Corona-Zahlen in Hamburg fallen – wann wird gelockert?
Der Anstieg wurde zuletzt immer langsamer, nun sank die Corona-Inzidenz in Hamburg den zweiten Tag in Folge. Erleben wir wie in anderen stark von der Omikron-Variante betroffenen Ländern nun eine Trendwende? Nachbarländer heben Regeln auf, Bremen denkt über Lockerungen nach. Auch Hamburger Politiker fordern vor der nächsten Senats-Sitzung am Dienstag „Öffnungsperspektiven“. Die MOPO hat sich in Krankenhäusern und in der Gesundheitsbehörde erkundigt, ob Hamburg sich dem Pandemie-Ende nähert.
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Die Corona-Zahlen in Hamburg fallen wieder. Also alles gut? So einfach ist es dann doch nicht. Allerdings dürfte in den kommenden Tagen wieder verstärkt über Lockerungen diskutiert werden. In den Krankenhäusern liegen derweil zwar viele Menschen mit einer Corona-Infektion, aber sind nicht deshalb eingeliefert worden.
Zwei Tage in Folge tat sich nun in Hamburg etwas, was es schon lange nicht mehr gegeben hat: Die Corona-Fallzahlen fielen. Immer noch liegt die Sieben-Tage-Inzidenz zwar jenseits der 2000 – aber ist das nun die erhoffte und von Experten prognostizierte Trendumkehr?
Zu so viel Euphorie ist die Politik noch nicht fähig. „Von einer Trendumkehr zu sprechen ist gewiss zu früh“, lässt der Sprecher der Sozialbehörde, Martin Helfrich, wissen. Man sehe noch keinen tatsächlichen, stabilen Rückgang beim Infektionsgeschehen.
Lockerungen erstmal kein Thema – CDU will Öffnungsperpektive
Und so ist auch nach MOPO-Informationen nahezu ausgeschlossen, dass der Senat in seiner Sitzung am Dienstag irgendwelche Lockerungen anfassen wird. Die Wahrheit ist: Derzeit weiß man schlicht nicht, wann man wieder über den Berg ist. Zu frühe Zeichen der Entspannung könnten der geteilten Auffassung nach fatale Folgen haben. Auch CDU-Fraktionschef Dennis Thering vertritt die Linie, wirbt aber für eine Öffnungsperspektive. „Zum jetzigen Zeitpunkt ist trotzdem noch Vorsicht angesagt, aber man sollte die Zeit jetzt nutzen, um tragfähige Öffnungsperspektiven zu entwickeln. Eine breite Debatte ist jetzt notwendig und ich würde mir vom Bund und den Ländern ein begleitendes abgestimmtes Vorgehen wünschen“, sagte er der MOPO.
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Die Lage in den Krankenhäusern ist derzeit stabil. Das will man nicht durch eine verfrühte Öffnungspolitik in Gefahr bringen. Denn die Omikron-Variante mag zwar mildere Verläufe bringen und die hohe Impfquote hilft auch, aber je mehr Corona-Infektionen, desto mehr Krankenhauseinweisungen stehen am Ende zu Buche.
Viele Corona-Patienten aus anderen Gründen in Hamburgs Kliniken
Aus den Krankenhäusern ist derweil Interessantes zu hören, das den milderen Verlauf der Omikron-Variante unterstreicht. Immer mehr Personen, die zwar mit einer Corona-Infektion gemeldet werden, müssen gar nicht deswegen behandelt werden. Plastischer: Es kommt vermehrt vor, dass zum Beispiel jemand mit einem Armbruch eingeliefert und dabei zufällig Corona festgestellt wird – die Infektion fließt dann natürlich trotzdem in die Statistik ein.
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So meldet das UKE auf MOPO-Anfrage zurück, dass auf der Normalstation Stand Montag 90 Prozent der Patienten nicht wegen Corona liegen, sondern „nur“ mit. Die Zahlen würden jedoch täglich variieren. Auf der Intensivstation ist das Verhältnis dagegen ausgeglichen. Die Asklepios Kliniken wiederum melden auf Nachfrage, dass geschätzt rund ein Drittel der auf den Normalstationen liegenden und positiv auf das Coronavirus getesteten Patienten primär wegen anderer Diagnosen behandelt werden. Das Albertinen Krankenhaus wiederum meldet ein geschätztes Verhältnis von 50:50.
Dass bereits in vorigen Phasen der Pandemie manche zufällig entdeckte Infektionen in der offiziellen Statistik landeten, war auch immer schon möglich. Nennenswert wird das Ausmaß laut dem Chef der Intensivmedizin des UKE, Stefan Kluge, erst jetzt. „Wir haben jetzt mit Omikron eine wachsende Gruppe von Patientinnen und Patienten, die zwar Sars-CoV-2-positiv sind, bei denen der Aufnahmegrund aber unabhängig davon ist. Das berichten auch Kolleginnen und Kollegen aus Hannover und Bremen – und es hat sich zuletzt schon in Ländern wie den USA und Großbritannien gezeigt. Damit müssen wir transparent umgehen“, sagte Kluge.
Mehraufwand für Kliniken weiterhin hoch
Die neue Lage bedeutet aber freilich nicht, dass es aus Perspektive der Kliniken zu einer Entspannung gekommen ist. „Grundsätzlich werden natürlich alle positiv getesteten Patient:innen isoliert, was sehr aufwändig ist und das Personal zusätzlich belastet“, erklärt Mathias Eberenz, Sprecher der Asklepios Kliniken.
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Bremen will sich auf Öffnungen vorbereiten
Während man in Hamburg also erst einmal wachsam bleiben will, gibt es bereits im Nachbarland Bremen, das einen ähnlichen Omikron-Fallverlauf hat, Diskussionen um Lockerungen. Bürgermeister Andreas Bovenschulte sagte im Deutschlandfunk, dass man sich einer Perspektivdebatte nicht verschließen dürfe. Laut Bovenschulte könne und müsse man über Öffnungen nachdenken, insbesondere wenn die Situation auf den Intensivstationen stabil bleibe und wenn sich bei den Normalbetten zeige, dass „da ganz wesentlich auch Menschen mit Corona und nicht nur wegen Corona liegen”.
In Bremens Krankenhäusern ist laut Bovenschulte derzeit rund ein Drittel der Corona-Infizierten auf Normalstationen wegen der Infektion im Krankenhaus. In den übrigen Fällen sei der Aufnahmegrund nicht Corona gewesen. Die Lage auf den Intensivstationen entspanne sich.