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Die Aufführung des Theaterstücks „Kindeswohl“
  • Paul Behren (v. l.), Yorck Dippe und Julia Wieninger in „Kindeswohl“.
  • Foto: Matthias Horn

Schauspielhaus-Chefin bringt Bestseller auf die Bühne

Wer darf über Leben oder Tod eines Menschen bestimmen? Für die meisten gibt es darauf nur eine gültige Antwort: diese Person selbst. Komplizierter wird es, wenn es sich um einen Minderjährigen handelt. Das Stück „Kindeswohl“ verhandelt die moralischen und ethischen Konsequenzen dieser Entscheidung auf der Bühne – und stupst damit nebenbei an sehr aktuellen Themen, ohne die Reizworte „Corona“ oder „Impfen“ zu erwähnen.  

Im Zentrum von „Kindeswohl“ (nach einem Roman von Ian McEwan) steht der 17-jährige Adam (Paul Behren). Er hat Leukämie, und seine Behandlung müsste dringend mit Bluttransfusionen flankiert werden, sonst droht der schnelle Tod. Doch seine Eltern und er sind Zeugen Jehovas, und deren strenge und weltfremde Regeln verbieten genau diese Maßnahme.  

Die Klinik klagt, und Richterin Fiona (Julia Wiesinger) tritt auf den Plan. Statt nach Aktenlage zu urteilen, möchte sie den jungen Mann kennenlernen – und das führt zu einer fatalen Verstrickung. In einer Nebenhandlung pfeift ihre langjährige Ehe auf dem letzten Loch. 

Gesellschaftliche Verantwortung und die Selbstbestimmung des Einzelnen

Regisseurin und Intendantin Karin Beier stellt die Konflikte pointiert und sehr elegant aus. Vor allem der Einsatz der Musik ist außerordentlich effektiv: scheinbar beiläufig, aber atmosphärisch zentral. Auch die Darsteller:innen selbst greifen immer wieder zu Instrumenten. So sind die gut zwei Stunden Kammerspiel eine beherzte, durchaus unterhaltsame Auseinandersetzung mit schwierigen Fragen über den Wert des Lebens an sich, über gesellschaftliche Verantwortung und die Selbstbestimmung des Einzelnen.  

Schauspielhaus: 21./22./28./30.9. sowie 7./9./29./31.10., diverse Zeiten, 9-53 Euro, Tel. 24 87 13 

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