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Biden ein Jahr nach Kapitolsturm
  • Ein Ziel hat US-Präsident Joe Biden bislang verfehlt: die Nation wieder zu einen.
  • Foto: picture alliance/dpa/AP | Andrew Harnik

Ein Jahr nach „Kapitolsturm“: So gespalten sind die USA

Es hätte eine Woche der Versöhnung werden können. Sollen. Ein Jahr nach dem sogenannten „Sturm aufs Kapitol“ wollten die USA an das Ereignis erinnern, an den Sieg der Demokratie. Republikaner und Demokraten gemeinsam, so war der Plan. Doch dann blieben die Parteifreunde von Ex-Präsident Donald Trump der Veranstaltung weitgehend fern. Und der aktuelle Präsident Joe Biden fand auch vor allem harsche Töne gegen seinen Vorgänger.

In den USA, so scheint es manchmal, da ist alles größer. Also nicht nur die Autos, das Popcorn und der Softdrink. Sondern eben auch die Spaltung. Wobei auch die Höflichkeit und das Miteinander oft weitaus größer scheinen als hierzulande, aber das steht auf einem anderen Blatt.

USA als Vorbote von hiesigen Entwicklungen?

Fakt ist: Während hierzulande die „Spaltung“ sich noch auf eine Minderheit von mal fünf, mal 20 Prozent beschränkt, die wahlweise beim Euro, bei Geflüchteten oder beim Impfen eine andere Meinung hat – und die in den meisten dieser Fälle vor allem in der relativ kleinen Oppositionspartei AfD einen Fürsprecher findet, da verläuft die Trennlinie in den USA zusehends schärfer zwischen den beiden großen Parteien.

Joe Biden war eigentlich mal angetreten, diese Spaltung aufzulösen. Wieder der Präsident aller Amerikaner zu sein, so wie das gefühlt zumindest früher mal üblich war. Vor Trump, vielleicht auch vor Social Media. Die Erinnerungs-Veranstaltung sollte ein Baustein werden. Doch dann passierte zweierlei.

Republikaner blieben Gedenken (fast) geschlossen fern

Erstens: Die Republikaner verweigerten sich dem Gedenken. Auf der linken Seite des Repräsentantenhauses, da wo die Demokraten sitzen, waren die Reihen gut gefüllt. Auf der anderen Seite: gähnende Leere. Nur die Abgeordnete Liz Cheney stand da, neben ihr der ehemalige Vizepräsident und ihr Vater Dick Cheney, beide mittlerweile Hass-Objekte der Trump-Anhängerschaft. Die restlichen 210 Kongressabgeordneten und die 50 Senatoren der Republikaner – sie blieben fern. Von einer innerparteilichen Opposition gegen Trump – keine Spur.

Und dann waren da die Reden von Joe Biden und seiner Vize-Präsidentin Kamala Harris, der er zunächst den Vortritt ließ. Vor einem Jahr war sie dabei, als demokratische wie republikanische Abgeordnete teils um ihr Leben bangten. Weil ein Mob von Trump-Anhängern das Gebäude stürmte. Nachdem Trump sie, zumindest indirekt, dazu angestachelt hatte.


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„Sie wollten nicht nur ein Gebäude zerstören“, so Harris. „Ihr Angriff galt den Werten unseres Landes.“ Und Biden legte nach: Trump habe versucht, die friedliche Machtübergabe „mithilfe eines gewaltbereiten Mobs zu verhindern“. Ein „Lügennetz“ habe Trump geschaffen. „Er kann nicht akzeptieren, dass er verloren hat.“

Republikaner-Anhänger: „Trump hat gewonnen“

Die jeweiligen Anhänger draußen bestätigten dies: „Demokratie verteidigen“ wollten die einen. „Trump won“ stand auf einem Schild – Trump hat gewonnen. Laut einer aktuellen Umfrage glauben immer noch mehr als 40 Prozent der Befragten in den USA, dass Biden die Wahl nicht rechtmäßig gewonnen hat.

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Trump indes pöbelte zurück: Biden wolle nur ablenken. Er sei es, der spalte. Gegenseitige Spalt-Vorwürfe kennt man auch hierzulande. Und: Biden habe als Präsident „völlig und total versagt“. Und tatsächlich: Bidens Umfragewerte sind im Keller. Die Inflation, Corona, der chaotische Afghanistan-Abzug – all das zahlte nicht auf sein Konto ein. Bei den Zwischenwahlen dieses Jahr dürften die Demokraten ein Desaster erleben. Und Trump dürfte danach – so vermuten Experten – nach der Kandidatur für 2024 greifen.

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