Sturm-Trio mit Sorgen: Holen die HSV-Bosse im Winter einen neuen Torjäger?
Die Diskussion begleitet den HSV von Woche zu Woche. Auch beim 0:1 gegen Wolfsburg offenbarte der Aufsteiger, wo der Schuh am meisten drückt. Nach acht Spieltagen warten die Hamburger weiterhin auf den ersten Treffer einer ihrer Sturmspitzen und bilden mit nur sieben erzielten Toren die zweitschwächste Offensive der Liga. Müssen die HSV-Bosse im Winter handeln, um das aktuell größte Problem des Kaders zu beheben?
Die Zeiten im Volkspark haben sich geändert. Noch in der Vorsaison war die Treffsicherheit der Mittelstürmer der große Trumpf des HSV und einer der wichtigsten Schlüssel zum Aufstieg. Satte 46 Treffer steuerten Davie Selke (22 Tore), Ransford Königsdörffer (14) und Robert Glatzel (zehn) zur Erfüllung des großen Zieles bei. Vergangenheit. Stattdessen steckt im HSV-Sturm seit Wochen der Wurm.
Kein HSV-Mittelstürmer traf in dieser Saison
Ob nun Königsdörffer, Yussuf Poulsen oder Glatzel – keiner der drei HSV-Mittelstürmer traf bislang in dieser Bundesliga-Saison. Königsdörffer knipste lediglich im Pokal in Pirmasens (2:1 nach Verlängerung). In der Liga ist Hamburgs treffsicherster Spieler Rayan Philippe (drei Saisontreffer), der allerdings über den rechten Flügel kommt. An vorderster Front aber spitzte sich die Situation mit dem Auftritt gegen die Wölfe noch zu.
Mit Königsdörffer und Glatzel trugen gleich zwei HSV-Angreifer seelische Wunden aus der Partie davon. Viel fehlte nicht und Königsdörffer hätte sich deutliche Pfiffe der Fans gefallen lassen müssen, so waren es nur einige wenige, die ihrem Unmut lautstark Luft machten.
HSV-Stürmer Königsdörffer ist seit 600 Minuten torlos
Für den gebürtigen Berliner wird die Situation immer belastender. In allen acht Partien durfte er von Beginn an ran und kommt auf insgesamt 600 Spielminuten. Von einem Tor aber entfernt er sich gefühlt immer weiter. Gegen Wolfsburg scheiterte er kläglich vom Elfmeterpunkt und erklärte danach sichtlich geknickt: „Im Endeffekt sind wir an mir gescheitert.“

Fragt sich: Wie lange hält Polzin noch an seinem glücklosen Stürmer fest, dem jedes Selbstvertrauen abhanden gekommen zu sein scheint? Bislang wurden Königsdörffers Einsätze auch mit dem Anlaufverhalten des 24-Jährigen begründet, zudem ist er der beste Konterspieler des HSV-Sturm-Trios. Doch der Spielstil der Hamburger veränderte sich zuletzt bereits, Polzin setzt aufgrund der vorhandenen spielerischen Reife seines Kaders nicht mehr ausschließlich auf schnelle Gegenstöße. Dazu macht Königsdörffer den Eindruck, dass ihm eine Pause gut täte. Schon am Dienstag (18.30 Uhr), im Pokal in Heidenheim?
Glatzel fehlte erstmals aus Leistungsgründen im HSV-Kader
Mindestens genauso schlimm ist die aktuelle Lage für Glatzel. Erstmals in seiner HSV-Zeit (seit Sommer 2021) wurde der 31-Jährige aus Leistungsgründen nicht in den Spieltagskader berufen. Am Sonntag deutete er beim Spielersatztraining im Volkspark zumindest an, dass er das Knipsen nicht verlernt hat. Ob diese Eindrücke aber reichen, um in Heidenheim ins Aufgebot zurückzukehren?

Offen, wie Glatzel mit der Situation umgehen wird. Bereits Anfang September trennte er sich von seinem langjährigen Berater Sascha Breese und ist zurzeit ohne festen Agenten. Bislang tendierte Glatzel nach MOPO-Informationen klar dazu, den Kampf beim HSV anzunehmen. Durch den Kader-Rauswurf hat sich seine Situation allerdings verschärft. Sollte es dabei auch in den kommenden Wochen bleiben, dürfte sich Glatzel in Richtung Winter-Transferperiode zumindest informieren, welche Möglichkeiten sich ihm bieten.
Aber: Mit seinem bis Sommer 2027 laufenden und gut dotierten HSV-Vertrag (mehr als eine Million Euro Gehalt pro Jahr) ist der Stürmer derzeit gut ausgestattet. Auch das dürfte im Herbst seiner Karriere eine Rolle in den Überlegungen spielen.
Immerhin: HSV-Kapitän Poulsen macht mehr und mehr Hoffnung
Königsdörffer trifft nicht, Glatzel durfte es zuletzt nicht mal versuchen. Bleibt noch Poulsen. Der Däne macht zumindest Hoffnung, offenbarte nach seiner Einwechslung gegen die Wölfe in nur 26 Minuten, wie gut seine Strafraum-Präsenz dem HSV tun kann. In Sachen Torgefahr wäre er als Mittelstürmer ohnehin Polzins größter Trumpf. Das große Rätsel: Spielt Poulsens Körper da auch mit?

Wochenlang wurde der 31-Jährige behutsam aufgebaut und ist nun in der Lage, zumindest teilweise zu helfen. Mehr als 30 bis maximal 45 Minuten hat er aber ganz sicher noch nicht im Tank. Zudem stellt sich die Frage, inwiefern der Körper des Ex-Nationalspielers (86 Einsätze) auf dauerhafte Belastungen reagieren würde. Bereits am Tag nach dem Wolfsburg-Spiel trat Poulsen kürzer und ging nicht mit den anderen Kollegen, die tags zuvor wenig oder gar nicht gespielt hatten, auf den Platz. Auch künftig soll die Intensität bei Poulsen klar reguliert werden. Denn der HSV braucht seinen erfahrenen Kapitän als Anführer und Torjäger.
HSV-Bosse sichten auf dem Transfermarkt
Eine Position, drei Baustellen. Auch deshalb sondieren die Bosse den Sturm-Markt, um sich auf die Winter-Transferperiode vorzubereiten. Derzeit spricht vieles dafür, dass Sportvorstand Stefan Kuntz und Sportdirektor Claus Costa im Januar einen zusätzlichen Angreifer verpflichten wollen, bislang aber ist noch keine Spur konkret. Dafür wäre es zum derzeitigen Saison-Zeitpunkt auch zu früh.
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Polzin hofft derweil, dass der Knoten in der kommenden Woche platzt. Nach dem Heidenheim-Spiel wartet am Sonntag der Auftritt in Köln. Und vielleicht spricht genau das am Ende dann doch wieder für eine neue Königsdörffer-Chance. Zur Erinnerung: In der Vorsaison erzielte der Stürmer alle drei HSV-Treffer gegen den FC, traf beim 2:1 im Rheinland doppelt und dann im Januar (nach zuvor verschossenem Strafstoß) im Nachsetzen zum 1:0. Eine mentale Komponente, die in Polzins Gedanken eine nicht unerhebliche Rolle spielen dürften.
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