„Bollerwagen klauen und Männertag versauen”: Demo-Aufruf sorgt für Aufregung
Vielleicht musste es irgendwann soweit kommen. Sechs Hamburger:innen planen nicht weniger als den Raub des heiligen Grals der Männlichkeit: den Bollerwagen. Und das an keinem geringeren Tag als dem hohen Fest des Mannes selbst: dem Vatertag am 26. Mai! Im Internet sorgt die beabsichtigte Aktion bundesweit für Aufregung. Was dahintersteckt.
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Vielleicht musste es irgendwann so weit kommen. Sechs Hamburger:innen planen nicht weniger als den Raub des heiligen Grals der Männlichkeit: den Bollerwagen. Und das an keinem geringeren Tag, als dem hohen Fest des Mannes selbst: dem Vatertag am 26. Mai! Im Internet sorgt die beabsichtigte Aktion bundesweit für Aufregung.
Einige User können die Absichten kaum glauben, die das „Queer-Anarchafeministische Kollektiv“ in seinem Twitter-Post von vergangenem Samstag offenbart. Viele andere Kommentator:innen hingegen scheinen sich bereits auf die Verteidigung der heiligen Prozession vorzubereiten – und vergreifen sich dabei selbst im Ton. Weitere rufen nach der Staatsgewalt und taggen die Polizei.
Dabei beteuern die sechs Umstürzer:innen ihre guten Absichten: das Ende toxischer Männlichkeit! Unter dem Motto „Bollerwagen klauen und den Männertag versauen“ rufen sie zu einer Demo am Vatertag auf, um sich die Straße zurückzuerobern. Dafür haben sie sich extra schick gemacht und werben mit bunten Wollmasken, Baseballschlägern und Pyrotechnik für ihr schlagkräftiges Detox-Programm.
Vatertag in Hamburg: Aktivist:innen gegen „toxische Männlichkeit“
„Jeder Tag im Jahr ist dya cis Männertag, aber dieser trieft vor Sexismus und Mackertum“, heißt es in dem Post. Dies könnten sie einfach nicht mehr hinnehmen. Besonders der folgende Teil des Tweets schlägt bundesweit Wellen: „Die Demonstration ist all Gender, die ersten Reihen gehören aber den FLINTA* Personen, so weisen wir die dya cis Männer Allys auf ihren Platz hin: ganz ganz hinten.“
Denn viele Twitter-User haben Probleme, die Botschaft überhaupt zu verstehen. Als kleine Übersetzung also für diejenigen, die kein Gender-Studies-Proseminar besucht haben: Jede:r („All Gender“) darf demnach zwar zur Demo kommen, aber in den ersten Reihen stehen FLINTA* – das Akronym steht für Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Menschen. Der Stern bezieht zudem alle anderen nicht-binären Geschlechteridentitäten mit ein.
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Nicht ganz so gern sehen die Aktivist:innen dagegen die „dya cis Männer Allys“. Also „Verbündete“ (Allys) von Männern, die 1. ein biologisch eindeutig männliches Geschlecht haben (dya) und sich 2. mit der bei ihrer Geburt zugewiesenen Geschlechteridentität identifizieren (cis) – denn die gehören dem Post zufolge nach „ganz ganz hinten“. Ein bisschen verwundert diese Rangfolge schon, erklärt das Kollektiv in seiner Selbstbeschreibung doch noch, unter anderem gegen „jegliche Hierarchie“ zu sein.
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Ob die Aktivist:innen tatsächlich am Vatertag durch St. Pauli ziehen werden, um zelebrierenden Männerrunden Bollerwagen und Bierkisten zu entwenden, bleibt abzuwarten. Durch ihren Tweet haben sie für ihre Sache aber wohl schon mehr Aufmerksamkeit entfacht, als es eine schlichte Demo je könnte. Und viele Fans toxischer Rituale ringen sich am Vatertag ja mit exzessivem Alkoholkonsum ohnehin selbst zu Boden.
Hinweis der Redaktion: Der Text wurde nach Veröffentlichung noch einmal überarbeitet.