Anwohner fühlen sich übergangen: Hamburg plant Riesen-Unterkunft für Geflüchtete
Hamburg braucht dringend mehr Platz für Geflüchtete – die bestehenden Kapazitäten sind fast vollständig ausgereizt. In einem Hinterhof soll nun eine Unterkunft für 200 Schutzsuchende entstehen. Viele Anwohner:innen fühlen sich übergangen – und auch die lokale Politik hätte das Ganze gerne eine Nummer kleiner.
Es soll ein Riesenkasten werden. Sechs Stockwerke hoch, fast 4000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche und Platz für regulär 200 Geflüchtete.
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Hamburg braucht dringend mehr Platz für Geflüchtete – die bestehenden Kapazitäten sind fast vollständig ausgereizt. In einem Hinterhof soll nun eine Unterkunft für 200 Schutzsuchende entstehen. Viele Anwohner:innen fühlen sich übergangen – und auch die lokale Politik hätte das Ganze gerne eine Nummer kleiner.
Es soll ein Riesenkasten werden. Sechs Stockwerke hoch, fast 4000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche und Platz für regulär 200 Geflüchtete.
Sie alle sollen in einem Ottenser Hinterhof zwischen Behringstraße und Friedensallee untergebracht werden. Die öffentliche Unterkunft mit der Perspektive Wohnen (UPW) soll bis 2025 fertig sein und dann die Folgeunterkunft für Geflüchtete am Holmbrook ersetzen, wo derzeit 192 Geflüchtete untergebracht sind.
Denn dort sollen neue Kleingärten entstehen, die die ersetzen, die der A7-Überdeckelung zum Opfer fallen. Heute befinden sich eine Rettungswache des Arbeitersamariterbundes und etwas Gewerbe in einem zweistöckigen Gebäude in der Mitte des gut einen Hektar umfassenden Hinterhofs, der der Stadt gehört und über die Behringstraße 26/28 und die Friedensallee 45 erreicht werden kann.
Hamburg: Ärger um geplante Unterkunft für Geflüchtete
Doch es gibt Stress. Vielen Anwohner:innen, die eine Unterkunft für Schutzsuchende an dieser Stelle generell begrüßen, sind die von der Bauherrin Sprinkenhof GmbH vorgelegten Pläne „zu groß, zu hoch, zu mächtig“. Sie schlossen sich deshalb zu einer Initiative zusammen. Sie wünschen sich einen höchstens vierstöckigen Neubau, der nicht die angrenzenden Gebäude an der Behringstraße überragt und die Wohnbalkone an der Friedensallee verschattet.
Auf einer öffentlichen Anhörung äußerten sie ihre Kritik und brachten zahlreiche konkrete Veränderungsvorschläge ein. Doch die wurden kaum aufgegriffen. Katarina Blume (FDP), die Vorsitzende des Sozialausschusses der Bezirksversammlung Altona, klagt: „Die Pläne wurden trotz vieler Kritikpunkte nur minimal geändert und so die Anwohner:innen vor den Kopf gestoßen.“
Auch die Politik sei verschnupft über das Vorgehen der Sprinkenhof GmbH, die bislang keine Erfahrung mit der Errichtung von Flüchtlingsunterkünften hat. „Alle Parteien finden das Bauwerk überdimensioniert, doch Sprinkenhof hat weder mit den Nachbarn noch den Bezirkspolitiker:innen den Dialog auf Augenhöhe gesucht“, resümiert Blume das bisherige Verfahren.
Hamburg plant Unterkünft für 200 Flüchtlinge
Thore Hansen, zuständiger Projektleiter der Sprinkenhof GmbH hingegen betont, ihr seien die Hände gebunden, und reicht den Schwarzen Peter an die Sozialbehörde weiter. Die habe den Bedarf von 50 Wohnungen zwischen 30 und 90 Quadratmeter für jeweils zwei bis sechs Personen angemeldet, der „genau gedeckt werden“ müsse.
Grundlage für die Belegung mit 200 Schutzsuchenden sei eine Fläche von 15 Quadratmeter pro Person. Das Konzept der UPW beinhaltete, dass das Gebäude 15 Jahre lang als eine öffentlich-rechtliche Unterbringung und dann weitere 15 Jahre lang als öffentlich gefördertes Wohngebäude genutzt werde. Da es keine anderen geeigneten städtischen Grundstücke in Ottensen und damit keine Alternative gebe, habe die Sprinkenhof „keine Möglichkeit, hier kleiner zu planen“.
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Trotzdem will das Unternehmen seine Planungen nun noch einmal überarbeiten und Mitte September im bezirklichen Sozialausschuss vorstellen. Das Gremium wird anschließend eine Stellungnahme für die Bezirksversammlung abgeben, die wiederum die Sozialbehörde kontaktiert. Dann wird entschieden, ob es bei diesem Projekt ein Miteinander oder das große Gegeneinander geben wird.