Endlich! Hamburgs Touri-Magnet kann wieder besichtigt werden
Sie ist – neben der Elbphilharmonie und dem Miniatur-Wunderland – Hamburgs größte Attraktion. Allein im September und Oktober vergangenen Jahres haben 1000 Menschen sie besichtigt. Und es wären locker 10.000 oder auch 100.000 geworden, wenn es nur ausreichend Termine gegeben hätte. Die Rede ist von der „Peking“, dem legendären Flying P-Liner.
Die Winterpause ist vorbei: Nach langen Monaten darf die „Peking“ nun endlich wieder betreten und besichtigt werden. Noch gibt es Tickets für den Besuch des Hamburger Touri-Magneten. Die MOPO erklärt, wie sie an die begehrten Karten kommen – und warum sich ein Besuch des legendären Schiffs lohnt.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Neukunden lesen die ersten 4 Wochen für nur 1 €!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Sie ist – neben der Elbphilharmonie und dem Miniatur-Wunderland – Hamburgs größte Attraktion. Allein im September und Oktober vergangenen Jahres haben 1000 Menschen sie besichtigt. Und es wären locker 10.000 oder auch 100.000 geworden, wenn es nur ausreichend Termine gegeben hätte. Die Rede ist von der „Peking“, dem legendären Flying P-Liner.
Am Sonntag startet auf dem Areal des historischen Schuppens 50A am Bremer Kai, wo auch die legendäre Viermastbark festgemacht ist, die Saison.
Erstmals firmiert das bislang als „Hafenmuseum Hamburg“ bekannte Gelände unter dem Namen „Deutsches Hafenmuseum (im Aufbau) – Standort Schuppen 50A“. Den Besuchern wird damit signalisiert, dass es sich bei dem denkmalgeschützten Kai-Ensemble aus der Kaiserzeit – es ist das letzte, das es noch gibt – um den ersten Standort den künftigen Deutschen Hafenmuseums handelt, dessen Hauptgebäude in den kommenden Jahren auf dem Grasbrook entstehen wird.
Ab sofort kann die „Peking“ wieder besichtigt werden
Nach der Winterpause erwartet die Besucher nun ein spannendes Programm. Es gibt am Sonntag Barkassenfahrten, eine Teeverkostung, Vorführungen mit dem Kupferhelmtauchgerät, außerdem können sich die Gäste den Schwimmkran Saatsee, den Schutendampfsauger IV und die Museumsschute ansehen. Vor allem aber: Die „Peking“ darf betreten werden!
Allerdings gibt es da eine wichtige Einschränkung: Wer auf das Segelschiff will, muss sich vorher online anmelden (und zwar hier: www.shmh.de). Gut beraten ist, wer sich damit beeilt, denn die Nachfrage ist erfahrungsgemäß riesig. Kleiner Trost für alle, die am Eröffnungstag keinen Platz mehr ergattern können: Bis zum Saisonende am 30. Oktober 2022 ist noch Zeit. Und es sind auch Plätze frei. Noch.
Das könnte Sie vielleicht auch interessieren: Hier kauften unsere Urururgroßeltern ein
Dass sich der Besuch des Schiffes lohnt, davon konnte sich MOPO vorab selbst überzeugen. Der technische Leiter der „Peking“ höchstpersönlich, Maschinenbauingenieur Konstantin Jakobi, veranstaltete für unsere Reporter eine exklusive Tour: Alle Decks, alle Laderäume, jeden Winkel durften die Journalisten inspizieren.
Einen besseren Fremdenführer hätten sie auch nicht finden können: Jakobi – er ist erst 28 Jahre alt – kennt jede Niete dieses Schiffes. Auf eine Weise, dass auch Landratten es verstehen, erklärt er den Besuchern, wozu der Gangspill (eine Art Flaschenzug) da ist, was die Rahen sind (die waagerechten Stangen am Mast, an denen die Segel befestigt werden), was man mit einer Brasswinde macht (damit wird die horizontale Stellung der Segel verändert) und was es mit der Poop auf sich hat (das sind die hintersten Deckaufbauten, wo es auf der „Peking“ beispielsweise einen Notsteuerstand gibt).
Nur drei Fahrten, dann hatte sich das Schiff schon bezahlt gemacht
Ein Besuch an Bord der „Peking“ kann also sehr lehrreich sein: Wussten Sie beispielsweise, dass die Viermastbark einzig und allein dazu gebaut wurde, um sogenanntes Salpeter nach Deutschland zu bringen, ein Nitratsalz, das zur Herstellung von Düngemitteln und Sprengstoff diente und in der Atacamawüste in Chile abgebaut wurde?
Salpeter war so wertvoll, dass drei Reisen nach Chile genügten, um mit dem Gewinn die gesamten Baukosten des Schiffes in Höhe von von 680.000 Goldmark (entspräche inflationsbereinigt vier Millionen Euro) zu decken. Insgesamt ist die „Peking“ diese Tour 17 Mal gefahren. „Mit anderen Worten“, so Jakobi augenzwinkernd: „Das Schiff hat sich mehr als bezahlt gemacht.“
Besonders eindrucksvoll sind die Laderäume: Endlos lang und mehr als sechs Meter hoch. 5000 Tonnen Salpeter – genug, um damit 33 Eisenbahnwaggons bis zum Rand zu füllen – passen hier rein. „Das Beladen des Schiffes dauerte volle zwei Wochen und war echte Knochenarbeit“, erzählt Jakobi, „denn Sack für Sack musste mit Handwinden von kleineren Schiffen aus an Bord gehievt werden.“ Klar, dass Männer, die so hart schuften mussten, was Deftiges zu essen brauchten. Genau deshalb gibt es an Deck der „Peking“ zwei eiserne Schweineställe. So riss er nie ab: der Nachschub an Koteletts.
So rettete Kapitän Jürgen Jürs einem Seemann das Leben
Berühmtester Kapitän der „Peking“ war übrigens ein gewisser Jürgen Jürs (1881-1945) aus Elmshorn. Ein harter Hund. Einer, der auch schon mal mit dem Pantoffel nach einem Matrosen warf, wenn der nicht spurte. Der aber auch jede Menge Respekt genoss. Die Besatzung wusste nämlich genau, dass sie sich auf ihn hundertprozentig verlassen konnten. Als einmal ein Seemann über Bord ging, sprang Jürs in die kochende See, hielt sich dabei mit einer Hand an der Besanschot fest und zog den Verunglückten mit der anderen am Schopf aus dem Wasser.
Das könnte Sie vielleicht auch interessieren: Die „Peking“ und das weiße Gold aus Chile
Noch eine kleine Anekdote gefällig? Dabei geht es um den Miss-Marple-Film „Mörder ahoi“ mit der legendären Margret Rutherford. Haben Sie bestimmt schon gesehen! Die Szenen des Krimis, die an Bord eines Schiffes spielen, wurden 1964 auf der „Peking“ gedreht. Zu der Zeit hieß das Schiff „Arethusa“ und diente in England als stationäres Schulschiff.
Also, selbst Filmfans könnten Gefallen finden an einem Besuch auf diesem 115 Meter langen wunderschönen Schiff. Nichts wie hin zum Bremer Kai. Viel Spaß.