Riesiges Glück: Wie diese Feuerwehrmänner einen Radler vor dem sicheren Tod retteten
„Was wäre gewesen, wenn wir doch anders gefahren wären?“, fragt Michael Küther (41) seinen Kollegen Simon Timmann. Er meint den vergangenen Mittwoch, als die beiden Feuerwehrmänner von einem Einsatz kommen und zurück zur Wache wollen. Dank eines glücklichen Umstandes nehmen sie eine andere Route als üblich, halten an der Liebigstraße (Billbrook) – und beobachten, wie ein Radfahrer von einem Laster angefahren wird. Sie reagieren sofort, retten dem Mann das Leben. „Es war Glück für alle Beteiligten“, sagt Timmann.
Timmann, 30, Bergedorfer, seit 2015 bei der Feuerwehr, sitzt am Steuer des Rettungswagens 25B der Billstedter Wache. Es ist Mittwoch, kurz vor 17 Uhr. Neben ihm: der Kollege Küther, schon etwas länger bei der Feuerwehr, ein Ex-Bundeswehr-Sani mit Auslandserfahrung. Ihr Einsatz zuvor im Pflegeheim verlief negativ; das heißt, eine Patientin benötigte lediglich Hilfe vor Ort und musste nicht mitgenommen werden.
Lebensretter in Hamburg: Die Feuerwehr-Helden aus Billstedt
- Deutsch (Deutschland)
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„Was wäre gewesen, wenn wir doch anders gefahren wären?“, fragt Michael Küther (41) seinen Kollegen Simon Timmann. Er meint den vergangenen Mittwoch, als die beiden Feuerwehrmänner von einem Einsatz kommen und zurück zur Wache wollen. Dank eines glücklichen Umstandes nehmen sie eine andere Route als üblich, halten an der Liebigstraße (Billbrook) – und beobachten, wie ein Radfahrer von einem Laster angefahren wird. Sie reagieren sofort, retten dem Mann das Leben. „Es war Glück für alle Beteiligten“, sagt Timmann.
Timmann, 30, Bergedorfer, seit 2015 bei der Feuerwehr, sitzt am Steuer des Rettungswagens 25B der Billstedter Wache. Es ist Mittwoch, kurz vor 17 Uhr. Neben ihm: der Kollege Küther, schon etwas länger bei der Feuerwehr, ein Ex-Bundeswehr-Sani mit Auslandserfahrung. Ihr Einsatz zuvor im Pflegeheim verlief negativ; das heißt, eine Patientin benötigte lediglich Hilfe vor Ort und musste nicht mitgenommen werden.
Lebensretter in Hamburg: Die Feuerwehr-Helden aus Billstedt
„Wir fuhren über die B5, um noch tanken zu fahren“, erzählt Timmann. „Eigentlich wären wir über die A1 gefahren.“ Diese Routenänderung wird einem 62-Jährigen kurz darauf das Leben retten.
Auf dem Weg zur Tankstelle steht das Duo an der Liebigstraße mit seinem Rettungswagen an einer roten Ampel, vor ihm etwa fünf bis sechs Fahrzeuge. Ganz vorne: ein Laster, der rechts abbiegt. Dann geht alles ganz schnell. „Wir sahen dann, dass der Fahrer abrupt abbremste, dann aber weiterfuhr, direkt auf einen am Boden liegenden Fahrradfahrer zu“, so Timmann.
Der Radfahrer war zuvor von dem Lkw angefahren worden und dadurch gestürzt. Sofort versuchte er, sich aus der lebensbedrohlichen Situation zu retten und ein Überrollen durch den Lkw zu verhindern – er wurde jedoch vom Fahrzeug noch einmal erfasst, mehrere Meter mitgeschleift und geriet schließlich unter die Vorderachse des Brummis.
Während sich das alles in Sekundenbruchteilen abspielt, schaltet Simon Timmann geistesgegenwärtig das Blaulicht ein, fährt in den Gegenverkehr, gibt Gas, biegt ab, überholt den Lkw und positioniert sich mit dem Rettungswagen davor, damit der Laster-Fahrer nicht mehr weiter kann. Sofort steigen beide aus, fuchteln wild mit den Armen und geben dem Mann am Steuer des Lkw Zeichen, bloß nicht weiterzufahren.
Der Radfahrer ist zwar schon unter dem Laster, aber glücklicherweise noch nicht eingeklemmt worden – ein paar Zentimeter weiter wäre er es aber vermutlich gewesen. „Ich wollte wegkrabbeln, weil der Lkw weiterfuhr“, soll der 62-Jährige gesagt haben. „Ich dachte, es ist vorbei.“ Und er zeigte sich noch überrascht vom schnellen Eintreffen der Retter: „Von wo kommt ihr denn schon her?“
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Zusammen mit einem Kollegen der Freiwilligen Feuerwehr, der zufällig vor Ort ist, ebenfalls Sanitäter ist und sofort hilft, hieven sie den Verletzten unter dem Lkw hervor. Einer fixiert den Kopf, damit die Halswirbelsäule nicht lädiert wird, ein anderer bereitet die Trage vor. „Es staute sich in Nullkommanichts“, beschreibt Küther die Situation. „Leute sind gefahren wie die letzten Affen, lenkten in die Gegenfahrbahn. Fast wäre noch ein anderer Radler verletzt worden.“
Doch die Retter bleiben ruhig, führen dem Mann im Rettungswagen Sauerstoff zu, überprüfen Blutdruck und Herzaktivität. Der Patient hätte unter Schock gestanden, von seinen Verletzungen nichts gemerkt. Er kommt nach Boberg, dort werden seine drei gebrochenen Rippen behandelt – keine Lebensgefahr. „Großes Glück“, wie die Feuerwehr später mitteilen wird.
Zuvor hatte die Polizei die Tasche des Radfahrers vom Rad entfernt. Darin befand sich ein Pokal mit der Aufschrift „Bester Opa der Welt“. Küther: „Er kam gerade von seiner Enkelin und seiner Tochter, hatte im Mai Geburtstag. Ich sagte ihm, den 8. Juni könne er sich jetzt als zweiten Geburtstag eintragen.“
Retter nach dem Vorfall: „Mussten erstmal duschen“
Nach dem Vorfall seien die beiden Retter total durchgeschwitzt gewesen, hätten erst einmal kalt duschen müssen. „Bei einem regulären Einsatz, der reinkommt, weißt du, was passiert ist“, sagen sie. „Hier war es das erste und wohl einzige Mal, dass du aktiv in eine Situation eingreifen musstest, um sofort zu helfen. Ganz ohne Vorbereitung.“
Jeder Feuerwehrmann in Hamburg hätte so gehandelt, sagen sie. Sowieso sei es ein „total glücklicher Umstand“ gewesen. Jan Herbring, ihr Wachabteilungsführer in Billstedt, sagt: „Wir sind stolz auf die beiden und wie sie reagiert haben.“
Am selben Tag geht die Schicht für Timmann und Küther weiter, sie fahren nochmal an der Kreuzung vorbei, das Weitermachen nach dem Vorfall ist für sie eine „Selbstverständlichkeit“. Der zweite Anlauf zur Tankstelle bleibt ohne besondere Vorkommnisse.