„Alles ist perfekt“: Warum Afeez Aremu bei St. Pauli endlich glücklich ist
Personen des öffentlichen Lebens achten oftmals darauf, eine Fassade zu wahren, und meist auch darauf, Fremde nicht zu nah an sich heranzulassen. Das ist verständlich und manchmal bestimmt auch besser so. Aber die 27 mehr oder minder jungen Männer in wechselweise brauner oder grauer Arbeitskleidung in St. Leonhard sind eben Fußballer und keine Schauspieler. Und so ist das Gefühl, das Afeez Aremu, einer von ihnen, nur in eine Richtung zu interpretieren: Dieser junge Mann fühlt sich richtig wohl. Warum, erklärt er in der MOPO.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Personen des öffentlichen Lebens achten oftmals darauf, eine Fassade zu wahren, und meist auch darauf, Fremde nicht zu nah an sich heranzulassen. Das ist verständlich und manchmal bestimmt auch besser so. Aber die 27 mehr oder minder jungen Männer in wechselweise brauner oder grauer Arbeitskleidung in St. Leonhard sind eben Fußballer und keine Schauspieler.
Und so ist das Gefühl, das Afeez Aremu, einer von ihnen, im Gespräch mit der MOPO vermittelt, nur in eine Richtung zu interpretieren: Dieser junge Mann fühlt sich richtig wohl.
Zu beobachten unter anderem am Donnerstagvormittag. Das Trainingsspiel, in dem Aremu abwechselnd mit Franz Roggow die Sechserposition bekleidet, wird von einer kurzen Pause unterbrochen, da stürzt sich ein lauthals lachender Timo Schultz auf den 22-Jährigen. „Nicht so gut“ laufe es mit der deutschen Sprache, gesteht Aremu, als er zwei Stunden später auf der Terrasse des Mannschaftshotels Bad Fallenbach sitzt. Aber dieses eine Wort, mit dem er seinen Trainer zum Prusten brachte, das kennt er sehr wohl: „Is it Feierabend for me?“, habe er Schultz gefragt, als er eigentlich nur schnell mal mit Roggow wechseln sollte.
Während er das erzählt, zeigt Aremu sein Grinsen, das vermutlich noch ansteckender ist als die Omikron-Variante des Coronavirus (der wissenschaftliche Nachweis steht allerdings aus).
Aremu machte bei St. Pauli schwere Zeiten durch
Das war nicht immer so. Aremu, 2020 aus Norwegen gekommen, geht bei St. Pauli in sein drittes Jahr – und es ist gar nicht so lange her, da befand sich der Nigerianer emotional in einem tiefen Tal. „Als ich herkam, war ich allein. Das hat mich verrückt gemacht“, sagt er. „Alles hat mich ermüdet. Immer nur über Facetime zu sprechen, das ist sehr hart.“ Besser: Es war sehr hart. Nach Warte-Qualen und Visums-Wirrwarr konnte seine Frau Joy nach Hamburg kommen.
Endlich.
„Das ist so wichtig für mich“, sagt Aremu. Denn immer hatte sein bester Kumpel Lukas Daschner auch nicht Zeit. „Er ist immer mit seiner Freundin beschäftigt“, erklärt er, „aber sobald sie nicht da ist, treffen wir uns.“ Wobei Aremu ja nun selbst nicht mehr alleine ist. „Es ist einfach anders, wenn du nach Hause kommst und dort wartet jemand, der lächelt, dich umarmt und dir einen Kuss gibt.“ Zumal das seit Januar nicht mehr nur seine Ehefrau ist, sondern auch Tochter Brielle. „Die vom Himmel Gesandte“, erklärt Timo Schultz ihren Namen, während er vorbeigeht.
Aremu möchte zurück in Nigerias Nationalmannschaft
Ein Kind zu haben, Vater zu sein, das kann Berge versetzen. Wenn vielleicht auch nicht ganz so große wie jene, die sich in Südtirol hinter Aremu auftürmen. „Ich bin in der Spur, gerade ist alles perfekt“, sagt er. Wobei das nicht ganz stimmt, fastalles ist perfekt: „Ich weiß, dass ich defensiv richtig gut bin. Aber offensiv muss ich mich verbessern“, bekennt er und klingt für einen Moment etwas ernster. Nur, um gleich danach wieder Aremu-esk loszulachen: In 41 Spielen für St. Pauli hat er noch kein Tor geschossen, „da macht mir meine Frau langsam schon etwas Druck“.
Das könnte Sie auch interessieren: Wen Bornemann bei St. Pauli in der Verantwortung sieht
Den er selbst nicht zu verspüren scheint, obgleich sein Ziel groß ist: Fünf Jahre ist es her, 17 Jahre war Aremu jung, da lief er auf für Nigerias Nationalmannschaft. „Wenn ich eine gute Saison spiele, noch besser als die letzte, laden sie mich vielleicht ein.“ Dann wäre Aremu nicht mehr nur obenauf, sondern Wolke sieben ganz nah.