Lost Place: In diesem Dorf wird scharf geschossen
Das Lopautal im Heidekreis unweit von Amelinghausen ist gar lieblich anzuschauen. Das Flüsschen Lopau schlängelt sich durch Wald und Wiesen, bildet kleinere und größere Teiche. Wanderer sind regelmäßig begeistert und dann stehen sie plötzlich mitten in einem „Geisterdorf“. Schilder warnen dort vor einem „Gefahrenbereich“, in dem scharf geschossen wird!
Als die MOPO-Reporter die holprige Straße von Wulfsode nach Lopau passiert haben und am Ortsschild parken, befindet sich dahinter eine Schranke. Sie ist heute geöffnet. Vorsichtig erkunden wir das verlassene Dorf.
Lost Place im Lopautal im Heidekreis
- Deutsch (Deutschland)
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Das Lopautal im Heidekreis unweit von Amelinghausen ist gar lieblich anzuschauen. Das Flüsschen Lopau schlängelt sich durch Wald und Wiesen, bildet kleinere und größere Teiche. Wanderer sind regelmäßig begeistert und dann stehen sie plötzlich mitten in einem „Geisterdorf“. Schilder warnen dort vor einem „Gefahrenbereich“, in dem scharf geschossen wird!
Als die MOPO-Reporter die holprige Straße von Wulfsode nach Lopau passiert haben und am Ortsschild parken, befindet sich dahinter eine Schranke. Sie ist heute geöffnet. Vorsichtig erkunden wir das verlassene Dorf.
Lost Place im Lopautal im Heidekreis
An den etwa ein Dutzend Gebäuden sind die Fenster im Erdgeschoss mit Brettern oder auch mit Metallblenden versehen. Einige der Reetdächer haben Löcher, doch die meisten Gebäude befinden sich insgesamt noch immer in einem recht guten Zustand. Da stellt sich die Frage: Warum lebt hier eigentlich niemand mehr?
Das Dorf Lopau, benannt nach dem gleichnamigen Flüsschen, gab es schon vor mehr als 700 Jahren. Es bestand ursprünglich einmal aus drei Hofstellen. 1895 erwarb dann der Industrielle Richard Toepffer (1840-1919) einen großen Bauernhof. Er riss das Hauptgebäude ab, baute eine Scheune zum Wohnhaus um und genoss fortan das Leben auf seinem riesigen Grundstück in kaum berührter Natur.
Gleichzeitig nutzte Toepffer das Areal aber auch zur Vorführung von dampfbetriebenen Pflügen seines Unternehmens. Diese Aktivitäten erwähnte sogar Heide-Dichter Hermann Löns in seinem Buch „Haidbilder“.
Nazi-Gauleiter war Gutsherr im Dorf
Aber zurück zur Dorfgeschichte. In der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft war es üblich, dass hohe Parteifunktionäre wie Gauleiter oder Reichsleiter vom Staat oder sogar von Hitler selbst große Güter geschenkt bekamen. So ging dann das toepffersche Gut 1942 an den Gauleiter Ost-Hannover, Otto Telschow.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs lebten in Lopau noch etwas mehr als 200 Menschen. 1970 wurden gerade noch 62 Einwohner gezählt. Und dann kam die Bundeswehr.
Lost Places
Der Autor: Thomas Hirschbiegel (l.) ging 1977 direkt von der Schule zur MOPO, war erst zehn Jahre Fotoreporter und dann ab 1987 Redakteur mit dem Spezialgebiet Polizei, Architektur und Stadtentwicklung.
Der Fotograf: Florian Quandt begann seine journalistische Tätigkeit beim „Elbe Wochenblatt“, absolvierte ein Redakteurs-Volontariat beim „Pinneberger Tageblatt“ und ist seit 2005 Fotoreporter bei der MOPO.
Der benachbarte gigantische Truppenübungsplatz Munster sollte vergrößert werden. Anfang der 1980er Jahren entstand die Schießbahn 7 und plötzlich lag das lauschige Heidedorf Lopau im Sicherheitsbereich. Es bestand die Gefahr, dass hier Fehlschüsse aus Panzern oder Haubitzen einschlugen.
Die Bewohner wurden umgesiedelt
Der Staat kaufte die Gebäude in Lopau auf und alle Bewohner wurden umgesiedelt. Die Lopauer ließen sich das offenbar auch ohne Protest gefallen. Doch als das liebliche Lopautal dann noch von einer Panzerringstraße zerschnitten werden sollte, regte sich doch Widerstand vor Ort und schließlich gab die Bundeswehr diesen Plan wieder auf.
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Seit dem Jahr 2020 ist das „Obere Lopautal“ als Naturschutzgebiet besonders geschützt und lockt immer mehr Wanderer aus nah und fern an. Doch fröhlich wandern dürfen sie nur, wenn auf der Schießbahn nicht gefeuert wird und wenn die Schranke zum Dorf offen steht …