Energie-Zwist im Senat: Was passiert mit dem Kraftwerk Moorburg?
Nach der Debatte ums LNG-Terminal folgt nun die nächste Runde im Energie-Zwist zwischen Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) und Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne). Westhagemann hält im Falle eines Lieferstopps von russischem Erdgas eine Wiederinbetriebnahme des stillgelegten Kohlekraftwerks Moorburg für denkbar. Das sieht Kerstan anders und bekommt Rückenwind vom Bürgermeister.
„Spätestens, wenn wir feststellen, dass russisches Erdgas längerfristig nicht mehr fließt, würde ich auch nach Moorburg schauen“, sagte Westhagemann der „Welt am Sonntag“. „Denn unsere Industrie braucht zwingend sehr viel Energie, Erdgas wie auch Strom.“
Wirtschaftssenator hält Reaktivierung für denkbar
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Nach der Debatte ums LNG-Terminal folgt nun die nächste Runde im Energie-Zwist zwischen Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) und Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne). Westhagemann hält im Falle eines Lieferstopps von russischem Erdgas eine Wiederinbetriebnahme des stillgelegten Kohlekraftwerks Moorburg für denkbar. Das sieht Kerstan anders und bekommt Rückenwind vom Bürgermeister.
„Spätestens, wenn wir feststellen, dass russisches Erdgas längerfristig nicht mehr fließt, würde ich auch nach Moorburg schauen“, sagte Westhagemann der „Welt am Sonntag“. „Denn unsere Industrie braucht zwingend sehr viel Energie, Erdgas wie auch Strom.“
Wirtschaftssenator hält Reaktivierung für denkbar
Gasbefeuerte Anlagen, etwa zur Erzeugung von Prozesswärme in der Industrie, ließen sich teilweise auf den Betrieb mit Strom nachrüsten. „Das ergibt aber nur dann Sinn, wenn die Stromversorgung sichergestellt ist.“ Das Steinkohlekraftwerk in Moorburg mit 1600 Megawatt Leistung war im Juli 2021 stillgelegt worden.
Der Betreiber Vattenfall hatte zuletzt wiederholt betont, das Kraftwerk nicht wieder in Betrieb nehmen zu wollen. „Denkbar wäre ja auch ein anderer Betreiber bis hin zu einem Eingreifen des Bundes“, sagte Westhagemann der Zeitung. Die Hamburger Wirtschaft wünsche sich, das Kraftwerk zumindest übergangsweise wieder ans Netz zu bringen.
Umweltsenator: „Wir brauchen Moorburg nicht“
Von solchen Ideen hält Umweltsenator Kerstan gar nichts: „Wir brauchen Moorburg auch in dieser krisenhaften Zeit für eine sichere Stromversorgung in Norddeutschland nicht“, sagte er auf MOPO-Anfrage.
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„Wir produzieren genug Strom und müssen diesen sogar abregeln, wenn zu viel davon durch Windkraft entsteht.“ Aufgrund fehlender Leitungen könne überschüssiger Strom auch nicht nach Süddeutschland transportieren werden.
„Wiederinbetriebnahme würde Neubau gleichkommen“
Seitdem Moorburg stillgelegt worden ist, seien wesentliche Komponenten bereits ausgebaut worden zudem sei auch das speziell qualifizierte Personal nicht mehr vorhanden. „Eine Wiederinbetriebnahme der Anlage würde technisch und mit Blick auf die hohen Kosten einem Neubau gleichkommen und ist damit ausgeschlossen“, so Kerstan.
Außerdem seien andere energiepolitische Zukunftsprojekte für Hamburg als Wasserstoffstandort von „enormer Wichtigkeit“. Diese Planungen hätten enge Zeitschienen, die ebenfalls eine Wiederinbetriebnahme von Moorburg ausschließen würden. „Das sollte Senator Westhagemann eigentlich wissen“, sagte Kerstan.
Tschentscher für einen Rückbau
Und was sagt der Bürgermeister dazu? Senatssprecher Marcel Schweitzer verwies auf Nachfrage der MOPO auf eine Aussage von Peter Tschentscher (SPD) im „Abendblatt“. Dort sagte er, dass es beim Rückbau bleibe und ein Wiederanfahren Moorburgs derzeit nicht erforderlich sei.
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„Darüber hinaus hat das BMWK noch einmal festgestellt, dass der Rückbau des Kohlekraftwerkes so weit fortgeschritten ist, dass eine Wiederinbetriebnahme nicht möglich ist“, so Schweitzer.
Hamburger CDU will Kraftwerk reaktivieren
Aus der Opposition gab es geteilte Meinungen. „Wir plädieren weiterhin für eine Reaktivierung des Kraftwerkes Moorburg, genauso wie für eine Laufzeitverlängerung der drei noch bestehenden Kernkraftwerke in Deutschland“, sagte CDU-Fraktionschef Dennis Thering am Sonntag auf MOPO-Anfrage.
Die Aussagen des Senators würden zudem erneut „die große Zerrissenheit des rot-grünen Senats“ zeigen. In der vergangenen Woche hatte es schon einmal Zwist wegen des LNG-Terminals zwischen den beiden Senatoren gegeben.
Linke: Westhagemann hält „vorgezogene Büttenrede“
Während Kerstan an dem Projekt festhält, hatte Westhagemann mit Sicherheitsbedenken dagegen argumentiert. Bei der Linken klang Enttäuschung über Westhagemanns Aussagen zu Moorburg an.
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Sie hätten „die Qualität einer vorgezogenen Büttenrede im fossilen Karneval“, kommentierte Stephan Jersch, Umweltexperte der Linksfraktion. Es sei ein trauriges Zeichen, wenn der Senator mit dem Blick nach Moorburg nun zuerst an Kohle anstatt an Wasserstoff denke.