Hamburger YouTuber interviewte Kriminelle – jetzt befragt ihn der Richter
Normalerweise interviewt Faycal M. als „Blackpqnther“ Kriminelle. Auf seinem YouTube-Kanal spricht er mit ihnen über ihre Herkunft, ihren Werdegang, ihre Straftaten. Es geht um „Real Life Storys“, den Blick hinter die Verbrecherfassade. Doch seit Mittwoch sitzt der 24-Jährige nun selbst auf der Anklagebank des Hamburger Landgerichts.
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Normalerweise interviewt Faycal M. als „Blackpqnther“ Kriminelle. Auf seinem YouTube-Kanal spricht er mit ihnen über ihre Herkunft, ihren Werdegang, ihre Straftaten. Es geht um „Real Life Storys“, den Blick hinter die Verbrecherfassade. Doch seit Mittwoch sitzt der 24-Jährige nun selbst auf der Anklagebank des Hamburger Landgerichts.
Der Vorwurf gegen den YouTuber: „Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge“. Faycal M. soll zwischen dem 7. und dem 26. Mai 2020 rund 15 Kilo Marihuana gekauft und durch den Weiterverkauf mehr als 54.000 Euro verdient haben.
Hamburg: YouTuber wegen Drogenhandel vor Gericht
Für den Handel soll er den bei Kriminellen beliebten Messengerdienst „Encro-Chat“ genutzt haben – der ihm letztendlich zum Verhängnis wurde: Als französische Ermittler das Chat-System 2020 knackten, flog auch Faycal M. auf. Seit September vergangenen Jahres sitzt der YouTuber in U-Haft.
Das Gericht hat gegen ihn einen Arrestbeschluss erlassen. Bedeutet: Der Angeklagte hat während des Arrestes keinen Zugriff auf sein Vermögen. Doch Faycal wollte ohnehin auf den Weg der Rechtschaffenen, weg von der Straße. Das sagt zumindest der YouTuber „Sly“, der Faycals Kanal derzeit übernommen hat.
Amtsgericht: Angeklagter räumt Straftaten ein
Vor Gericht verliest Faycals Verteidiger eine teilgeständige Einlassung. Sein Mandant räumt ein, dass er sich mit zwei Männern zu einer „Einkaufsgemeinschaft“ zusammengeschlossen habe – um so einen günstigeren Preis für das Marihuana zu erzielen. Es seien jedoch nicht 15, sondern zwölf Kilo gewesen. Davon habe er wiederum nur zwei Kilo für den Handel erworben. Die Drogen hätten sie zeitweise in einer Wohnung gebunkert.
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Einer seiner Komplizen ist aufgrund weiterer Drogendelikte bereits verurteilt worden. Der dritte Mann ist noch unbekannt. Faycal M. weigert sich, seinen Namen zu verraten.
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Auf seinem YouTube-Kanal bekommt „Blackpqnther“ derweil Solidaritätsbekundungen wie „Free Faycal“ – sowohl von Usern als auch von seinen Gästen, die nun „Sly“ interviewt. Und eine Erklärung vom Freund des Angeklagten gibt es auch: Wer Erfolg habe, ziehe immer auch die Neider an. Es habe Menschen gegeben, die schlecht über Faycal gesprochen und anonyme Tipps an die Polizei gegeben hätten. Und das zu einem Zeitpunkt, wo er längst aus den kriminellen Geschichten ausgestiegen sei.
Aber, so fasst es „Sly“ zusammen: „Die Vergangenheit holt einen immer wieder ein“.