„Brutstätte von Betrug“: Investor des Holsten-Areals massiv unter Druck
Ob das Holsten-Areal in Altona oder die alte Gummiwaaren-Fabrik in Harburg: Der Immobilienkonzern Adler Group besitzt in Hamburg mehrere Grundstücke, die alle eines gemeinsam haben: sie verfallen. Jetzt ist der Konzern erneut in den Schlagzeilen.
„Eine Brutstätte von Betrug, Täuschung und finanzieller Falschdarstellung, die darauf abzielt, ihre wahre Finanzlage zu verschleiern, die düster ist.“ Mit diesen Worten beginnt der 61-seitige Bericht, den die Investmentfirma Viceroy im Oktober vergangenen Jahres über die Adler Group verfasst hat.
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Ob das Holsten-Areal in Altona oder die alte Gummiwaaren-Fabrik in Harburg: Der Immobilienkonzern Adler Group besitzt in Hamburg mehrere Grundstücke, die alle eines gemeinsam haben: sie verfallen. Jetzt ist der Konzern erneut in den Schlagzeilen, weil er seinen Jahresabschlussbericht aufgrund von Betrugsvorwürfen verschieben muss.
„Eine Brutstätte von Betrug, Täuschung und finanzieller Falschdarstellung, die darauf abzielt, ihre wahre Finanzlage zu verschleiern, die düster ist.“ Mit diesen Worten beginnt der 61-seitige Bericht, den die Investmentfirma Viceroy im Oktober vergangenen Jahres über die Adler Group verfasst hat.
Adler Group: Schwere Vorwürfe gegen Immobilienkonzern
Hinter Viceroy steht kein geringerer als der britische Börsenspekulant Fraser Perring, der schon den inzwischen insolventen Finanzdienstleister Wirecard unter Druck setzte. Die Vorwürfe gegen die Adler Group sind jetzt Teil einer Sonderermittlung. Weil die weiterhin läuft, verkündete der Konzern am Freitag, dass sich die Veröffentlichung seines Jahresabschlusses verschiebe.
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Die Untersuchung werde voraussichtlich nicht vor dem zweiten Quartal abgeschlossen sein. Die Ergebnisse sind laut Adler Voraussetzung dafür, dass der Abschlussprüfer KPMG sein Testat für den Jahresabschluss 2021 erteilt. Mit der Sonderuntersuchung sind spezialisierte Forensiker von KPMG beauftragt. Damit sei der 31. März als Termin für die Veröffentlichung des Jahresabschlusses nicht zu halten.
Hamburg: Bürgerinitiative kämpft für das Holsten-Areal
In Hamburg gehören der Adler Group neben dem Holsten-Areal das „Neue Korallusviertel“ in Wilhelmsburg, das Neuländer Quarré, die New-York Hamburger Gummi-Waaren Fabrik in Harburg und das Gelände am Billwerder Neuen Deich in Entenwerder. Überall tut sich seit Jahren nichts. Im Mai will der Bezirk Altona mit der Adler Group einen städtebaulichen Vertrag über das Holsten-Areal schließen.
Das Bezirksamt Altona habe zur Kenntnis genommen, dass die Adler Group ihren Jahresabschluss verschieben muss, hieß es am Montag auf MOPO-Anfrage. Auf den städtebaulichen Vertrag habe dies „keinen Einfluss“. Theo Bruns, Sprecher der Bürgerinitiative „knallt am dollsten“, sagte am Freitag im MOPO-Interview: „Es ist ein Wahnsinn, das Quartier einem rein renditeorientierten Investor zu überlassen.“ Die Initiative sorgt sich darum, dass der Vertrag weiteren Spekulationen mit dem Objekt Vorschub leisten könnte. Wenn tatsächlich gebaut würde, würde es laut Bruns ein „reines Luxusquartier“.
Adler-Aktie stürzt ab auf Rekordtief
Der Kurs der Adler-Aktie brach am Freitag um mehr als ein Fünftel ein und erreichte zwischenzeitlich ein Rekordtief. Schon nach den Vorwürfen im Oktober 2021 halbierte sich der Kurs binnen weniger Tage nahezu auf gut neun Euro.
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Seither ging es zeitweise wieder auf über 13 Euro nach oben. Doch nach der Verschiebung des Jahresabschlusses ging es am vergangenen Freitag bis auf 8,58 Euro nach unten – einen halben Cent unter dem bisherigen Rekordtief von Ende November. Adler stand wegen hoher Schulden im vergangenen Jahr schon abseits der Vorwürfe aus dem Bericht unter Druck. Zuletzt verschaffte sich das Unternehmen mit dem Verkauf von Immobilien finanziell Luft.