„Mein größter Wunsch ist ein Hund“: Senator Kerstan über seine Krebserkrankung
Es war eine Schock-Diagnose: Krebs! Anfang des Jahres wurde bei Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) die tückische Krankheit festgestellt. Wie die Behandlung verlief, welches Fazit er zieht und was er sich noch wünscht: Mit der MOPO sprach Kerstan darüber, was die Erkrankung mit ihm gemacht hat.
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Es war eine Schock-Diagnose: Krebs! Anfang des Jahres wurde bei Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) die tückische Krankheit festgestellt. Welchen Bereich seines Körpers der Tumor erfasst hatte, möchte der 56-Jährige für sich behalten. Mit der MOPO sprach er aber darüber, was die Erkrankung mit ihm gemacht hat.
MOPO: Wie geht es Ihnen, Herr Senator?
Jens Kerstan: Mir geht es gut. Ich habe die Krebserkrankung gut überstanden. Da hatte ich wirklich Glück im Unglück.
Wie ist die Behandlung verlaufen?
Es ist so früh erkannt worden, dass es mit einer Operation getan war. Es war keine Chemo und keine Bestrahlung notwendig. Ich gelte im Moment als geheilt.
Es kam da ja dieses Jahr einiges bei Ihnen zusammen. Kurz nach der Operation haben Sie sich auch noch den Ellenbogen gebrochen …
Ja, das war wirklich unnötig und kam zu einem schlechten Zeitpunkt. Aber auch da habe ich die Reha nun abgeschlossen und kann den Arm wieder gut bewegen.
Haben Sie diese Häufung an Unglücken als eine Art Warnschuss empfunden? Hat sich durch die Krebs-Erkrankung Ihre Perspektive aufs Leben verändert?
Ich habe natürlich über mein Leben nachgedacht, darüber, welche Dinge wichtig sind. Und ich habe mir Gedanken darüber gemacht, ob ich überhaupt wieder ins Amt zurückkehren sollte. Die Frage, die ich mir gestellt habe war: Was muss ich noch machen und was möchte ich noch für mich machen. Da bin ich bei letzterem außer auf Golfspielen und dem Wunsch nach einem Hund auf nicht viel gekommen.
Das heißt, Sie nehmen die Politik wichtiger als sich selbst?
Ich habe für mich das Fazit gezogen, dass ich hier noch eine Aufgabe habe und gebraucht werde. Das zeigt sich für mich auch jeden Tag wieder – gerade jetzt angesichts der aktuellen Krisensituation. Da ist es notwendig, dass jemand mit meiner Erfahrung weiterhin am Steuer ist. Diese Aufgabe erfülle ich gerne und es bedeutet mir auch viel. Darum bin ich mit meinem Team und mit meiner Behörde auch mit Freude und mit Engagement dabei, denn wir müssen in dieser Krise das Notwendige tun, damit wir gut durchkommen und gleichzeitig auch den Klimaschutz nicht vernachlässigen.
Wie haben Ihnen Ihre Familie und Freunde durch die Zeit geholfen?
Der Rückhalt, die Zuwendung und die Hilfe durch Familie und Freunde sind enorm wichtig in einer solchen Situation. Zum Glück bin ich da sehr gut aufgehoben und konnte mich auf alle stützen.
Haben Sie Ihr eigenes Leben umgestellt?
Ich weiß ja eigentlich, was ich tun muss. Das wusste ich auch vorher schon. Zum Beispiel beim Thema Ernährung. Bei manchen Dingen bin ich jetzt deutlich konsequenter. Ich esse weniger Fleisch und trinke weniger Alkohol. Aber ich habe auch vorher nicht so ungesund gelebt, dass ich jetzt alles umkrempeln muss. Ich versuche, mehr auf Freizeit zu achten und Ausgleich für Belastungen zu schaffen. Ich versuche auch, zu große Belastungen weitestgehend zu vermeiden.
Geht das überhaupt in Ihrer Position?
Naja, so weit es geht. Ich nehme keine Akten mit nach Hause und versuche, mir die Wochenenden frei zu halten. Das gelingt mal mehr, mal weniger. Aber es ist ein Anfang.
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Die aktuelle Krise kommt Ihnen da sicher etwas in die Quere, oder?
Ja, gerade jetzt in der Krise ist die Taktung hoch. Auch, weil ich viel unterwegs bin. Da ist es dann zum Beispiel nicht einfach, regelmäßige Mahlzeiten einzuhalten, obwohl das ja wichtig für die Gesundheit ist. Mittagessen und Abendessen rutschen da schon manchmal nach hinten. Aber das sind Ausnahmen, denn ich spüre, dass Konsequenz sich auszahlt und dass es mir hilft, Belastungen stärker standzuhalten.
Was hilft Ihnen, konsequent zu sein?
Na, ich denke, ich habe eine ganz gute Konstitution. Und ich habe gute und wohlwollende Mitarbeiter:innen, die auf mich achten und mir den Rücken frei halten. Das hilft viel und dafür bin ich dankbar.