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  • Robert Habeck (Grüne) bei seinem Auftritt in Hamburg.
  • Foto: Patrick Sun

Der Hype um Habeck: Hätte er die Grünen zum Sieg geführt?

Seit Robert Habeck Nicht-Kanzlerkandidat der Grünen ist, spielt er größer auf denn je: Im Talk bei Anne Will punktete der Grünen-Co-Chef am Sonntagabend mit unaufgeregten Fakten, manche Twitter-Kommentatoren sahen ihn schon als künftigen Grünen-Anwärter auf den Chefsessel in der Bundesregierung. Auch bei seinen Auftritten am Montag in Flensburg und Hamburg wurde ziemlich deutlich, wie groß der Hype um Habeck ist. 

Ein Autogramm hier, ein Schulterklopfen da – die Grünen empfingen Habeck am Hamburger Fischmarkt wie einen Popstar. Zwischen Seifenblasen und Wassereis wurde das Publikum in ein grünes Sonnenblumenland entführt – Balsam für die Wahlkämpfer nach den unzähligen Pannen der vergangenen Wochen. Habecks Message vor dem großen Tag der Entscheidung: Es war nicht alles gut. Aber es wird alles gut. Der Schlüssel zum Erfolg dabei: er selbst.

Habeck stellte sich immer loyal hinter Baerbock

Obwohl sich Habeck in der Vergangenheit immer wieder loyal hinter die eigentliche Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock gestellt hatte, stellt er sein Licht nicht unter den Scheffel und zeigt an diesem Abend deutlich, wer der erfahrenere Kandidat gewesen wäre. Nachdem die Grünen zu Beginn des Wahlkampfs in Umfragen schon bei 30 Prozent gelegen und sich bereits mit einem Fuß im Kanzleramt gesehen hatten, liegen sie inzwischen nur noch bei 15 bis 16 Prozent der Stimmen. Längst geht es nicht mehr ums Gewinnen.

„Wir sind steckengeblieben in dämlichen, in dummen Debatten, die von den politischen Mitbewerbern immer wieder hochgezogen wurden und die eigentliche Diskussion verstellt haben“, sagte Habeck am Sonntag auf einem Parteitag in Berlin. „Irgendwas war nicht richtig in diesem Wahlkampf.“

Erst die Kritik an Baerbocks Buch, dann die Sachen mit den Sonderzahlungen und ihrem Lebenslauf. Wochenlang hatte sich die öffentliche Aufmerksamkeit kaum auf politische Inhalte konzentriert. Stattdessen wurde ein ungünstiges Detail nach dem nächsten öffentlich. Rufe nach einem Kandidatenwechsel bügelte Habeck damals aber konsequent ab.

Habeck als Geschichtenerzähler

Bis heute demonstriert er, dass sein Platz hinter Baerbock ist, doch genau in dieser Zurückhaltung entfaltet sich seine Strahlkraft. Und wenn es drauf ankommt, kann er punkten: Über Habecks Frust-Rede auf dem Parteitag sollte am Ende mehr zu lesen sein, als über die Worte der Kanzlerkandidatin. 

Bei seinem Auftritt in Hamburg arbeitet sich der Politiker an den großen Wahlkampfthemen ab: Klimaziele, Reichensteuer, Migration und Verantwortung. Sein Tenor: Es darf nicht bleiben, wie es ist. Veränderung müsse her in Form einer neuen politischen Debatten- und Fehlerkultur. Habeck beweist sich als großer Geschichtenerzähler und erobert das Herz der Hamburger:innen gleich zu Beginn mit einer persönlichen Anekdote über seinen Zivildienst in Bergedorf. 

Während Habeck da oben am Rand der Bühne gestikuliert, fällt der Name der eigentlichen Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock genau einmal. Und wieder drängt sich diese eine Frage auf: Wäre er es eigentlich gewesen? Baerbock zeigte in den TV-Arenen zwar Kompetenz, kann mit der entspannten Hemdsärmeligkeit von Habeck allerdings kaum mithalten. Mit Habeck, dem Schriftsteller, dem ehemaligen Landesminister in Schleswig-Holstein. Im Endspurt vor der Wahl, spricht er über ein „starkes Mandat für eine Partei, die sich bereit erklärt in die Verantwortung zu gehen“. Von einem Sieg spricht er nicht.

Tritt Habeck in vier Jahren als Kanzlerkandidat an?

Die MOPO will von Habeck wissen, ob er es denn in vier Jahren nochmal als Kanzlerkandidat probieren wird? Habeck gibt sich betont bescheiden: „Ich bin schon froh, wenn ich weiß, was in vier Tagen oder in vier Wochen ist. Die volle Konzentration ist auf die Gegenwart gerichtet.“. Die nächsten Wochen seien die wahre Bewährungsprobe – dann gelte es, aus einer unübersichtlichen Situation heraus eine stabile Regierung zu bauen. „Alles weitere wird irgendwann aufgerufen werden, aber da habe ich keinen Gedanken dran verschwendet“, so Habeck.

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Ob es bei den Grünen, denn überhaupt mal einen Kanzlerkandidaten geben wird? „Da habe ich keine Ahnung, da müssen sie die Grünen fragen“, sagt Habeck schmunzelnd. „Wir bringen erstmal diesen Wahlkampf ordentlich zu Ende. Wo wir in vier Jahren sind, das ist alles Spökenkiekerei.“

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