„Haus für alle“? Gratis-Tickets für die Elphi-Plaza werden womöglich bald abgeschafft
Ein Ort für alle – sollte sie sein. Die Plaza der Elbphilharmonie konnte bislang kostenlos besucht werden, doch das könnte bald ein Ende haben. Kostet die Aussichtsplattform mit dem spektakulären Blick über Hamburg bald Eintritt?
Bei der Eröffnung der Elbphilharmonie war Ex-Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) noch voller wohliger Worte. „Das ist unser Balkon, frei zugänglich für jedermann und jede Frau”, sagte er 2016 mit Blick auf die Plaza, von wo aus man auf die Elbe und Hamburg gucken kann.
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Ein Ort für alle – sollte sie sein. Die Plaza der Elbphilharmonie konnte bislang kostenlos besucht werden, doch das könnte bald ein Ende haben. Kostet die Aussichtsplattform mit dem spektakulären Blick über Hamburg bald Eintritt?
Bei der Eröffnung der Elbphilharmonie war Ex-Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) noch voller wohliger Worte. „Das ist unser Balkon, frei zugänglich für jedermann und jede Frau”, sagte er 2016 mit Blick auf die Plaza, von wo aus man auf die Elbe und Hamburg gucken kann.
Elbphilharmonie-Plaza: Stadt prüft Einführung von Eintrittsgeldern
Seitdem sind bereits über zehn Millionen Besucher dort gewesen. Alle ohne Geld bezahlen zu müssen. Doch damit könnte bald Schluss sein. „Im Moment wird geprüft, ob es zu einer Einführung von Eintrittsgeldern kommt”, so die Sprecherin der Kulturbehörde, Anja Bornhoeft, zur MOPO. Zuerst hatte der NDR über die Überlegungen berichtet.
Grund für die eventuelle Einführung von Eintrittsgeldern ist, dass der Betrieb der Plaza auf absehbare Zeit von der zuständigen Betreibergesellschaft ELBG nicht mehr kostendeckend erfolgen kann. Bislang müssen nur Besucher, die sich online eine Karte für die Plaza reservieren, zwei Euro zahlen. Künftig könnten für jeden Besucher zwei bis fünf Euro fällig werden – genaueres soll nun beraten werden.
Corona sorgt für Millionen-Defizit
Hintergrund sind coronabedingte Defizite bei der ELBG. Für das Geschäftsjahr 22/23 belaufe es sich beispielsweise auf 2,6 Millionen Euro, sagte eine Sprecherin der Kulturbehörde. Allein die Mehrkosten durch die Anhebung des Mindestlohns auf zwölf Euro schlügen mit 1,3 Millionen Euro zu Buche.
Bei der Kulturbehörde verweist man sogleich auch darauf, dass ohnehin nie die Rede davon gewesen sei, dass der Plaza-Besuch in alle Ewigkeit kostenfrei bleibe. Im von der Bürgerschaft 2016 beschlossenen Betriebskonzept heißt es: „Um vor allem den Hamburgerinnen und Hamburgern die Möglichkeit zu eröffnen, die Plaza kostenlos kennenzulernen, wird ein Besuch der Plaza bis zum Ende der ersten regulären Spielbetriebs-Saison 2017/18 (August 2018) unentgeltlich möglich sein.” Was danach geschehe, wurde nicht festgelegt.
Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) twitterte nun, dass es kein „ausdrückliches Versprechen, die Plaza der Elbphilharmonie für immer eintrittsfrei zu halten”, gegeben habe. Außerdem sei es auch keine Lösung, dass Verluste der Elphi mit Sparmaßnahmen bei kleineren Kultureinrichtungen ausgeglichen werden.
René Gögge, kulturpolitischer Sprecher der Grünen, pflichtete dem bei: „Aus unserer Sicht ist es richtig, dass die Betriebsgesellschaft ein Konzept erarbeitet, damit der Betrieb auch weiterhin ohne einen Zuschuss der Stadt auskommt. Mögliche Ermäßigungen beim Eintritt, die aktuell geprüft werden, würden wir begrüßen. Der Plaza-Eintritt muss weiterhin für alle Menschen erschwinglich sein.”
Grüne versprachen im Wahlkampf: Plaza bleibt kostenfrei
Im Grünen-Wahlprogramm für die Bürgerschaftswahl 2020 klang das noch anders. Dort hieß es: „Das Haus (die Elbphilharmonie, Anm. d. Red.) wird aber nicht nur wegen seiner Architektur von den Menschen angenommen, sondern weil wir es zu einem Haus für alle gemacht haben. Dazu gehören insbesondere der freie Eintritt (…). Wir wollen an diesem Konzept festhalten.”
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Proteste gegen die Pläne kommen von den Linken und der CDU. Die Linksfraktion fordert in einem Antrag für die Bürgerschaft, dass die Plaza den Menschen auch weiterhin kostenlos offenstehen müsse. Eckard Graage, kulturpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, ist da ähnlicher Meinung: „Die Plaza der Elbphilharmonie sollte den Hamburgerinnen und Hamburgern zur freien Verfügung stehen, nachdem das Wahrzeichen durch Hamburger Steuergelder in Millionenhöhe aufwendig errichtet wurde.”
Entschieden ist die Sache auf jeden Fall noch nicht.