Frau stürzt betrunken über die Reling: Hinterbliebene verklagen Kreuzfahrt-Reederei
Auf einer Taylor-Swift-Themenkreuzfahrt stürzt eine Frau über Bord, seitdem fehlt von ihr jede Spur. Die Familie erhebt Vorwürfe: eine rücksichtslose Überbedienung mit Alkohol sowie fehlende Rettungsmaßnahmen.
Nach dem tödlichen Sturz der Passagierin während der fünftägigen Kreuzfahrt hat die Familie der Verunglückten eine Klage gegen die Reederei eingereicht. Der Vorwurf: Die Crew habe der 66-jährigen Dulcie White an Bord des Royal-Caribbean-Schiffs „Allure of the Seas“ offensichtlicher Anzeichen starker Trunkenheit weiterhin Alkohol ausgeschenkt. Anschließend sei sie über ihre Balkonreling gestürzt. Ihr Körper wurde bis heute nicht gefunden. Das Schiff war im Oktober 2024 auf dem Weg zu den Bahamas.
Kritik an „All-you-can-drink“-Paket auf Kreuzfahrt
Die Klage wurde vor einem Bundesgericht im südlichen Bezirk von Florida eingereicht. Whites Ehemann und ihre Tochter werfen der Reederei darin neben der Überbedienung von Alkohol eine mangelhafte Reaktion nach dem Sturz kurz vor Nassau sowie „fahrlässige Zufügung emotionalen Leids“ vor.
Crewmitglieder hätten White innerhalb von gut sechs Stunden mindestens sieben alkoholische Getränke serviert. Dabei habe die Frau geschwankt, gestammelt und Mühe gehabt, aufrecht zu stehen. Ein anderer Passagier habe sie schließlich in ihre Kabine zurückgebracht. Kurz darauf sei sie vor den Augen ihrer Tochter über die Balkonbrüstung gefallen.
Vorwurf: Crew habe Rettungsmanöver zu spät eingeleitet
In der Klage heißt es weiter, die Crew habe nach dem Vorfall nicht für ein standardisiertes Rettungsmanöver umgedreht und keine Rettungsboote ausgesetzt. Die Tochter habe die Besatzung unmittelbar informiert. Bahamaische Behörden und die US-Küstenwache suchten nach der Frau, stellten die Suche jedoch am Folgetag ein.
Familie will Kreuzfahrt-Reederei zur Verantwortung ziehen
Der Anwalt der Familie spricht von einem generellen Problem mit sogenannten „All-you-can-drink-Paketen“ auf Kreuzfahrten. „Royal Caribbean hat nicht nur Getränke verkauft – sondern Gefahr“, sagte er laut einem Statement auf der Webseite der Kanzlei „Aronfeld Trial Lawyers“.
Die Klage fordert finanzielle Entschädigung, aber vor allem auch eine Änderung der Alkoholpraxis an Bord. Der Anwalt sagte dem US-Fernsehsender CBS, dass das Verfahren wegen der komplexen Zuständigkeiten auf hoher See kompliziert werden dürfte. Dennoch wolle die Familie versuchen, die Reederei in Verantwortung zu ziehen.
Tochter beschreibt letzte Stunden
Eine Anfrage der Deutschen Presse-Agentur beantwortete Royal Caribbean zunächst nicht. Verschiedene US-Medien teilten jedoch mit, dass die Kreuzfahrt-Reederei das laufende Verfahren nicht kommentieren wolle.
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White war mit ihrer Tochter auf einem „Mädels-Ausflug“ unterwegs gewesen. Auf der Kreuzfahrt bot die Reederei Konzerte, Partys und Programmpunkte rund um Taylor Swift an.
Die Tochter sagte gegenüber CBS, ihre Mutter habe möglicherweise versucht, „ihr Geld wettzumachen“. Sie habe auf der Kreuzfahrt ein Getränkepaket mit unbegrenztem Alkohol-Kontingent gebucht. Sie habe ihre Mutter vorher nie so erlebt – und dieser letzte Eindruck werde sie lebenslang verfolgen, sagte sie dem Sender. (dpa/ee)
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