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Meta-Konzern droht EU mit Aus für Facebook und Instagram
  • Facebook-Chef Mark Zuckerberg.
  • Foto: picture alliance / Marcio Jose Sanchez/AP/dpa | Marcio Jose Sanchez

US-Medien decken Facebooks dunkle Seiten auf

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg (mal wieder) unter Beschuss: Mehrere US-Medien haben brisante Dokumente aus dem Konzern enthüllt, die letztlich die Frage aufwerfen: Wie sozial ist das Netzwerk denn nun wirklich?

Powerpoint-Präsentationen, firmeninterne Chat-Protokolle oder Memos mit weiteren Interna: Es sind brisante Dokumente, die den Journalisten des „Wall Street Journals“ zugespielt wurden. Die Artikel der Serie „Facebook Files“ dürften im Silicon Valley für Unruhe gesorgt haben.

„Wir zeigen, dass es sich nicht um einzelne Fälle von Versagen handelt, von denen das Unternehmen überrascht wurde. Vielmehr liegt hier eine breite Akzeptanz vor“, sagte Jeff Horwitz, „Facebook Files“-Chefautor und Silicon-Valley-Reporter des „Wall Street Journals“. „Facebook kümmert das wenig. Es wird erst aktiv, wenn ein Fall für öffentliche Aufmerksamkeit sorgt.“

„Wall Street Journal“: Drogenkartell auf Facebook unterwegs

Doch was wird dem Digitalkonzern, der aktuell knapp drei Milliarden Nutzern weltweit hat, vorgeworfen? Das „Wall Street Journal“ berichtet, dass Facebook 2019 nicht eingegriffen habe, als ein mexikanisches Drogenkartell die Plattform nutzte, um Auftragsmörder zu rekrutieren.

Die Wirtschaftszeitung zieht zudem einen BBC-Bericht von damals heran, in dem darüber berichtet wird, dass sich Menschenhändler im Nahen Osten als Jobvermittlungsagenturen getarnt hätten und via Facebook Anzeigen geschaltet hätten – um Menschen zu versklaven. Daraufhin drohte Apple Facebook, die Instagram- und Facebook-App aus dem App-Store zu löschen. Zuckerberg reagierte und ließ mehr als 100.000 Inhalte innerhalb weniger Tage löschen. „Ich halte das für bemerkenswert, dass das Unternehmen erst aktiv wird, wenn sein Geschäftsmodell bedroht wird“, sagt Horwitz.

Kriegen Promis Sonderbehandlung auf Facebook?

Weitere Anschuldigung der Journalisten: Promis bekommen eine Sonderbehandlung auf Facebook. So habe das soziale Netzwerk ein System geschaffen, bei dem vor allem prominente Nutzer faktisch von der Anwendung der Inhalte-Regeln ausgenommen waren. Dadurch könnten sie sich Fehltritte erlauben, die für gewöhnliche Mitglieder Konsequenzen hätten. Facebooks Inhalte-Regeln verbieten unter anderem Beiträge mit Beleidigungen oder Drohungen sowie die Verletzung der Privatsphäre anderer Menschen.

Auf der Ausnahmeliste, die „Cross Check“ genannt wird, seien aktuell 5,8 Millionen Prominente, darunter Diktatoren, Schauspieler, Politiker. Ausgesucht von 40 Facebook-Teams, deren Auswahl offenbar innerhalb des Unternehmens nicht noch einmal kontrolliert wurde.

Neymar postete Nacktfotos von Frau auf Instagram

Eines der prominentesten Beispiele sei der Vergewaltigungsskandal um den brasilianischen Fußballstar Neymar 2019. Neymar postete auf Instagram ein Video, in dem Name und Nacktfotos der Frau zu sehen waren, die ihn beschuldigt hatte, sie vergewaltigt zu haben. Laut Facebook-Regeln eigentlich ein klarer Fall für eine Konto-Löschung – aber nicht für Neymar. Sein Konto blieb weiterhin aktiv.

„Den Mitarbeitenden, die seinen Eintrag löschen wollten, fehlten dazu die Befugnisse“, sagt Horwitz. So habe es mehr als 24 Stunden gedauert, bist das Posting schließlich gelöscht gewesen sei. „Mehr als 56 Millionen Menschen haben die Nacktfotos der Frau gesehen.“

Nun hat sich das unabhängige Aufsichtsgremium von Facebook wegen der „Wall Street Journal“-Berichte eingeschaltet und betonte bereits bei einem Blog-Eintrag am Dienstag: Facebook müsse bei Entscheidungen, ob Inhalte auf der Plattform bleiben oder gelöscht werden, transparenter werden. Facebook habe dem Gremium auf Anfrage mitgeteilt, dass die „Cross Check“-Liste nur wenig Entscheidungen zum Einsatz gekommen sei.

„Project Amplify“: Eigenwerbung in den News Feed?

Der Wissenschaft hingegen dürfte Facebook nicht so einfach widersprechen können: In den „Facebook Files“ kommt das „Wall Street Journal“, auf Basis von wissenschaftlichen Untersuchungen, zu dem Ergebnis, dass es vor allem jungen Mädchen, die mit ihrem Körper unzufrieden seien, noch schlechter ging, nachdem sie Zeit auf Instagram verbracht haben. Ein altbekanntes Problem, das Facebook-Chef Zuckerberg aber immer wieder vehement von sich weist.

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Die Journalisten des „Wall Street Journals“ sind nicht die einzigen, die Facebook auf dem Kieker haben: So berichtet die „New York Times“, dass das Netzwerk mit einem Projekt unter dem Namen „Project Amplify“ Nutzern positive, teils von Facebook selbst verfasste Nachrichten zum Unternehmen in den News Feed gespielt haben soll. Ziel: Das Image aufpolieren – und negative Nachrichten über Marc Zuckerberg bewusst zurückhalten. Das Blatt berichtet weiter, dass Facebook in diesem Jahr eine Reihe von Entscheidungen getroffen habe, um sein Image aggressiv umzugestalten.

Ein Facebook-Sprecher widersprach dem „New York Times“-Bericht und sagte, Facebook habe keine neue Image-Kampagne eingeführt. Er bestätigte aber, dass das „Project Amplify“ existiere. Allerdings sei das Projekt mit einer gewöhnlichen Informations-Kampagne und ähnlichen Initiativen großer Unternehmen vergleichbar.

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