„Sie war eine moderne Frau”: Stolperstein erinnert an fast vergessene Hamburgerin
Vor dem dunklen Rotklinkerhaus in der Rothenbaumchaussee 26 erinnern jetzt neue Stolpersteine an zwei weitere ehemalige jüdische Bewohner: Yves Saget und Auguste Friedburg. Damit wird nun auch ein Erinnerungsort geschaffen für eine Frau, die für ihre Zeit modern lebte – und an die sich bislang doch kaum jemand erinnert.
„Wir freuen uns wirklich sehr darüber, dass jetzt an sie erinnert wird. Ich glaube, das hätte sie auch gefreut“, sagt Susanne Friedburg der MOPO. Sie ist die Urgroßnichte von Auguste Friedburg und für die feierliche Verlegung am Samstag extra aus Berlin angereist.
Stolperstein in Hamburg: Recherche basiert auf Zufallsfund
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Vor dem dunklen Rotklinkerhaus in der Rothenbaumchaussee 26 erinnern jetzt neue Stolpersteine an zwei weitere ehemalige jüdische Bewohner: Yves Saget und Auguste Friedburg. Damit wird nun auch ein Erinnerungsort geschaffen für eine Frau, die für ihre Zeit modern lebte – und an die sich bislang doch kaum jemand erinnert.
„Wir freuen uns wirklich sehr darüber, dass jetzt an sie erinnert wird. Ich glaube, das hätte sie auch gefreut“, sagt Susanne Friedburg der MOPO. Sie ist die Urgroßnichte von Auguste Friedburg und für die feierliche Verlegung am Samstag extra aus Berlin angereist.
Stolperstein in Hamburg: Recherche basiert auf Zufallsfund
Die Familie freut sich besonders über den Stolperstein, weil bisher nicht viele Menschen der Frau und ihres Schicksals gedenken. Auguste Friedburg war nicht verheiratet, hatte keine Kinder. „Da gab es auch in der Familie wenige, die sich an sie erinnert haben“, sagt Susanne Friedburg. „Dabei war sie eine beeindruckende und für ihre Zeit moderne Frau.“
Denn Auguste Friedburg, die 1879 geboren worden war, war ausgebildete Fotografin und lehrte sogar selbst am Lette-Verein in Berlin. Viel ist über ihr Leben allerdings nicht bekannt. Nachdem sie nach Hamburg gezogen war, arbeitete sie als Röntgenschwester – bis sie am 20. März 1943 in Theresienstadt ermordet wurde.
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„Drei Frauen aus unserer Familie sind in Konzentrationslagern gestorben, doch das wurde in unserer Familie nur wenig thematisiert“, so Susanne Friedburg. Einzig ihre 94-jährige Großtante erinnert sich noch an „Gusti“, wie sie Auguste nannte. „Sie spricht immer sehr positiv von ihr“, sagt Susanne Friedburg. „Sie muss eine sehr feine und warmherzige Frau gewesen sein.“
„Haus des Paul Levy”: Roman arbeitet Geschichte des Gebäudes auf
Dass es nun doch die Gedenksteine für Auguste Friedburg und den französischen Maler Yves Saget gibt, liegt eigentlich an einer Klarinette. Die hatten Handwerker sicher verpackt unter den Dielen in dem dunklen Rotklinkerbau in der Rothenbaumchaussee 26 versteckt gefunden. Um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, wem sie einmal gehört haben könnte, hatte der bekannte Lichtkünstler Michael Batz jahrelang recherchiert. Er stellt seit über 20 Jahren für die Bürgerschaft Dokumentationen zum Gedenken an den Holocaust zusammen.
Die Ergebnisse zum Haus in der Rothenbaumchaussee hat er in dem Roman „Das Haus des Paul Levy“ verarbeitet – denn neben Auguste Friedburg lebte auch der bekannte jüdische Privatbankier Paul Levy etwa zehn Jahre lang in dem Haus. Es war das erste baugenossenschaftliche Projekt in Hamburg.
Paul Levy starb 1929 eines natürlichen Todes. Seine Frau Anna und seine Kinder Heinz, Carla und Richard flohen in der 1930er Jahren nach New York. Sein Sohn Alfred blieb in Hamburg. Für die fünf Familienmitglieder Levy sollen im März ebenfalls Stolpersteine in der Rothenbaumchaussee 26 und in der Hoheluftchaussee verlegt werden.