Klima gegen günstiges Wohnen: Der Kampf um diesen Platz in Hamburg
Was ist wichtiger: Der Erhalt von Bäumen – oder günstiger Wohnraum? Um diese Frage gibt es Streit in Altona-Nord. Die Hamburger Sparkasse (Haspa) will am Alsenplatz ein Wohnheim für 140 Auszubildende bauen, sieht sich jedoch mit Protesten konfrontiert. Der Grund: Auf dem geplanten Grundstück müssen 27 der 30 Bäume gefällt werden. Zum Baustart am Montagmorgen waren jedoch erstmal keine Arbeiter zu sehen – Aktivist:innen hatten die Baumkronen besetzt.
Ein gelbes Banner mit der Aufschrift „Jeder Baum zählt“ flatterte am Montag in den Wipfeln, im Boden stecken schon länger symbolische Grabkreuze. Schon 2020, kurz nachdem die Baupläne veröffentlicht wurden, gab es Protest gegen das Vorhaben. Dabei geht es um mehr als die 27 Bäume auf dem Alsenplatz, die verschwinden sollen.
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Was ist wichtiger: Der Erhalt von Bäumen – oder günstiger Wohnraum? Um diese Frage gibt es Streit in Altona-Nord. Die Hamburger Sparkasse (Haspa) will am Alsenplatz ein Wohnheim für 140 Auszubildende bauen, sieht sich jedoch mit Protesten konfrontiert. Der Grund: Auf dem geplanten Grundstück müssen 27 der 30 Bäume gefällt werden. Zum Baustart am Montagmorgen waren jedoch erstmal keine Arbeiter zu sehen – Aktivist:innen hatten die Baumkronen besetzt.
Ein gelbes Banner mit der Aufschrift „Jeder Baum zählt“ flatterte am Montag in den Wipfeln, im Boden stecken schon länger symbolische Grabkreuze. Schon 2020, kurz nachdem die Baupläne veröffentlicht wurden, gab es Protest gegen das Vorhaben. Dabei geht es um mehr als die 27 Bäume auf dem Alsenplatz, die verschwinden sollen.
Hamburg: Aktivisten besetzen Bäume
Das Gebäude ist laut Haspa und der Stadt Hamburg ein Leuchtturmprojekt mit Vorbildfunktion: Günstiger Wohnraum für Auszubildende in einem beliebten Quartier, außerdem soll es dank begrüntem Dach, Photovoltaik und Bienenstock auch „ökologisch Zeichen setzen“. 23 Millionen Euro kostet das Wohnheim den Bauherrn „Haspa Azubi-Wohnen GmbH“.
Die Pläne wurden dafür erstmals im September 2020 bekannt gegeben. Schon davor war sowohl die Vergabe des 1143 Quadratmeter großen Grundstücks wie auch ein Bauvorbescheid durch den Bezirk genehmigt, wie die „taz“ damals berichtete. Die Anwohner:innen wurden anscheinend erst zwei Tage vor der offiziellen Ankündigung informiert.
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Ende 2020 folgten dann die ersten Aktionen der Initiative „GreenAlsenplatz“ von Anwohner:innen und Betroffenen gegen den Bau. Sie forderten den Erhalt der Bäume auf dem Platz zugunsten der Umwelt. Unterstützung kam auch vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu), der eine weitere verlorene Grünfläche inklusive der wertvollen Bäume befürchtete.
Das Gebäude würde das Quartier jedoch aufwerten, so die Haspa: „Wir bauen dringend benötigten bezahlbaren Wohnraum für Hamburger Auszubildende. Aus wilden Parkplätzen wird ein grüner, ruhiger Ort mit hoher Aufenthaltsqualität“, so Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg am Montag auf Nachfrage der MOPO. Darüber hinaus sollen neben den vorgeschriebenen Ausgleichspflanzungen auch zusätzliche 25 Stadtbäume ortsnah verpflanzt werden.
Das Gebäude soll ab 2023 rund 140 Auszubildenden auf sechs Stockwerken günstige Wohnungen für maximal 235 Euro Grundmiete bereitstellen – die niedrige Miete ist möglich, da der Wohnraum öffentlich gefördert wird. In dem Gebäude sollen zwar vornehmlich Auszubildende der Haspa unterkommen, freie Kapazitäten werden öffentlich aber auch Auszubildenden anderer Unternehmen zum gleichen Preis angeboten, wie es in einer Pressemitteilung der Haspa von September 2020 heißt.
Initiative „GreenAlsenplatz“: „Bauen ja — aber nicht beliebig!“
Die Initiative „GreenAlsenplatz“ sieht in dem Bauvorhaben hingegen eher eine Abwertung des Quartiers: „Bauen ja – aber nicht beliebig! Bauen erfordert Rücksichtnahme auf Natur und Anwohner!“, heißt es dazu in einer Petition, die seit Ende 2020 läuft.
Darin wird auf Folgen für den Umwelt- und Klimaschutz sowie für ein denkmalgeschütztes Gebäude verwiesen, dessen Umgebungsschutz durch den Bau nicht mehr gewährleistet sei. Dazu kommen weitere Sorgen zum Tierwohl wie auch zu möglicherweise unzureichendem Schutz der Bausubstanz der umliegenden Gebäude. 1600 Unterschriften kamen bei der Petition schon zusammen.
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Während die Polizei am Montagvormittag noch von einem längeren Einsatz ausging, hatten die Aktivist:innen die Bäume bereits weitestgehend verlassen, als die MOPO nachmittags vor Ort war. Die Polizei war mit insgesamt sechs Mannschaftswagen am Alsenplatz, griff jedoch nicht ein. Die Demonstrant:innen müssten generell nicht mit einer Anzeige rechnen, so die Aussage der Polizei. Zu den Protesten wollte sich die Haspa am Montag nicht äußern.