „Web Development“ über „Data Science“ bis zum „UX/UI Design“.
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„Wir wollen mit dem Programm vor allem zwei Gruppen ansprechen: Einmal Hochschulabsolventen, die nach einem forschungskonzentrierten Studium den Weg in die Industrie finden wollen. Und zum anderen ‚Karrierewechsler‘, die schon einige Jahre in einem Beruf arbeiten und jetzt ihren Tätigkeitsschwerpunkt ändern wollen“, so Dalia Das, Leiterin der Schule „neue fische“, im Gespräch mit der MOPO. Dieses Konzept sei in den USA bereits seit einigen Jahren erfolgreich.
Die Ausbildung beschränke sich im Unterschied zum Informatikstudium auf die Praxis. „Die Dozenten wissen genau, was die Absolventen wissen müssen, um produktiv in den Beruf einsteigen zu können“, so Das. In einem Einstellungstest werden kommunikative und soziale Fähigkeiten geprüft – technisches Vorwissen ist keine Voraussetzung.
Beim Lohnniveau gäbe es laut Schulgründerin Dalia Das keinen Unterschied zu Hochschulabsolventen. Das Hamburger Arbeitsamt bezweifelt das jedoch. Die Ausbildung ist teuer: Bis zu 10.000 Euro werden fällig. Doch die Absolventen können den Betrag auch erst bezahlen, wenn sie einen Beruf gefunden haben und dort Geld verdienen.
Die „Fachgesellschaft für Informatik“ sieht diese Ausbildungsart auf Nachfrage der MOPO kritisch: „Diese Kurse sind aus unserer Sicht nicht die Zukunft der Ausbildung in der IT-Branche.“ Das liege an der kurzen Ausbildungszeit der Kurse, die „nur verkürzt Aspekte der technologischen Seite aufgreifen, die die Funktionsweise und Wirkprinzipien der Systeme vermittelt, die die digital vernetzte Welt ausmachen“.
Branchenverband kritisiert Crashkurse von Hamburger Schule: „Grundlagen fehlen“
Eine Lösung für den Fachkräftemangel sieht die Fachgesellschaft in den Crashkursen nicht: Den Absolvent:innen „fehlen die soliden Grundlagen, die für lebenslanges Lernen und permanente Weiterentwicklung notwendig sind.“ Diese Art der Ausbildung seien deshalb lediglich „Einstieg in den Erwerb digitaler Kompetenzen“ sinnvoll.
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Auch die Arbeitsagentur bezweifelt, dass ein Hochschulabschluss und eine dreimonatige Ausbildung miteinander vergleichbar seien. Allerdings sei es zu begrüßen, wenn erworbenes Fachwissen entsprechende Bedarfe – also den anhaltende Fachkräftemangel – bedienen können.
Schulleitung Dalia Das glaubt an ihr Konzept – und geht mit einer Berliner Schule eine Kooperation ein, um auch in der Hauptstadt vertreten zu sein. „In Zukunft streben wir das europäische Ausland an. Talente gibt es überall – man muss sie nur finden.“