Rausschmiss durch Vermieter: Mehrere Läden nebeneinander müssen schließen
Es ist ein so großer Gebäudekomplex, dass er gleich drei Hausnummern hat. In der Danziger Straße 47-51 (St. Georg) gibt es nicht nur Wohnungen, sondern auch Gewerbe. Nun sollen die Mieter weichen. Der Grund: Alle Wohnungen und Handelsflächen sollen in Eigentumswohnungen umgewandelt werden.
„Einen Tag vor Silvester bekamen wir die Kündigung von unserem Vermieter. Wir müssen zum 30. Juni raus“, sagt Micco Dotzauer (64), Betreiber einer beliebten Bar. „Jetzt ist nicht nur meine Existenz gefährdet, mit der Schließung unserer Bar geht auch eine weitere schwule Location verloren“, sagt der 64-Jährige. Und er ist nicht der einzige Leidtragende.
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Es ist ein so großer Gebäudekomplex, dass er gleich drei Hausnummern hat. In der Danziger Straße 47-51 (St. Georg) gibt es nicht nur Wohnungen, sondern auch Gewerbe – unter anderem ein Trödel-Geschäft und eine Bar. Nun sollen alle Mieter der Gewerbeflächen weichen. Der Grund: Alle Wohnungen und Handelsflächen sollen in Eigentumswohnungen umgewandelt werden. Die MOPO sprach mit betroffenen Gewerbemietern.
„Einen Tag vor Silvester bekamen wir die Kündigung von unserem Vermieter. Wir müssen zum 30. Juni raus“, sagt Micco Dotzauer (64), Betreiber der Bar „Contact“ in der Danziger Straße 51. „Jetzt ist nicht nur meine Existenz gefährdet, mit der Schließung unserer Bar geht auch eine weitere schwule Location verloren“, sagt der 64-Jährige.
Hamburg: Bar in St. Georg soll schließen
Die Bar gibt es seit zehn Jahren, sie ist ein Treffpunkt für homosexuelle Männer. Dort wurden Feste begangen, Modenschauen und Kicker-Turniere durchgeführt, Hochzeiten gefeiert. „Im Laufe der Jahre hat sich eine eingeschworene Stammkundschaft gebildet. Für diese ist die Bar keine gewöhnliche Kneipe. Sie ist wichtiger Teil ihres sozialen Lebens“, sagt Dotzauer.
Außerdem ist die Bar bekannt für ihr gesellschaftliches und politisches Engagement. Betreiber und Gäste unterstützten Organisationen gegen Schwulenverfolgung, riefen Benefizveranstaltungen ins Leben und sammelten in den vergangenen zehn Jahren insgesamt rund 32.500 Euro für wohltätige Zwecke.
Hamburg: Plötzliche Kündigung vom Vermieter
Nicht nur Micco Dotzauer hat die Kündigung erhalten. Auch Mohamad Shafaad (63) soll ausziehen. Er betreibt dort seit 20 Jahren sein kleines Trödel-Geschäft mit Goldschmuck. In seinem Laden gibt es allerlei Krams: Neben goldenen Uhren und Schmuck bietet er dort auch Lampen, Instrumente, Dekoartikel und vieles mehr an. Für ihn ist die Kündigung eine Katastrophe, wie er sagt. „Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich bin am Boden zerstört“, sagt der 63-jährige Goldschmied. Für ihn ist unklar, wie es nun weitergehen soll, sagt er.
Und wie beurteilt eine Expertin die Lage? Marielle Eifler, stellvetretende Vorsitzende beim Mieterverein zu Hamburg, sagt: „Für die Mieter sieht es schlecht aus“. Bei Geschäftsräumen gebe es keinen gesetzlichen Kündigungsschutz. „Daher werden Gewerbemietverträge oft für einen festen Zeitraum abgeschlossen, mit der Möglichkeit, diesen zu verlängern“, sagt sie. „Sofern hier nichts mit den Mietern vertraglich vereinbart wurde, kann der Gewerbemietvertag ordentlich gekündigt werden, ohne einen besonderen Kündigungsgrund“, so Eifler.
Im Wohnraummietrecht sehe das anders aus. Der Vermieter müsse neben einer Frist auch einen Kündigungsgrund nennen. Den Mietern der Wohnungen in der Danziger Straße 47-51 wurde nicht gekündigt, für sie ändert sich nichts – außer, dass es einen neuen Eigentümer geben wird. Mietverträge bleiben wie gehabt. Für die Gewerbemieter bedeutet es jedoch: entweder kaufen oder ausziehen.
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Da sich die Micco Dotzauer und Mohamad Shafaad dies nicht leisten können, werden sie ausziehen müssen. Doch erstmal ist für Barinhaber Dotzauer klar: „Es liegen noch sechs Monate vor uns. Wir bleiben bis zum Schluss für unsere Gäste da.“
Die aktuelle Eigentümerin wollte sich gegenüber der MOPO nicht äußern, teilte ihr Anwalt mit.