Ärger um Schul-Neubau: Nach dem ersten Spatenstich rückten die Bauarbeiter wieder ab
Im Sommer 2023 sollten in Altona eigentlich eine neue Grundschule und zwei neue Gymnasien die ersten Schüler aufnehmen. Doch nach dem ersten Spatenstich rückten die Bauarbeiter wieder ab. Was ist da los auf dem Schulcampus Struenseestraße? Die MOPO hat nachgehakt.
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Im Sommer 2023 sollten in Altona eigentlich eine neue Grundschule und zwei neue Gymnasien, darunter das „Lycee Francais“, die ersten Schüler aufnehmen. Die Gesamtkosten: rund 82 Millionen Euro. Bisher sieht es jedoch nicht so aus, als würde das klappen – die Bauarbeiten für den Campus Struenseestraße haben noch nicht einmal begonnen. Was ist da los? Die MOPO hat nachgehakt.
Knapp anderthalb Jahre nach dem symbolischen Spatenstich im September 2020, bei dem Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und die französische Botschafterin Anne-Marie Descotes beim Sandschaufeln fotografiert wurden, sieht es auf dem Schulcampus Struenseestraße so aus: eine große grüne Wiese, in der Mitte ein brauner Hügel und ein Baum – sonst nichts. Dass dort junge Hamburger:innen in einem Jahr die Schulbank drücken sollen, lässt sich nicht einmal erahnen.
Hamburg: Der Grund für den verzögerten Baustart
Der Grund laut Schulbehörde: Ausschreibungs- und Genehmigungsverfahren würden den Baustart in die Länge ziehen. „Im Moment läuft noch das Ausschreibung- und Genehmigungsverfahren, das voraussichtlich im Laufe des ersten Quartals abgeschlossen wird. Daher können aktuell keine Termine für den Baustart genannt werden“, so Luisa Wellhausen, Sprecherin der Schulbehörde (BSB), zur MOPO.
Um den Bau realisieren zu können, müssen offenbar noch ein paar Bäume weichen. „Die restlichen Baumfällungen werden nach Abschluss des laufenden Zustimmungsverfahrens beim Bezirk beantragt und durchgeführt“, so Wellhausen. Die Fertigstellung der Schulen im kommenden Jahr könne nicht garantiert werden.
Fertigstellung der Schule um zwei Jahre verschoben
Stattdessen wird sich die Eröffnung wohl um ganze zwei Jahre verschieben. „Für den gesamten Schulcampus wird aktuell von einer Fertigstellung in 2025 ausgegangen“, sagt Wellhausen. „Die drei Schulen, die zukünftig den neuen Schulstandort nutzen, werden zwischenzeitlich an ihren jetzigen Standorten bis 2025 untergebracht“, sagt sie.
Sabine Boeddinghaus, Fachsprecherin für Bildung und Schule bei der Linksfraktion Hamburg, sagt dazu: „Der Schulbau des Struensee-Campus kann nicht als gelungen betrachtet werden“. Sie kritisiert das gesamte Vorhaben.
Schulneubau in Hamburg: Kritik kommt von der Linksfraktion
„Das Gymnasium wird Tür an Tür mit dem ‚Lycee Francais‘ liegen. Beide Schulen haben die französische Sprache als Schwerpunkt und werden statt sich zu ergänzen auf engstem Raum Konkurrenz machen“, sagt sie. „Beteiligung der Schulgemeinschaften und Weitsicht der Schulbehörde sind ausgefallen. Über die missratenen Ausweichmöglichkeiten für das Struensee Gymnasium an den Paulinenplatz ganz zu schweigen.“
Bereits zu Beginn der Planung des Campus gab es Ärger. Anwohner schlugen Alarm wegen der Baumfällungen. Sie sprachen von einem „Desaster“, weil der Schulneubau angeblich auch ohne Rodung möglich gewesen wäre. Insgesamt müssen auf dem Grundstück an der Königstraße 106 Bäume gefällt werden – zum Teil ersatzlos.
Neben der Kritik zum Campus in Altona äußert sich die Linksfraktion negativ über den Schulausbau in Hamburg. „Von uns gibt es massive Kritik, denn Kriterien für Nachhaltigkeit und Langlebigkeit werden durch Einsparvorgaben der Schulbehörde nicht berücksichtigt“, so Boeddinghaus. „Minderwertige Materialien im Bau, die Eintönigkeit des Hamburger Klassenhauses und die Außerachtlassung der Schulhöfe machen die vielfältigen Möglichkeiten des Schulbaus zunichte“, sagt sie.
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Dies soll jedoch in Altona anders werden. Nach Angaben der Schulbehörde im Januar 2020 gegenüber der MOPO soll der begrünte Schulneubau die Wärmeeinstrahlung in die Gebäude reduzieren und ein besseres Lernumfeld schaffen. „Darüber hinaus dient die Gebäudebegrünung vielen Lebewesen, wie Schmetterlingen und Vögeln, als Lebensraum, und sorgt so für Natur in der Stadt“, so die Behörde. Die Bäume bringt es jedoch nicht zurück.