Hilfe für Obdachlose: Dieses Werbeplakat ist ein Mini-Schlafzimmer
Es ist eine Notunterkunft für Obdachlose, die sich selbst finanziert: Aussehen tut das sogenannte „City Life Billboard“ wie ein Zelt mit bunten Außenwänden. In dem Hohlraum dazwischen kann ein Mensch stehen – wenn er nicht größer als 1,70 Meter ist. Der Boden besteht aus einer weichen Matte, der gesamte Anhänger ist so isoliert, dass alleine durch Körperwärme ein Unterschied von 15 Grad zur Außentemperatur entsteht. Und draußen? Klebt Werbung drauf.
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„Hinz&Kunzt“ hat sich mit den Werbeagenturen „fischerAppelt“ und „Ultra OOH“ zusammengetan und eine Notunterkunft für Obdachlose entworfen, die sich selbst finanziert. Aus zwei Werbetafeln wurde ein rollendes Domizil gebaut, das einen Beitrag zur Initiative „#NullBis2030“ leisten soll.
Aussehen tut das sogenannte „City Life Billboard“ wie ein Zelt mit bunten Außenwänden. In dem Hohlraum dazwischen kann ein Mensch stehen – wenn er nicht größer als 1,70 Meter ist. Der Boden besteht aus einer weichen Matte, der gesamte Anhänger ist so isoliert, dass alleine durch Körperwärme ein Unterschied von 15 Grad zur Außentemperatur entsteht.
Damit es trotzdem nicht stickig wird, gibt es ein Belüftungssystem. Auch mit Strom ist das Mobil versorgt: Eine Batterie, die alle 200 Laufstunden aufgeladen werden muss, versorgt Lampe und Handy-Ladestation.
„Diese Unterbringung soll keine dauerhafte Lösung für Obdachlosigkeit sein, sondern in einer akuten Notsituation Abhilfe leisten”, sagt Jörn Sturm, der Geschäftsführer von „Hinz&Kuntz“. Vor allem ginge es darum, Aufmerksamkeit und Mittel für langfristige Maßnahmen zu generieren.
Und das scheint zu funktionieren: Unter anderem „LinkedIn“ und „Fressnapf“ haben die Werbefläche bereits gemietet. „Das Projekt ist ein Blickfang: Leute bleiben stehen und sehen hin, statt wie in der Fußgängerzone an Obdachlosen vorbei zu laufen”, sagt Diether Kerner von „fischerAppelt“.
Hamburg: Werbeanhänger als Unterkunft für Obdachlose
Der Zeitpunkt für die Vorstellung des Werbeanhängers wurde bewusst gewählt: Bald läuft das Winternotprogramm der Stadt Hamburg aus. „Wohnen ist ein Menschenrecht – und zwar das ganze Jahr über”, sagt Jörn Sturm.
Ihm geht es auch darum, Obdachlosen etwas Privatsphäre zu geben: „Wenn man eine Tür hinter sich schließen kann, hat man die Möglichkeit, sich zu sammeln. Das ist Voraussetzung, um eine Perspektive für die Zukunft zu entwickeln.“
Zusätzlich wurden Vorkehrungen getroffen, die bedrücken: Der Anhänger ist aus Material, das schwer entflammbar ist. Im Innenraum befinden sich ein Rauchmelder und ein Notrufknopf, durch den eine direkte Verbindung zur Feuerwehr aufgebaut wird. Außerdem gibt es neben einer Eingangstür, die verriegelt werden kann, auf der gegenüberliegenden Seite einen Notausgang.
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